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Beinahe ungeduldig stand sich das Brautpaar am Altar gegenüber. Tim sah wieder an seiner Verlobten herunter. In ihrem weißen Kleid, welches in einer A-Linie geschnitten war, brachte Ena ihre innere Prinzessin hervor. Das mit Spitze verzierte Oberteil schloss mit einem Gürtel ab, welcher aus dem Stoff von Tims Anzug genäht wurde. Unter dem bodenlangen und breiten Rock aus Tüll konnte Ena die weißen Turnschuhe verstecken.

"So frage ich Sie, Herr Tim Weitkamp, wollen Sie die hier anwesende Ena Maria Fabeck zu Ihrer rechtmäßig angetrauten Ehefrau nehmen? Sie Lieben und Ehren, in guten, wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheidet?", freudig blickte Ena ihrem Verlobten auf die Lippen, sodass sie seine Antwort nicht nur hören, sondern auch ablesen konnte. "So antworten Sie bitte, mit 'ja, ich will'." Ohne zu zögern, sprach der Bräutigam das Ja-Wort aus. "Und so frage ich Sie, Frau Ena Maria Fabeck, wollen Sie den hier anwesenden Tim Weitkamp zu Ihrem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen? Ihn Lieben und Ehren, in guten, wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheidet?", gesteuert von unzähligen Endorphinen, wartete Ena auf die entscheidende Zeile, welche sie nur noch eine Unterschrift von ihrem neuen Lebensabschnitt trennen würde. "So antworten auch Sie bitte, mit 'ja, ich..."
"Ja, ich will.", sprudelte es aus der jungen Mutter heraus, welche ihrem fast frisch angetrauten Ehemann um den Hals fiel und in einen intensiven Kuss zog. Ein herzliches Lachen hallte durch den Raum und Hardy schickte Heisenberg, nach vorn zu seinem Bruder.
"Gut...", der Trauredner lachte leicht auf und wechselte seine Blicke zwischen Braut und Bräutigam, welche sich glücklich aus dem Kuss gelöst hatten. "Die Ringe, bitte.", Tim nahm den weiß-goldenen Ring auf und schob ihn an den Ringfinger seiner Geliebten, Ena tat es ihm gleich. "Kraft des mir verliehenen Amtes, erkläre ich Sie zu Mann und Frau.", sein Blick traf Tim. "Sie dürfen die Braut nun küssen.", der Bielefelder zog seine frisch angetraute Ehefrau an ihren Hüften an sich heran. Ihre Lippen vereinten sich zu einem intensiven und liebevollen Kuss, in den beide hineinlächelten. "Ich liebe dich.", flüsterte Ena unweit seiner Lippen, Tim erwiderte ihre Worte und zog sie wieder in einen Kuss.
Durch den Raum hallte der zarte Applaus der Angehörigen, des Brautpaares. Mit einem zufriedenen Blick sahen sich die Trauzeugen an und nickten sich gut gestimmt zu. Lio, welcher seit der Ankunft von Elisa nicht mehr von ihrer Seite weichen konnte, blickte sich ratlos um, als er den seltenen Eindruck der Angehörigen vernahm und versuchte ebenfalls zu klatschen. Jessicas Blick wandte sich von ihrer besten Freundin ab und flog durch den Raum, bis sich der Blick von Lukas und ihr trafen. Eine einzelne Träne, welche auf ihrem Gesicht brannte, lief ihr aus dem Auge.

~*~

Der Trauredner verabschiedete sich an der gebuchten Location, nachdem sich das Brautpaar noch einmal bei ihm bedankt hatte. Die von Basti gebuchten Servicemitarbeiter stellten den Raum in kürzester Zeit um, dass Tische für die Gäste Platz finden konnten und das Buffet aufgebaut wurde. Jessica hatte wieder ihren befreundeten Barkeeper engagiert und war augenscheinlich sein bester Gast, noch bevor die Torte angeschnitten wurde. Nachdem Jeanine sich von dem Platz neben ihrer Tochter erhoben hatte, nahm Melina auf diesem Stuhl Platz. Stumm blickte sie die gebürtige Berlinerin an, deren glasiger Blick auf den vierten Gin Tonic gerichtet war.

"Hey...", Melina versuchte auf Jessica einzugehen.
"Na... Alles schick?", abwesend begann sie mit ihr zu sprechen.
"Warum sitzt du denn hier hinten und kommst nicht mit vor, zu uns?", besorgt fragte Melina nach und legte Jessica ihre Hand auf die Schulter.
"Weil ich die Stimmung nicht vermiesen will, wenn ich Ena ihre Hochzeit versauen würde, könnte ich mir das nie verzeihen und sieh selbst...", Jessica nickte zu Ena, welche sich zu dem Zeitpunkt mit Lukas unterhielt. Dieser umklammerte sein mit Wasser gefülltes Glas und blickte starr auf sie herab. "Ich bin froh, dass sie so im Tunnel ist und ausblendet, dass ich mich zurückziehe."
"Die Damen, wie wäre es mit einem Glas Sekt?", ein junger Herr, gekleidet in einem schwarzen Jackett, stand zwischen den Stühlen der Freundinnen und hielt sein Tablett vor deren Augen. Dankend lehnte Melina ab, während Jessica eines wählte.
"Willst du nicht auch mal mit anstoßen?", die Mechatronikerin zog fragend ihre Augenbrauen nach oben.
"Oh... Ich... Ich würde gern, aber..."
"Süße... Hier bist du... Ich bin mit deinem Orangensaft schon auf die Toilette gerannt, weil ich dachte, dass du dich wieder übergeben musst.", Steven stellte das Saftglas vor seiner Freundin ab, strich ihr über den Kopf und küsste ihre Stirn. Nervös sah sie Jessica an, welche schluckte.
"Melli?", ein erwartungsvoller Blick lag auf Stevens Freundin.
"Ich hab doch gesagt, dass ich mich zu Jessica setze, Hase."
"Das hab ich anscheinend total ausgeblendet.", Steven fuhr sich durch seine Haare, strich seiner Freundin über die Schulter und lief wieder zurück, um sein Gespräch mit Hardy weiterzuführen.
"Du bist schwanger?", flüsternd, fragte Jessica nach und erhielt ein zögerndes Kopfnicken.
"Wie weit bist du denn?"
"Ich bin erst in der achten Woche, also man sieht noch gar nichts, deswegen wollten wir es eigentlich auch noch keinem sagen."
"Aber es ist doch schön, ich freu' mich für...", die Apple-Watch von Jessica vibrierte. "Entschuldige mich bitte, ich muss da ran gehen."

Utopie - 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt