-2- Uneinigkeit & Beistand

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Kay:

„Bitte sag mir, dass ich mir das gerade nur eingebildet habe", bemerkte ich mit gesenkter Stimme, als das rothaarige Mädchen auf mich zu tänzelte. Sie musste wirklich immer übertreiben,
„Dir auch einen wunderschönen Morgen, Kay", gab Mira in normaler Lautstärke die Antwort. Dabei sprühten geradezu neckische Funken aus ihren Augen.

Sie wollte meinen missmutigen Bemerkungen zu ihrer Vorstellung nicht im Alleingang gegenübertreten.
Nicht etwa, weil sie es nicht gekonnt hätte. Nein, einfach weil es ihr auf diese Weise mehr Freude bereitete.
Meine Kindheitsfreundin wusste, dass ich mich vor der Gruppe nicht negativ zu der neuen „Partnerschaft" -wenn man das so nennen wollte- äußern würde.
Jack zuliebe.
Die anderen kümmerten mich in dem Sinne wenig.
„Wunderschönen Morgen", wiederholte ich ihre Worte. Die deutliche Ironie in meiner Stimme weckte die Belustigung der Empfängerin. Schmunzelnd hackte sie sich bei mir ein.
„War doch gar nicht so schwer."
Innerlich schlugen meine Augen einen Salto.

Nun, da alle anwesend zu sein schienen, machten sich die Gruppe auf zum Hauptgebäude. Dabei schloss sich Jack der Vorderfront an. Währenddessen bildete ich mit Mira den Schluss.
Auf dem Weg hielten wir ein wenig Abstand zu den anderen. Auf diese Weise konnte ich das Thema erneut ansprechen, ohne ungewollte Aufmerksamkeit zu erregen.
„Also, meinst du es ernst mit dem da."
Ein unauffälliges Zucken mit dem Kopf in Richtung Niko unterstützte meine Frage. Das Mädchen zu meiner Linken warf mir einen Blick zu, als wäre die Frage völlig unberechtigt. Auf mein Schweigen hin sagte sie schließlich mit einer Gegenfrage.
„Mache ich denn je halbe Sachen?" Ihr Kopf legte sich schräg. Aus dem Augenwinkel sah ich eine einzelne Strähne vor ihre Augen fallen.
„Normalerweise nicht. In dem Fall wäre es mir aber lieber."
„Du hast aber auch immer etwas auszusetzen." Durch die gesenkte Tonlage klang die Kritik eher wie eine nebenbei bemerkte Nichtigkeit. Meine Freundin spielte eindeutig wieder ihre Spielchen mit mir. Sollte sie ruhig. Solange dabei herauskam, dass eine Partnerschaft mit dem Blondschopf lediglich ein schlechter Witz war.

Das Gesicht nun vollends meiner Gesprächspartnerin zugewandt, gab ich meine Bedenken preis.
„Wie sollte man einen wie ihn ernst nehmen? Sein Benehmen ist viel zu kindisch. Zudem ist er auch sonst einfach nicht gut genug für dich."
„Ach und wer -außer deiner Wenigkeit- wäre das?", konterte Mira ohne mit der Wimper zu zucken.
Dabei fluteten die Sonnenstrahlen ihre bräunlichen Augen mit gelben Wellen. Erwartungsvoll starrte mich dieses Schauspiel aus ineinander verschwimmenden Farbtönen an.
Jede Sekunde des Überlegens bedeutete verschwendete Zeit. Jener Tatsachen waren wir uns beide bewusst. Mir würde so oder so keine Person einfallen.
Dieses ca. 1,73m große Mädchen mit den frechen roten Haaren und dem kecken Lächeln war wie eine Schwester für mich.
Niemand würde je gut genug sein.

Ich schloss für einen Moment die Augen. Mit einem leichten Kopfschütteln zog ich sie ein wenig näher.
„Ich gebe mich geschlagen. Zumindest was deine Frage betrifft. Mit deiner jetzigen Wahl bin ich dennoch nicht im Geringsten einverstanden."
„Dabei tuen sich mit ihr so viele Vorteile auf." Meine Stirn legte sich bei der Aussage sofort in Falten.
„Ach und die wären?"
„Zuerst einmal verbringen wir so automatisch mehr Zeit miteinander."
Mira machte eine kurze Pause. Als meine Augen sie lediglich wartend musterten, fuhr sie fort.
„Keine überschwängliche Freude? Nein? Gar nichts?" 
Ich schwieg weiter.
„Nungut, dann eben nicht. Weiter gehts: du kannst uns bzw. ihn besser im Auge behalten."
„Das wäre tatsächlich ein Punkt."
„Sag ich ja. Und last but not least: Du musst dir keine Sorgen mehr um ihn als Konkurrenz in Sachen Jack machen."

„Was?" Die absurde Art dieses Gedankens ließ mich beinahe anhalten. Mira aber zog mich weiter vorwärts. Ich brauchte einen Moment, um mich zu sammeln.
>>Niko ein Konkurrent? Völlig absurd<<
„Ich glaube, deine Gefühle trüben dein Urteilsvermögen. In diesem möchtegern Alpha würde ich nie auch nur einen Hauch von Konkurrenz sehen." Mira lachte leise.
„Jetzt belügst du dich aber selbst, mein lieber Freund. Du reagierst bei niemanden sonst derartig gereizt, wenn er in Jack's Nähe ist, wie bei Niko."

Afraid of the Alpha: new LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt