❀ N I N E T E E N ❀

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Die nächsten Tage vergingen, ohne dass ich es schaffte, mich wirklich von den ganzen Gedanken zu lösen, welche sich zu Haufe in meinem Hirn anstauten. Nicht nur die Sache, was das mit David und mir nun eigentlich ist blieb stetig in meinem Kopf, nein, viel mehr war es eigentlich etwas anderes, was für mich im Vordergrund stand. Und das blieb nicht unbemerkt. Zumindest nicht von den allermeisten...

„Ist alles gut? Du wirkst so nachdenklich..."
Ich nickte, als mich der besorgte Blick von David traf.
„Ja, ich... Ich denke bloß nach..."
Müsste ich beschreiben, was in diesem Moment in meinem Kopf vor sich ging, würde ich wahrscheinlich daran scheitern. Da war so viel und doch nichts.

„Sicher? Wenn du darüber sprechen willst, dann..."
Er sprach den Satz nicht fertig, aber ich wusste trotzdem, was er mir sagen wollte.
„Ganz sicher..." Ich rang mir ein Lächeln ab, bevor ich mich umdrehte um das polierte Glas ins Regal zu räumen.

Außer uns war keiner mehr hier, das Restaurant war schon seit einer Weile leer. Um genau zu sein so lange, wie David schon hier sitzt und an seiner Cola schlürft. Genau, die Cola, die hier sechs Dollar kostet...

„Ich denke nur nach..." Ich wendete mich wieder der Theke zu und begann das nächste Glas zu polieren. Währenddessen gingen mir tausend Gedanken durch den Kopf, die alle mit den Papieren zu tun hatten, welche gestern gekommen waren. Es waren die Erbschaftspapiere, ich hatte sie gestern unterschrieben und zurück an den Anwalt meiner Tante geschickt. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich damit das richtige getan habe...

„Glaubst du, dass es richtig war, die Erbschaftspapiere zu unterschreiben?" Fragte ich nach einiger Zeit der Stille und warf David einen unsichern Blick zu. Irgendwie hoffte ich, dass er mir das schlechte Gewissen nehmen konnte, welches ich deshalb habe. Aber ich habe meinen Bruder nicht hintergangen, nein, er ist selbst schuld. Wo auch immer er gerade ist, was er tut und was er denkt, ob er überhaupt noch lebt, ich habe nichts Unrechtes getan.
Mit diesen Worten versuchte ich mich selbst zu überzeugen, ich würde sie so oft wiederholen, bis ich es selber glaubte.

„Hmm." David zögerte kurz und schien nachzudenken. Dann fasste er seine Stimme wieder, setzte sich aufrecht hin und klang überzeugter denn je.
„Weißt du was? Es ist egal!"
Ich legte meinen Kopf leicht schief, was meinte er damit?
„Ja, es ist egal. Es gibt kein richtig oder falsch, du hast das gemacht, was sich für dich am besten angefühlt hat, und das ist das, was zählt..."
Er legte Seine Hand auf meinen Arm und lächelte. In diesem Moment glaubte ich wirklich, dass David recht hatte. Vielleicht, ganz vielleicht war ja wirklich etwas dran und es ist egal? Womöglich hatte er recht, und ich sollte mir keine Vorwürfe für etwas machen, was nie in meinen Händen lag? Möglicherweise sollte ich aufhören mich für etwas schuldig zu fühlen, was niemals meine Schuld war?

„Vielleicht hast du recht..." Ich lächelte ebenfalls. Auch wenn es viel zu viel gäbe, was dagegen spräche, halte ich fest an diesem kleinen vielleicht.

„Ich habe immer recht... Und jetzt komm her, dich die ganze Zeit Arbeiten zu sehen macht mich verrückt!"
David klopfte auf seine Oberschenkel, woraufhin ich unwillkürlich grinsen musste.
„Hat mich da etwa jemand vermisst...?" Neckte ich ihn und schmiss meinen Polierlappen auf den Tresen. Dann ging ich um diesen herum zu David, der mich direkt zu sich zog.
„Ein ganz kleines bisschen vielleicht..."
Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und wir mussten beide kichern.
„Ich meine, du bist zwar sehr sexy, wenn du arbeitest, aber ich kann dich nicht die ganze Zeit anschauen, ohne dich anzufassen."

Der Abstand zwischen uns schmolz immer weiter, bis ich seinen heißen Atem auf meinen Gesicht spürte und nichts mehr wollte, als zu fühlen wie er mich begehrt.
„Küss mich..."
Ich wusste nicht, ob das hier romantisch war oder aus reiner Lust entstand, aber es fühlte sich unglaublich an, als er die Lücke zwischen uns schloss und mich küsste. In diesem Moment blieb die Welt um uns herum stehen und ich vergaß die Dinge, die ich vergessen wollte. Als müsste es so sein, es passte einfach perfekt.

Unser Kuss wurde verlangender, ich spürte wie der Abstand zwischen uns weniger wurde. Nicht nur physisch, auch im inneren. Denn ich hatte das Gefühl, dass jeder Kuss, jede Berührung, die Lücke zwischen uns kleiner werden ließ. Jeder Augenkontakt drückt Dinge aus, die niemand sagt und jedes Wort aus seinem Mund, lässt den Wunsch ihm nahe zu sein nur noch größer werden. Sein Dasein ist meine Schwäche, und ich hatte keine Ahnung, wann der Moment kommen würde, in dem mir diese Schwachstelle zum Verhängnis wird. Das Einzige, was ich wusste war, dass dieser Tag früher oder später kommen wird, es war nur eine Frage der Zeit...

Plötzlich löste er sich wieder von mir.
„Lass uns hier weg. Deinem Rücken zu liebe..." Er grinste und fuhr mit seiner Hand an meiner Taille entlang. Mich beschlich das Gefühl, dass er irgendwas plante. Und ich lag offensichtlich richtig...

„Vertraust du mir?"
Perplex sah ich ihn an, was die Frage sollte verstand ich nicht.
„Ähm also, i-ich d-denke schon, warum?"
„Dann schließe deine Augen."
Er ignorierte meine Frage, doch ich tat trotzdem was er sagte.

Ich wehrte mich nicht weiter dagegen, als er mir die Augen mit einem weißen Bandana verband. Das einzige an was ich in diesem Moment denken konnte war, dass es nach ihm roch. Es war der beste Geruch den ich kannte und jetzt wo ich nichts mehr sehen konnte, erschien er mir noch intensiver als davor.
„Gib mir deine Hand."
Ich folgte seinen Anweisungen und legte meine Hand in seine, ohne auch nur einen Moment zu hinterfragen, was mit mir geschah. Und das war dumm, ich weiß, aber ich tat es eben trotzdem.

„Warte!"
Ich war bereits aufgestanden, als mir plötzlich ein Gedanke kam. „Ich brauch meine Sachen und du musst den Laden abschließen."
„Zu deinem Befehl..." Redete David mit hochgestochener Stimme und ich musste unwillkürlich anfangen zu kichern, bevor ich ihm erklärte wo meine Tasche war und ihm den Schlüssel gab, damit er hinter uns zumachen konnte.

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Hallöchennn,
Es tut mir leid, dass ich gestern kein neues Kapitel hochgeladen habe (war so eigentlich nicht geplant), aber meine Oma ist vor zwei Tagen gestorben, weswegen mir ehrlich gesagt die Lust gefehlt hat, mich hier rum zu kümmern... Ich versuche ab morgen regulär zu uploaden, versprechen kann ich dennoch nichts.

Fly high giagiá🕊️

(Bis im nächsten Kapitel <33)

Promised Love - the stranger in my bed | LH FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt