𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟔

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Sonnenlicht durchflutete den ganzen Raum – Wenn man den alten Rumkeller der Pearl so nennen konnte. Will öffnete die Augen und bemerkte, dass er auf den Fässern eingeschlafen war. Wie lange er wohl wachgelegen war?

Nichtsahnend torkelte der Pirat an Deck. Er gähnte nochmals und rieb sich die Augen. Plötzlich zerriss eine laute Stimme Wills schwammiges Gehirn. Was er da sah, war zu viel für seine müden Augen. Elizabeth stand in der Mitte, kommandierte die Piraten umher und schrie sie an, als hätten sie die grösste Sünde begangen.

«Jetzt mach schon! An die – Sag mal, das nennst du Arbeiten? BIST DU EIN RICHTIGER MATROSE? DANN STEH AUF UND MACH DICH ANS PUTZEN, DU MICKRIGER ZWERG!»

Wenn Wills Haare noch weiter zu Berge stehen könnten, dann hätten sie das jetzt getan. Einige Momente beobachtete er nur völlig verdattert die Szene und stellte erstaunt fest, dass sich niemand gegen Elizabeth wehrte und alle brav ihren Arbeiten nachgingen. Niemand wollte die – Entschuldigt die Wortwahl – Furie noch wütender erleben, als sie ohnehin schon war. Wer weiss, was Frauen alles so machten, wenn sie sich nicht mehr kontrollieren konnten.

Will handelte sofort, als er aus seiner Schockstarre aufwachte.

«Elizabeth! Wo ist Jack, wieso hat er dir das Kommando übergeben und wieso zum Teufel schreist du hier so rum?» Ruckartig drehte sich die schöne Frau zu ihm und trat einen Schritt auf ihn zu. Doch das war nicht genug. Elizabeth baute sich vor Will auf, sodass sie auf ihn herabschauen konnte. Ihr Blick zeigte Hass und Abneigung, oder zumindest sollte es so wirken.

«Gegenfrage», flüsterte sie bedrohlich. «Wieso willst DU das wissen? Du hast mir gar nichts zu sagen! Und ausserdem willst du ja nichts mehr von mir hören, also verschwinde.» Elizabeth funkelte Will wütend an. Doch dieser wich nicht von der Stelle.

«Hast du mich nicht gehört WILL TURNER? Ich sagte VERSCHWINDE!»

Will zuckte zusammen und stolperte einige Schritte zurück. Das letzte Mal, dass Elizabeth ihn so aus der Fassung gebracht hatte, war, als sie das erste Mal miteinander geschlafen hatten. Kopfschüttelnd und enttäuscht hielt sich der Pirat an der Reling fest, damit er nicht umkippte.

«Ich habe versucht, das Ganze ruhig zu lösen, ohne Konflikte. Ich war ehrlich, Elizabeth. Und alles was ich dafür bekomme ist eine solche Abfuhr? Du bedeutest mir etwas. Und ich will dich nicht verlieren. Weder durch das Beenden der Beziehung, noch durch irgendwelche dummen Streitereien.»

Elizabeth schnaubte.

«Ich will dich nicht verlieren. Du denkst natürlich mal wieder nur an dich. Merkst du gar nicht, dass ich dich schon seit gestern Abend verloren habe? Dass es zu spät ist?» Sie kickte ein Steinchen zur Seite, das – warum auch immer – auf den alten Holzdielen war und drehte sich um. Will wusste, dass sie ihre Tränen zurückhalten musste.

Will flehte beinahe. «Das ist nicht fair. Ich... war immer ehrlich, habe immer versucht, alles zu erklären und grosse Streitereien zu vermeiden. Sag mir, was ich falsch gemacht habe. Bitte.» 

Elizabeth ignorierte ihn und lief nach vorne zum Steuerrad, wo Jack mittlerweile wieder stand. Der Wind verwehte ihre fast schon verfilzten Haare und die Schritte waren so schlurfend wie noch nie.

Es ging ihr abgrundtief schlecht und alles war Wills Schuld. 

Stürmisch wie die See II Pirates of the CaribbeanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt