Auf Den Kopf Gestellt

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Es war ein sehr gewöhnlicher Morgen. Ich legte nicht viel Wert auf das Aussehen, deswegen brauchte ich auch nicht lange, um mich fertig zu machen und konnte dafür mehr Zeit in das Frühstück investieren.

Am Tisch saßen bereits mein Vater und mein kleiner Bruder, Mace. Meine Mutter fand man nur in der Küche wieder. Es war ihr Lieblingsort. Umso besser für mich! Denn dafür bekam ich jeden morgen ein leckeres Frühstück.

"Guten Morgen, mein Schatz"

"Guten Morgen, Dad! Was gibt es heute zum Frühstück?", fragte ich.

"Wenn ich das wüsste, würde ich es dir bestimmt sagen. Aber ich frage mich genau so wie du, was uns heute wieder auf den Tisch gezaubert wird".

Meine Mutter liebte es uns zu überraschen. Deswegen ließ sie auch niemanden in die Küche, während sie kochte.

"Riecht nach Pancakes!", vermutete ich.

"Na hoffentlich hast du recht". Er lachte.

"Pancakes! Pancakes!", forderte mein Bruder, der erst drei Jahre alt war.

"Hey Liara! Du verdirbst mir mal wieder den ganzen Spaß." Meine Mutter kam gerade aus der Küche.

"Sie hat halt eine gute Nase, Margret", verteidigte mich mein Vater.

"Pancakes! Pancakes!" Mace konnte ziemlich ungeduldig sein.

"Jajaja, hier habt ihr eure Pancakes!" Sie stellte einen großen Teller voll mit Pancakes auf den Tisch.

Während wir aßen unterhielten wir uns. Das soll den Familienzusammenhalt fördern, sagte mein Vater immer.

"Wusstet ihr schon, dass die Bennets wieder in unsere Straße ziehen wollen?", kündigte mein Vater an.

"Was? Lucy und George Bennet? Wirklich? Das ist ja toll! Ich hab die beiden seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen!" Meine Mutter kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
"Liara, dann kannst du wieder öfter etwas mit Ryan unternehmen."

"Mama, wir waren Kinder. Mit dem Erwachsen werden ändert man sich. Wer weiß, was für ein Mensch er heute ist. Vielleicht will er auch gar nichts mit mir zu tun haben". Ich klang ziemlich verzweifelt. Ich dachte ich würde Ryan Bennet nie wieder sehen.
Doch irgendwie wünschte ich mir, dass es genau so werden würde wie früher. Ryan, der tollkühne Ritter mit dem Plastikschwert und ich, die wunderschöne Prinzessin auf dem Klettergerüst. Damals ließen wir uns die witzigsten Spiele einfallen. Wir waren einfach unzertrennlich. Bis wir in die Schule gehen mussten und Ryan mit seiner Familie wegzog.
Seit elf Jahren hatte ich ihn nun nicht mehr gesehen.

Meine Mutter riss mich aus meinen Gedanken.

"Wahrscheinlich hast du recht, mein Schatz! Es war auch nur so eine Idee."

"Solange es eine Idee bleibt. Nicht, dass du irgendwelche peinlichen Sachen unternimmst, damit ich mich mit Ryan treffe", scherzte ich. "Die Pancakes waren sehr lecker. Ich würde ja gerne noch mehr essen, aber ich muss jetzt leider in die Schule."

"Ist gut! Geh nur! Wir sehen uns dann später", entlasste mich mein Vater.

Auf dem Weg zur Schule traf ich meine Freundin Jenner.
Eigentlich trafen wir uns fast jeden morgen. Wir hassten es beide alleine die Schule zu betreten und von allen Seiten angestarrt zu werden. Zumindest kam uns das immer so vor. Zu zweit konnte man sich wenigstens unterhalten und man beachtete dabei die anderen kaum.

"Na Liara? Was gab's zum Frühstück?". Sie wusste von den unglaublichen Kochkünsten meiner Mutter.

"Pancakes!", antwortete ich ihr.

"Yumm, ich wünschte, ich hätte so eine tolle Mutter!"

Ich lachte. "Oh nein, das tust du nicht. Glaub mir!" Dabei dachte ich an all die peinlichen Momente mit ihr.

Jenner war so ziemlich die einzige Freundin, die ich hatte. Mit den anderen Mädchen in meiner Klasse verstand ich mich zwar, doch ich kam mit keiner so gut aus, wie mit Jenner.

Jungs interessierten mich nicht. Da gab es zwar immer den ein oder anderen, den man mal süß fand, doch mehr auch nicht. Ich hatte auch noch nie einen Freund.

"Erde an Liara! Bist du noch da? Ich würde mich sehr über eine kommunikative, freundschaftliche Unterhaltung freuen". Jenner ertappte mich immer wieder dabei, wenn ich in Gedanken versank.

"Entschuldigung, Jenner! Es sei dir nun erlaubt mit mir zu sprechen", alberte ich herum.
Wir lachten.

Mein Tag endete wie jeder andere auch. Ich hatte ein sehr eintöniges Leben und das wusste ich auch.
Das sollte sich aber bald ändern.

When We Were Friends AgainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt