☆ 𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟐 ☆- 𝐋𝐚𝐬𝐬 𝐬𝐭𝐞𝐜𝐤𝐞𝐧

44 2 2
                                    


Ich saß auf hinteren braunen Ledersitzen unseres Autos und starrte aus dem Fenster. Unser Auto war voll gepackt mit ein paar Koffern und Umzugskisten. Unser Umzugstransporter fuhr hinter uns her. Ich betrachtete die Landschaft, an der wir vorbei fuhren und fühlte mich dabei so seltsam leer. Schon wieder umzuziehen und das ohne mein Bruder war sehr seltsam, so ungewohnt. Aus dem Augenwinkel nahm ich meine Spiegelung in der Fensterscheibe wahr. Ich war ein schlankes Mädchen mit dunkel blondem Haar, vollen Lippen und schmalen grünen Augen. Für ein 16 jähriges Mädchen war ich sehr gut gebaut. Jedoch fand ich mich selbst nicht besonders hübsch, obwohl mein Vater es mir immer wieder sagte. Nachdem wir noch eine Weile auf einer Landstraße entlang fuhren, bogen wir plötzlich nach rechts in ein kleine Stadt. Auf dem Ortsschild stand: Magdeburg. Na toll, wir sind direkt wieder ins nächste Kaff gezogen. Ich hatte gehofft, wir würden diesmal in eine Großstadt ziehen aber mein Vater hatte anscheinend andere Pläne. Er war nicht so ein Großstadt Mensch, im totalen Gegensatz zu mir. Da kam ich mehr nach meiner Mutter... Als wir vor unserem neuen Haus hielten, stieg mein Vater aus und öffnete mir die Autotür. Wir standen vor einem kleinen Häuschen. Ganz hübsch eigentlich. Es war weiß und hatte ein graues Dach und eine kleine Veranda. Als mein Dad mein erstauntes Gesicht sah, zeigte er mir mit Freuden das ganze Haus. Ich bekam ein etwas kleines Zimmer mit einer Dachschräge mit Blickrichtung nach Osten. Ich konnte über mein Fenster eine richtig schöne Landschaft bewundern. Man konnte weit über die Felder und Wälder sehen. Gerade als ich verträumt aus meinem Fenster sah, kam mein Dad mit einem Umzugskarton in den Armen in mein Zimmer und stellte ihn auf einen anderen,
der vor meinem Bett stand.
»Du hast übrigens auch ein eigenes Badezimmer mit einer Dusche und eigener Toilette. Ich hab gedacht, das könnte dir gefallen, ein bisschen Privatsphäre zu haben.«, zwinkerte er mit zu.
»Oh Gott Dad!«, sagte ich empört und auch etwas beschämt und warf ein Kissen nach ihm. Aber er hatte schon recht, etwas Privatsphäre konnte nicht schaden. Wer weiß was kommen würde...
Er schmunzelte und wollte gerade aus dem Zimmer gehen, bevor er sich noch einmal um drehte:
»Ach, bevor ich es vergesse ich bestelle heute beim Chinesen wenn es dir nichts ausmacht? Kochen wäre heute zu stressig. Du weißt schon, ich hab noch viel zu tun mit dem ganzen Auspackkram.«
»Nein, damit habe ich kein Problem.«, lächelte ich.

☆𝐓𝐢𝐦𝐞𝐬𝐤𝐢𝐩☆

Wir saßen an unserem nun aufgebauten Esstisch und aßen zu Abend. In den paar Stunden, hatten wir sehr viel geschafft und aufgebaut. Zwar lagen noch überall Umzugskartons herum, aber das würde sich in der nächsten Zeit so schnell auch nicht ändern. Ich und mein Dad brauchen ewig um irgendwas aufzuräumen. Also war ich auch sehr stolz auf das, was wir in diesen wenigen Stunden erreicht hatten. Die Sommerferien neigen sich dem Ende zu. Ich hatte nur noch zwei Tage Ferien und musste bald wieder zur Schule. Auf eine neue Schule... es würde nicht einfach werden, so viel stand fest.
Plötzlich sah mein Vater mich an, und sein Blick wurde etwas ernster:
»Morgen fahren wir das erste Mal zu unserem neuen Buchladen. Es tut mir leid Isa, aber morgen müsstest du noch mal mit anpacken. Zumindest bei den Bücherkisten. Danach müsstest du nur ab und zu mal im Monat aushelfen. Ich weiß, als Teenager kann man sich etwas besseres vorstellen, aber wir brauchen das Geld. Und wenn der Laden gut läuft, könnten wir ausgesorgt haben. Ich hoffe du bist einverstanden.«
Ich bemühte mich ein vorwurfsvolles Stöhnen zu unterdrücken. Ich hatte echt sowas von kein Bock darauf.
Aber ich wusste ich, und mein Dad mussten jetzt zusammenhalten.
»Ja klar, bin dabei...«
Als wir fertig waren, mit dem Essen, ging ich nach oben in mein Badezimmer, zog mir mein Schlafzeug an und machte mich Bett fertig. Ein paar Klamotten hatte ich schon aus meinen Koffern aussortiert zumindest die, die ich in den nächsten Tagen tragen wollte und mein Badezimmer war auch schon fast fertig eingerichtet. Als ich fertig war, sagte ich meinem Vater gute Nacht und ging auf mein Zimmer. Durch mein Fenster konnte ich sehen, dass gerade die Sonne unterging. Sie malte wunderschöne Farben in den Himmel. Ich setzte mich auf die Fensterbank, holte mein MP3-Player aus meinen der Koffer und suchte mein Lieblingslied. Es passt zwar nicht zum Wetter, aber trotzdem fühlte ich mich immer zu Hause, wenn ich dieses Lied hörte: Durch den Monsun, von Tokio Hotel. Mein Bruder hatte mir die Band ein paar Wochen vor seinem Tod gezeigt und seid dem hörte ich ihre Lieder. Ich saß also auf meinem Fensterbrett, schaute in die Ferne und hörte Monsun, bis die Sonne ganz verschwunden war.

