"Wo ist sie?", kurz nachdem aufgefallen war, dass Jessica den Raum verlassen hatte, stürmte Lukas nach draußen, um sie zu suchen. Nachdem er das Grundstück abgesucht und den bereits erwähnten Teich besucht hatte, kam er zurück zu den Gästen. Panisch hatte Jeanine ihn angesprochen, da sie sich verständlicherweise um ihre Tochter sorgte.
"Ich weiß es nicht... Ich habe draußen überall gesucht, ich kann sie nirgends finden. Am Teich, wo ich sie vermutet habe, ist sie auch nicht.", die Sorge stand Lukas ebenfalls ins Gesicht geschrieben. "Ich entschuldige mich kurz.", Lukas begab sich in den Vorraum, um die Toilette aufzusuchen. Er schloss die Tür der Kabine ab, setzte sich auf die geschlossene Toilette und atmete tief durch. Seine Gedanken kreisten um Jessica und wohin sie geflüchtet war, ihn beruhigte, dass ihr Wagen noch immer abgeparkt neben dem seinen stand. - Jetzt denk' nach, du kennst sie doch... Wo kann sie sein? - Durch das gekippte Fenster im Raum der Sanitäranlagen hörte er, wie sich jemand unterhalb dessen vomierte. Die weibliche Stimme, welche auf die Person einsprach, klang für Lukas, wie Linda. Er verließ die Kabine, entledigte sich seines Jacketts, welches er über die Türklinke hing und wusch sein Gesicht mit kaltem Wasser. Die letzten Tropfen fielen von seinem Bart in das Waschbecken und seinen Blick richtete er auf sein Spiegelbild. Wieder atmete er tief durch und ließ sich die Auseinandersetzung mit Jessica, fünf Wochen zuvor, durch den Kopf gehen. "Hätte ich gewusst, dass uns diese ganze Adoptionsgeschichte so auseinandertreiben und an unsere Grenzen bringen würde... Hätte ich es vermieden, dies anzugehen...", Lukas flüsterte mit seinem Spiegelbild und vernahm wieder das unangenehme Geräusch des Übergebens von draußen. "Soll ich dir das erstmal abnehmen?", hörte er Linda fragen, kurz darauf, wie etwas in die Büsche geworfen wurde. "Vielleicht war der dann doch zu viel.", lachte die Freundin außerhalb des Gebäudes leicht auf und redete noch immer auf die Unbeholfene ein. "Linda...", Lukas vernahm die angeraute Stimme von Jessica, starr blickte er in den Spiegel, in seine blauen Augen, Gänsehaut breitete sich aus auf seinen Armen aus und die kleinen Härchen in seinem Nacken stellten sich auf. "Ich habe nicht zu viel gesoffen, sonst hätte ich es nicht mal mehr hier rausgeschafft. Ich will hier weg, ich dreh' noch durch, wenn ich weiterhin...", der stille Zuhörer fasste sich ein Herz, atmete noch einmal tief durch, nahm seine Jackett und verließ den Raum. Ena rannte gegen den hochgewachsenen Mann und blickte ihn besorgt an. "Lukas... Weißt du, wo Jess...", "Ich habe so eine Ahnung.", unterbrach er die Braut und lief schnellen Schrittes nach draußen. Wieder war von Jessica sowie Linda nichts zu sehen. Er wendete sich links um, in das kleine und dicht gewachsene Stück aus Bäumen, zwischen denen vereinzelt ein paar Büsche wuchsen."Sobald ich merkte, dass ich näher bei ihm stehe oder ihn gar anblicke, will ich weinen. Ich weiß nicht, warum es so kam, dass wir uns wegen der Adoption so in der Wolle hatten, wir haben uns wahrscheinlich einfach so hineingesteigert und auch die Agenturen setzen einen so stark unter Druck... Ich will Lukas wieder in meinem Leben haben, verdammte scheiße... Ich liebe ihn, ich wusste nicht, dass ich jemals so lieben würde. Wo haben wir uns denn nur so verloren?", Jessica lehnte weinend an einem Baum und hielt ihren Blick an der hellen Wand des Gebäudes fest. Linda hockte neben ihr, mit ihrer rechten Hand, hielt sie die linke von Jessica und mit der anderen Hand kramte sie in ihrer Tasche nach den Zigaretten, die sie noch schnell gegriffen hatte, als Jessica nach draußen rannte. Lukas beobachtete die Szene und hielt sich stumm eine Träne zurück, er war sich unschlüssig, ob er sich zu Wort melden sollte oder nicht. "Ich will nur ihn...", Jessica senkte ihren Blick und wischte sich über ihre Wangen. "Und wenn du versuchst das Gespräch mit Lukas zu finden?", die tiefe Stimme des Rappers drang zu der Mechatronikerin durch. Sie wurde starr und blickte ihn an, beinahe wie bei ihrer ersten Begegnung. Lukas trat an die beiden Frauen heran und ging ebenfalls neben Jessica in die Knie. Ohne ein weiteres Wort, zog er sie in seine Arme, woraufhin sie wieder anfing zu weinen. "Es tut so weh... Ich will nicht ohne dich sein... Wie... Wie konnten wir nur so... So... So dumm sein...", Lukas führte seinen Zeigefinger unter das Kinn von Jessica und hob ihren Kopf, sodass sie ihm in die Augen blicken musste. "Ich liebe dich auch, Mäuschen."
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Utopie - 4
Fanfiction- Kleiner Bonus - Ein Jahr nachdem Tim sich mit Ena verlobt hat, findet die Hochzeit statt. Wie wird die Feier von Statten gehen und was hat sich in der Gruppe verändert?