Kapitel 7

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I don't want it
And I don't want to want you
But in my dreams I seem to be more honest
And I must admit you've been in quite a few

Billie Eilish - Halley's Comet

Zwei Tage später saßen sie wieder in der Bibliothek, vielleicht zum aller letzten Mal zusammen. Harry hatte darauf bestanden, auch wenn Louis sich nicht sicher war, ob an diesem Punkt noch Notwendigkeit dafür bestand. Er hätte sich sicher herausreden können, aber ihm war auch bewusst, dass er noch nie seine Hausarbeiten mit solcher Sorgfalt und Regelmäßigkeit erledigt hatte, wie seit er mit Harry in die Bibliothek ging. Unter normalen, oder besser gesagt alten, Umständen hätte es ihn auch nicht wirklich interessiert, doch mit den UTZ-Prüfungen, die drohend am Ende des Schuljahres auf sie warteten, linderte es etwas den Stress, der Louis sonst geplagt hätte.

Stress allein brachte es nie fertig ihn tatsächlich zum lernen zu bewegen, so lebte er normalerweise mit dem Stress und versuchte sich selbst zu überreden, etwas Arbeit in seine Aufsätze zu stecken. Doch mit ihrer gemeinsamen Zeit in der Bibliothek begleitete ihn tatsächlich das stolze Gefühl etwas geschafft zu haben. Dabei verbrachte er bei weitem nicht so viel Zeit mir Lernen wie Harry es tat.

Harry arbeitete erneut mit wachsender Frustration an einem Aufsatz für Astronomie, doch nach Louis' letztem, voreilig abgelehnten, Hilfsangebot an Harry weigerte er sich, es ein zweites Mal zu versuchen. Harry war ganz einfach selbst schuld wenn er zu stolz für Louis' Hilfe war und ihm obendrein noch unterstellte, seine Arbeit nicht gewissenhaft zu machen. Auch wenn er damit nicht wirklich falsch lag, fand Louis es dennoch unhöflich genug um weitere Hilfe auszuschließen.

Stattdessen genoss er die allgemeine Atmosphäre der Bibliothek, sah aus dem von Regen befleckten Fenster, machte sich im Stillen über Harrys tintenbeflecktes Gesicht lustig und tat im allgemeinen alles, um sich nicht um seinen eigenen Aufsatz kümmern zu müssen. Und es war gerade an diesem Tag so herrlich einfach.

Der Himmel war grau, wie er es eigentlich an jedem der letzten fünf oder sechs Tage war und an diesem spezifischen war nun die Wolkendecke so voll von Wasser gewesen, dass es seit Stunden vor sich hin regnete und alles unter einer Schicht aus dunkelbraunen Matsch begrub. In kleinen Böen prasselte der Wind immer wieder gegen das Fenster unter dem sie saßen und brachte ein unterschwelliges Getrommel zu Stande, welches von jedem Fenster der Bibliothek kam und erst von den Regalen wieder verschluckt wurde.

Durch die dichte Wolkendecke war es, obwohl es erst Nachmittag war, in der Bibliothek so dunkel wie am späten Abend und warme Lampen wie Kerzen brannten überall und erhellten ihre kleine Lücke zwischen den Regalen in warmen Licht, dass umso mehr Schatten warf. Eine Kerze stand auch unter dem Fenster an dem sie saßen, direkt zwischen ihnen und Louis beobachtetet eine gute Zeit die wackelnde Flamme, wie sie sich in die Höhe streckte und flackernd und wankend wieder zusammen brach.

Louis hatte seine Beine unter dem Tisch ausgestreckt und neben Harry auf die Bank gelegt, auf der er saß. Der Tisch zwischen ihnen war bedeckt mit beschmiertem Pergament, einzelnen Ideen und Skizzen von Harry, Büchern über Büchern und an einen unsicheren Ort dazwischen hatte Harry ein Tintenfass platziert, dazu bestimmt jeden Moment umzukippen und Harrys harte Arbeit zu ruinieren. Louis wies ihn nicht darauf hin, es war Teil seines Entschlusses Harry nicht weiter zu helfen.

Ihr Platz lag abgeschieden von vielen anderen, ziemlich am Ende der Bibliothek, gequetscht unter ein Fenster zwischen riesigen Regalen, fast umschlossen von weiteren. Es lies diesen Platz fast geheim wirken und noch gemütlicher als er nicht ohnehin schon war.

Louis sah erneut rüber zu Harry, der seine Haare versucht hatte mit seinem Zauberstab zurückzubinden. Es war ihm allerdings nur mäßig erfolgreich gelungen und so hingen ihm noch immer die kurzen Locken um sein Gesicht und in sein Sichtfeld und er streifte sie sich immer wieder hinters Ohr, wo sie auch nicht recht halten wollten.

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