Am nächsten Morgen wachte ich nicht im meinen Bett sondern auf den harten Holzboden auf. Ich richtete mich auf und rieb mir den Kopf. Ich musste am Fenster eingeschlafen, und von dort aus runtergefallen sein. Auch mein MP3- Player lag noch neben mir.
»Verfluchte scheiße!«, fluchte ich als ich sah das das kleine Display einen Riss hatte. Na toll, geiler Start in den Tag.
Missmutig stapfte ich ins Badezimmer und machte mich fertig. Ich zog etwas zu kurze Hotpants und ein weißes Spitzentop an.
Zum Schluss band ich meine langen Haare zu einen Dutt hoch, damit sie nicht störten und ging nach unten in die Küche.
Mein Vater war schon auf und machte Pancakes. Als er mich auf sich zukommen sah strahlte er regelrecht. Er hatte anscheinend besser geschlafen.
»Guten Morgen mein kleiner Sonnenschein! Na? Gut geschlafen?«, sagte er mit etwas zu viel Motivation.
Ich stöhnte nur und setzte mich an den gedeckten Tisch.
»Launisch wie eh und je..."« murmelte er.
»Was laberst du? Ich bin ein verdammter Schnukiputz!«
Als mein Dad lachte, musste ich doch ein wenig grinsen.
Er kam zu mir rüber und schob einen Stapel pancakes auf meinen Teller.
»Ist das Rezept von Jakob und Mama.« sagte er sanft.
»Na dann können sie ja nur super schmecken!« sagte ich und haute ordentlich rein. Gerade als ich den ersten Pancake verdrückt hatte musste Dad meine gerade gut gewordene Laune einfach wieder verderben:
»Und übrigens, nach dem Frühstück gehts los! Wir fahren mit dem Auto rüber zu Buchladen, ein paar Kisten ausladen!"
Danke Dad! Das rettet mir den beschissenen Tag auch nicht!

Da fuhren wir nun, die öde Landstraße entlang, hinunter in die „kleine Innenstadt". Als etwas anderes konnte man das hier echt nicht bezeichnen. Es waren zwar ein paar Drogerien, ein Bäcker und ein Kleidergeschäft zu sehen, aber nach mehr sah das ganze auch nicht aus. Meine Laune sank noch tiefer als wir vor den Laden hielten.
»Na los! Lass uns die Kartons entladen!« sagte er mit voller Energie.
»Yay...« mein Unterton verriet meine schlechte Laune nur zu gut. Aber Dad erwidere nichts darauf und stieg aus und ich folgte ihm. Die Luft roch angenehm frisch irgendwie und ich atmete sie tief ein. Aber bevor ich sie richtig genießen konnte, drückte Dad mir den ersten Karton in die Hand.

Ich achtete nicht mehr wirklich darauf, vorhin ich lief da dieses Bücherkisten tragen echt abfuckte. Also schaute ich auf die Kiste und achtete nicht auf das was vor mir war, oder besser gesagt wer vor mir lief. Ich krachte geradewegs in einen Jungen der an dem Buchladen vorbeilief. Wir stützen beide zu Boden und die Bücher verteilen sich auf der Erde.
»Was zum fick?!« fluchte der Junge.
Ich richtete mich auf und konnte ihn das erste mal richtig betrachten. Er war etwas älter als ich und hatte einen sehr ausgefallenen Kleidungsstyle. Er hatte Dreadlocks und trug ein oversize T-Shirt und Hose. Auch sein Gesicht was aussergewöhnlich schön: Er hatte tiefbraune Augen, eine unnormal schöne Nase und seine Lippen zierte ein Lippenpiercing.
Ich starrte ihn nur an, was ihn etwas nervös machen zu schien, aber ich wusste das ich schonmal gesehen hatte. Plötzlich
fiel es mir wieder ein! Das war Tom Kaulitz von der Band Tokio Hotel die ich so gerne hörte. Als ob wir ernsthaft in die Stadt
gezogen sind, wo meine Lieblingsband lebt?! Nun stand er auf und ich tat es ihm gleich.
»Omg, bist du nicht-« aber er schnitt mir das Wort ab.
»Tom Kaulitz? Ja, lass stecken. Ich brauch nicht noch so ein Fangirl was absichtlich einen Unfall mit mir anzettelt.« sagte er genervt und ohne mich noch etwas erwidern zu lassen oder mir zu helfen, ging er einfach. Ich stand fassungslos da. Was ein
Arsch! Als ob ich sowas absichtlich machen würde. Er hätte mir ja wenigstens beim aufsammeln helfen
können! Missmutig sammelte ich die Bücher auf und packte sie in den Karton zurück.
»Meine Fresse...« murmelte ich leise als ich die Bücher aufsammelte. Besser hätte der Tag echt nicht werden können...

✩𝐑𝐨𝐜𝐤 𝐦𝐲 𝐇𝐞𝐚𝐫𝐭☆| 𝒯ℴ𝓂 𝒦𝒶𝓊𝓁𝒾𝓉𝓏Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt