❀ F O R T Y S E V E N ❀

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Die Tage vergingen, Weihnachten kam und ging und es kam mir schon jetzt so vor, als hätte ich diese Zeit einfach übersprungen. Es gab nichts, was mir das Gefühl gab, dass es diese Zeit des Jahres war. Dass bereits der Countdown für Silvester lief, der heute auf vier stand. Noch vier Tage, dann ist dieses Jahr zu Ende. Es waren die wahrscheinlich schlimmsten und schönsten dreihunderteinundsechzig Tage meines Lebens...

Gedankenverloren kritzelte ich in meinem Block herum, dass sich am Ende tatsächlich ein sinnvolles Bild ergab, hätte selbst ich nicht erwartet. Und David wohl auch nicht, der offensichtlich schon eine ganze Weile über meine Schulter geschaut hatte.
„Zeig mal her." Er streckte seine Hand nach dem Notizbuch aus und ich hielt ihn nicht auf, als er es an sich krallte und einen näheren Blick auf die filigrane Rose in Größe einer Erdnuss warf.
„Das ist wirklich schön, Clara."
„Danke, David ... Ich schenk's dir." Mit diesen Worten verließ ich das Wohnzimmer und suchte stattdessen das Schlafzimmer auf.

Ich stellte mich vor einen der vielen Spiegel und krempelte meinen Hoodie hoch und schob meine Jogginghose ein Stück runter, um meine Hüfte betrachten zu können.
Nachdem ich von Adonis gegen die Schließfächer geschubst wurde und dabei offensichtlich gegen ein offenes geknallt bin, hatte sich ein großer Bluterguss auf meiner Haut sichtbar gemacht. Der Knochen schmerzte noch immer, wenn ich ihn berührte, weswegen ich lieber die Finger davon ließ. David hatte zwar darauf bestanden, dass ich damit zum Arzt gehen sollte, doch in diesem Punkt blieb ich stark.
Ich. Gehe. Nicht. Zum Arzt! Früher durfte ich das nicht. Wenn in der Schule gefragt wurde, woher die blauen Flecken an meinen Armen und Beinen kamen, bin ich die Treppe runtergefallen, oder was es da noch für Ausreden gab. Heute wäre ich sicher nicht mehr so dumm und hätte dieses Monster geschützt. Vielleicht wäre ich sogar stark genug und könnte mich gegen ihn wehren, mit Worten, die ich damals in Angst vergessen hatte.
Heute weiß ich es besser. Er hat mich an diesem Tag zu einem Monster gemacht, Er hat meinen Bruder vergiftet und ihn zu einem anderen Menschen gemacht. Selbst wenn ich gewusst hätte, dass er noch lebt, hätte ich ihm nicht geholfen.
Schon lustig, wenn man bedenkt, dass Adonis in gewisser Weise den selben Tod gestorben ist wie unser Vater. Beide sind verblutet, vollgepumpt mit irgendwelchen Drogen und völlig verrückt. Wie sagt man so schön: Wie der Vater, so der Sohn...

Ich ließ von meinem Spiegelbild ab, als ich hörte, wie die Eingangstüre laut scheppernd ins Schloss geschlagen wurde. Zwei Stimmen, die mit einander diskutierten, übertönten den Hall dessen, der noch immer zwischen den Wänden hallte. Was zum-
Sobald ich bemerkte, dass eine dieser Stimmen zu David gehörte, was nur logisch war, immerhin war es sein Apartment, bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich wusste nicht wovor ich Angst hatte, jedoch blieb mir auch keine Zeit mir wirklich Gedanken darüber zu machen. Ich musste nachsehen, sofort!

Die weibliche Stimme wurde immer lauter und aggressiver, je weiter ich den Flur entlang ging. Und dann sah ich sie. Ich blieb sofort stehen und beobachtete das Geschehen aus Entfernung. Mein Herz hämmerte von innen gegen meine Brust, das Blut pulsierte in jeder Ader meines Körpers, während sie ihn anschrie.
„Du bist ein verdammter Bastard, ein scheiss Wichser!" Sie war kurz davor auf David loszugehen. Ihre schwarze Haarmähne wackelte bei jeder hektischen Bewegung, bei jedem Schritt, den sie auf ihn zu ging.
„Wirklich, du bist der Abschaum der Menschheit. Das, was alleine verrottet, wenn man in die Zukunft schaut! Denkst du wirklich, dass ich dein scheiss Geld will?!"
David stolperte einen Schritt zurück, als sie ihm mit voller Wucht einen Zettel gegen die Brust drückte. Meine Augen verfolgten, wie er zwischen den Füßen der beiden zu Boden flatterte. Nur zu gerne würde ich wissen, was da drauf steht...

„Wirklich, wie kannst du es auch noch wagen so etwas zu tun? Denkst du wirklich, dass du dir mit deinem scheiss Geld alles kaufen kannst?!"
„Hör auf so rumzuschreien!" Entgegnete David, doch davon wollte sie nichts wissen.
„Warum sollte ich? Jeder soll wissen, was für ein Wichser du bist! Weil weißt du was, auch zehn Million bringen mir nicht das zurück, was du mir genommen hast!"

Promised Love - the stranger in my bed | LH FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt