Kapitel eins

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Manche Menschen halten es für altmodisch, wenn man daran glaubt, dass es die wahre Liebe wirklich gibt. Aber um nicht daran zu glauben, habe ich einfach zu viele Romane gelesen, in der am Ende alle diese einzig wahre Liebe kennengelernt haben. Für mich ist es nicht altmodisch, oder gar unrealistisch. Für mich ist es etwas, das jeder verdient hat. Diesen einen Menschen, der das Leben bunter, lauter und fröhlicher macht. Mit dem der Lieblingskuchen besser schmeckt und mit dem das Lieblingslied gleich doppelt so glücklich macht. Denn das ist wahre Liebe für mich. Es sind keine ellenlangen Liebesversprechen oder permanenten Küsse, sondern die Momente, die man mit dieser einen Person erlebt.

Die Sonnenaufgänge an einem warmen Tag, das glitzernde Wasser im See, das gemeinsame singen auf Autofahrten, oder aber das leise beisammen sitzen und lesen. Es sind die kleinen Dingen, mit dem richten Menschen, die das Leben so unglaublich schön machen. Denn das Erleben mit der richtigen Person ist wie der Geruch eines neuen Buches oder frisches Popcorn im Kino, das schon nach der Werbung fast leer ist. Wenn man den einen gefunden hat wird jede Sekunde zu einem Feuerwerk.

Das ist es, was wahre Liebe ausmacht. Erlebnisse, die einem für immer im Gedächtnis bleiben. Und vielleicht euch die heimlichen Küsse in der Öffentlichkeit, die dann zustande kommen, wenn einem die Tür offengehalten wird, oder man Händchenhaltend die Straße überquert.

Ich glaube daran, dass es für jeden Menschen diese eine Person gibt, die das Leben goldwert macht. Egal, wie lange man suchen muss, um sie zu finden. Irgendwann kommt der richtige Moment und dann weiß man einfach, dass ab da alles besser wird.

Doch so sehr ich diese Vorstellung liebe - in naher Zukunft wird sie für mich sicherlich keine Realität. Nicht, wenn die Typen an meiner High School ihr Ego höher gesetzt haben, als gut für sie ist. Kein Junge in meinem Umfeld hat mich je so fühlen lassen, wie die Männer in den Büchern, die ich verschlungen habe. Weil mir keiner von ihnen die Autotür aufhalten, einen Blumenstrauß schenken, oder mit mir Kuchen backen würde. Eher gefriert die Hölle zu.

Die Jungen an meiner Schule wollen nur angehimmelt werden. Die Mädchen sollen sich um sie reißen. Und dann, wenn sie mit einer von ihnen geschlafen oder gespielt haben, lassen sie sie fallen. Das hat für mich nichts mit Liebe oder gar Zuneigung zu tun.

Aus diesen eben dargelegten Gründen halte ich es für mehr als unwahrscheinlich, meine große Liebe hier zu treffen. In meiner kleinen Heimatstadt Milford, im schönen Massachusetts. Und schon gar nicht auf dem Weg zum Nachsitzen.

Aber das ist in Ordnung, denke ich. Die meisten High School Romanzen halten ohnehin nicht für immer. Es wäre also viel herzzerreißender, jetzt meine große Liebe zu finden, um nur ein oder zwei Jahre später festzustellen, dass die Chemie einfach nicht stimmt. Da warte ich lieber ein bisschen länger auf mein Happy End. Fest im Glauben, dass es eins für mich geben wird, das so perfekt ist, wie ich es mir vorstelle. Vielleicht setze ich meine Ansprüche auch einfach zu hoch an, wer weiß. Träumen darf man ja wohl noch.

Ich beschleunige meine Schritte, als das Schild mit der Aufschrift „Nachsitzen/Nachhilfe" am Ende des Flurs in Sicht kommt. Laut der Uhr, die darüber hängt, habe ich nur noch drei Minuten, um nicht zu spät zu meiner letzten Stunde heute zu kommen. Zu der ich - wohlgemerkt - gezwungen wurde.

Für gewöhnlich muss ich weder Nachsitzen, noch brauche ich Nachhilfe oder gebe welche. Allerdings ist meine beste Freundin Autumn seit Samstag krank und hat mich deshalb darum gebeten, ihren Nachhilfeschüler zu übernehmen. Dafür zahlt sie mir eine Woche lang das Mittagessen. So gesehen ein wirklich fairer Deal - vor allem für die Tatsache, dass sie dem absolut unausstehlichsten, protzigsten und egoistischten Jungen der Schule hilft, besser in Englisch zu werden. Zu meinem Leidwesen eines meiner besten Fächer. Daher kam für Autumn sofort ich infrage, was das übernehmen ihrer Stunden angeht. Deshalb sehe ich mich nun gezwungen, drei Mal die Woche Zeit mit Cole O'Brien zu verbringen - eben besagtem Großkotz.

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