❀ T W E N T Y N I N E ❀

219 6 3
                                    

Das Klingeln meines Weckers ließ mich morgens wach werden. Ich fühlte mich schrecklich, ab dem ersten Moment an, in dem ich meine Augen geöffnet hatte. Und ich wusste, dass es nicht an einem schlechten Alptraum lag, auch wenn sich das gestern definitiv wie einer angefühlt hatte. Aber nein. Es war die harte Realität, welche sich in Form eines bitteren Geschmacks auf meiner Zunge ausbreitete.
Nur Whisky könnte mir jetzt helfen diesen Geschmack herunterzuspülen, und alles was damit zusammenhing hoffentlich auch...

Bevor ich noch weiter in den Gedanken an gestern versinken konnte, schnappte ich mir mein Handy und tapste ich in die Küche. Mein Magen ächzte nach Wasser. Eiskalt am besten, so ernüchternd wie möglich... Irgendwie hoffte ich immer noch, dass ich bald aufwache und merke, dass das alles nur ein böser Traum war. Doch ganz tief im inneren wusste ich bereits, dass das nicht passieren wird. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich schon seit Mittwoch so eine gewisse Vorahnung, als mir David von einem mysteriösen Leichenfund erzählt hat, der helle Stern am Himmel. Sie war da. Sie hatte es mir gesagt. Er wird mich umbringen... Aber ich wollte das nicht wahrhaben, vergrub die wahren Tatsachen lieber unter falschen Vorstellungen. Hätte ich gewusst, dass sie sich danach selber in den Tod stürzt, wäre ich doch nie gegangen...

Jetzt war es zu spät, das wusste ich. Und es brach mir das Herz, still und leise. Die Scherben drohten mich von innen aufzuschlitzen, ganz langsam und qualvoll, während ich immer weiter ausblutete.

Ich löste mich aus dem reißenden Fluss an Gedanken, als es plötzlich an meinem Fenster kratzte. Ich drehte mich um und entdeckte Margarita auf dem Fensterbrett stehen. Es war schon lange her, dass wir uns gesehen hatten...

„Na du süße..." Ich streichelte ihr über den Kopf nachdem ich das Fenster geöffnet hatte und musste unwillkürlich schmunzeln. Ihr Fell war so unglaublich weich, so glänzend und einfach nur wunderschön. Ihr Körper wandte sich genießerisch unter meiner Hand, bevor sie ganz zu mir herein hopste und sich auf die Theke setzte. Natürlich wollte sie etwas zu essen haben...

Nachdem sie die Leckereien verputzt hatte, die ich ihr hingelegt habe, verschwand sie wieder. Und ich war alleine. Ich ließ meine Augen umherschweifen. Der Blick auf David's Blumenstrauß hinterließ eine komische Leere in mir. Ich wünschte er wäre gerade bei mir...

Dann fiel mir plötzlich wieder ein, dass ich mir doch fest vorgenommen hatte Carol zurück zu rufen. Also tat ich genau das, doch sie ging nicht ran. Auch nach der fünften Wahlwiederholung nicht. Komisch, na ja, vielleicht war sie gerade einfach nur beschäftigt?! Ich sollte es nachher noch einmal probieren...

Ohne zu wissen, dass mein früheres Leben in diesem Moment auch seinen letzten Anker verloren hatte, machte ich mich fertig fürs Training. Wenn es etwas gab, was mich jetzt ablenken konnte, dann war es dem Druck ausgesetzt zu sein, dass in wenigen Wochen die Qualifikationen sind. Und auch wenn Nils und ich wirklich gute Chancen haben, da wir uns schon sehr sicher in der Kür sind und mit Pascal sicher die beste Unterstützung haben, ist es doch aufregend und nervenaufreibend zugleich. Diese Qualifikation ist das Ticket zu den Meisterschaften und die bringen mich wiederum meinem Traum näher. Denn Traum, den ich schon als Kind hatte. Ich will hoch an die Spitze. Dieses Ziel ist alles was ich habe...

Tatsächlich muss ich ehrlich zugeben, dass mein Tag weniger aufregend war, als erwartet. Doch das störte mich ganz und gar nicht, eher im Gegenteil sogar. Ich war froh über alles, was mich irgendwie von den erdrückenden Tatsachen des Lebens ablenken konnte...

