Stürmisch wie die See II Pirates of the Caribbean

𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟓

Die Augenringe des jungen Turners verrieten am nächsten Morgen, dass er die ganze Nacht wachgelegen war. Das Problem in seiner Hose war das einzige gewesen, das Will hatte lösen können.

Die Fragen blieben. Was zum Teufel war los mit Jack? Was war los mit Will selbst? Und fühlte er überhaupt noch etwas für Elizabeth? Gähnend torkelte er an Deck, immer darauf bedacht, den Captain zu meiden.

Nach einem harten Stück Brot konnte er wieder einigermassen klar denken. Zumindest würde jetzt beim Übergeben nicht nur Magensäure kommen.

Heute würde Will eifrig bei den Vorbereitungen für das Ziel Quelle der ewigen Jugend mithelfen, damit er sich auf andere Gedanken bringen konnte. Zusammen mit Master Gibbs plante er die genaue Route und berechnete die Geschwindigkeit, die sie einlegen mussten, damit sie schneller waren als die Spanier. Niemand war auf ein Gemetzel aus.

Als die Mittagssonne grell auf das Schiff schien, packte Elizabeth Will am Arm und zog ihn ins Innere. Sie trug ihre weiten Hosen, die braune Bluse und den Hut, der ihr echt gut stand. Die Stiefel rundeten ihr Outfit ab.

Sie war hübsch, das musste Will zugeben. Sie war nett, sie war hilfsbereit, sie war gut im Bett und sie hatte guten Humor. Perfekte Aspekte für ihre Beziehung könnte man meinen. Aber dem jungen Pirat fehlte diese gewisse Etwas. Er war schlicht und einfach nicht mehr in Elizabeth verliebt. Und womöglich musste er es ihr gleich sagen.

Die beiden setzten sich nebeneinander auf eine Holzkiste.

«Will, wo warst du gestern? Du bist plötzlich einfach verschwunden.» Will sog scharf die Luft ein. Schon jetzt wurde es kritisch. Er konnte ihr unmöglich erzählen, was zwischen Jack und ihm passiert war!

«Ich habe zu viel getrunken und wollte frische Luft schnappen. Hat sich wohl etwas langgezogen. Ich bin danach einfach ins Bett gegangen, weil ich Kopfschmerzen hatte und nur noch schlafen wollte. Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel, dass ich dir keinen Gutenacht-Kuss gegeben habe.» Elizabeth stöhnte genervt.

«Ein Gutenacht-Kuss, dass ich nicht lache! Denkst du wirklich, das ist das Einzige, was mir fehlt? Du ignorierst mich regelrecht! Unsere Beziehung ist nur noch Schrott und Asche. Wenn ich irgendeinen Fehler gemacht habe, dann rede mit mir! Ich will dir verdammt noch mal nicht den Tag verderben! Aber ich habe leider keine Ahnung, was ich falsch gemacht habe.»

Will nickte nur. Er sagte nichts. Was sollte er denn auch sagen? Dass er Gefühle für einen gewissen Jemand entwickelt hatte? Sie würde ihn doch hassen.

«Hör zu, es ist nicht deine Schuld. Und es tut mir leid, dass ich nicht früher mit dir geredet habe, aber ich war mir einfach unsicher. Ich denke, es ist das Beste, wenn wir unsere Beziehung beenden. Ganz ehrlich, sie bestand doch sowieso nur aus Sex, nicht wahr?»

Es tat Will weh, wie Elizabeth ihn schockiert anstarrte und ihre Tränen wegwischte.

«So ist das also. Für dich war ich also nichts weiter als eine willkommene Abwechslung im Bett? Ich bin keine Hure! Will Turner, ich habe dich geliebt und verdammt, ich liebe dich immer noch!» Elizabeth sprang schluchzend auf und rannte aus dem dunklen Rumkeller heraus.

Der junge Turner wirkte auf einmal alt, als er den Kopf in seinen Händen vergrub. Wieso musste es denn immer so schwierig sein? Wieso hatte nicht einfach alles beim Alten bleiben können?