Als ich zuhause war rief ich sofort David an, ich hatte es ihm schließlich versprochen, bevor ich vorhin gegangen bin.

„Na wie geht's?" War die erste Frage, die er mir entgegen brachte und ich freute mich, dass es jemand gab, bei dem ich mir sicher sein konnte, dass er nicht einfach nur so fragte. Andererseits hatte ich auch gehofft, dieser Frage aus dem Weg gehen zu können. Mir ging es beschissen, am liebsten würde ich mich unter der Decke verkriechen und warten, bis die ekelhafte Stimme in meinem Kopf aufhört auf mich ein zu reden...

„Ach ja..." Seufzte ich schließlich und ließ mich aufs Sofa sinken. „Ich bin ziemlich müde. Das Training war sehr anstrengend..." Ich hatte nicht vor David die Wahrheit über Heather zu sagen.

„Solange es gut war und euch weitergebracht hat..." Dabei stimmte ich ihm zu. Dann erzählte er mir ein bisschen über das was er den lieben langen Tag so gemacht hat und ich verlor mich völlig in der Vorstellung David mit seinen Hunden spielen zu sehen.
„Oh man, ich wäre gerade echt gerne bei dir..." Meine Worte brachen als ein schwaches Lachen hervor. Die Vorstellung aus diesem verdammten Leben hier rauszukommen war viel zu schön um sie weiter zu verfolgen, das machte mich sonst nur traurig.
„Ich hätte dich gerade auch echt ziemlich gerne bei mir. Dann könnten wir zusammen spazieren oder kuscheln oder..."
„Kuscheln?" Fragte ich wenig überzeugt und runzelte die Stirn, was David in diesem Moment natürlich nicht sehen konnte.
„Okay gut, vielleicht ein bisschen mehr als kuscheln..." Gab er schließlich zu und ich musste grinsen, ich hatte nichts anderes von ihm erwartet...

„Und was genau heißt mehr als kuscheln bei dir?"
„Hm, lass mich überlegen..." Ein Rascheln trat in die Leitung, ein dumpfer Schlag folgte, als wäre irgendwo eine Tür zugefallen. Dann hörte ich wieder die Stimme von David.
„Ich denke, das heißt, dass ich dich gerne aufs Bett schmeißen und solange vögeln würde, bis wir beide nicht mehr können und eine Zwangspause einlegen müssen."
„Klingt ziemlich aufregend." Der Gedanke ihm gerade nah zu sein gefiel mir, er könnte mich sicher für eine ganze Weile von der ganzen Scheiße hier ablenken...

Das Geräusch der Wohnungstür ließ ich mich augenblicklich aus diesen Gedanken schrecken. „... Auf jeden Fall meinte mein Bruder dann, dass..." Und dass David längst von irgendwas anderem erzählte blieb mir auch unbemerkt.

Mit dem Handy am Ohr sprang ich von der Couch auf, um die Tür aufzumachen. Allerdings hatte ich nicht die geringste Idee, wer es sein könnte. Kira hätte mir sicher geschrieben, bevor sie vorbei kommt, Nils und Pascal würden auch keinen Sinn ergeben und ansonsten fiel mir nur Carol ein, die ich eigentlich nochmal anrufen wollte...

Also drückte ich die Türklinke runter und hätte sie am liebsten direkt wieder zugeschlagen, als ich sah wer da stand.

„Sind Sie Clara Petros?"
Ich schluckte schwer. Alles was davor noch in meinem Kopf war, war nun weg. Plötzlich war meine Kehle trocken und ich vergaß, dass David noch immer am Telefon war.

Jetzt war es so weit. Jetzt wollten sie mich für das drankriegen, was ich getan habe. Nicht nur Heather, auch mein Vater.

——————————————
Hallöchennn,
Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat, auch wenn es nicht so lang und nicht so aufregend war :)
Vergesst natürlich nicht einen Vote und einem Kommentar dazulassen, wenn ihr schon hier seid. Ich freue mich immer sehr eure Meinungen, Gedanken und predictions über das zu lesen, was eventuell als nächstes passiert...

(Ich bin btw diese Woche in Monza, falls ihr also Interesse habt könnt ihr mir sehr gerne auf Instagram folgen, dort werde ich so viel (qualitativ hochwertigen) content posten, wie es möglich ist hahah)

Social media:
Instagram: Annpakki
TikTok: Annpakki

Promised Love - the stranger in my bed | LH FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt