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5.Juni 1975
„Holly,Holly deinen Mom hat uns den leckeren Eistee auf die Terasse gestellt, komm schnell!"
Ich rannte so schnell ich konnte mit Eddie durch den Trailerpark ,den wir unser Zuhause nennen durften.
Meine Lunge brannte als ich die Treppe unseres Wohnwagens erreichte und mein einziger Gedanke galt dem Eistee ,den meine Mutter jeden Sommer für mich und Eddie zauberte. An guten Tagen durfte sogar Wayn sich ein Glas ,des besten Getränks der Welt genehmigen, bevor er sich auf den Weg zu seiner Nachtschicht in der Nahgelegenen Fabrik machte. Wayn war Eddie's Onkel und Eddie Munson war mein bester Freund. Er schlief jede Nacht bei uns ,wenn Wayn mal wieder arbeiten musste und so entstanden die besten Übernachtungspartys die ich je hatte. Meist lag es daran, das meine Mom mir und Eddie immer die wildesten gute Nacht Geschichten vortrug, von diesen konnte ich einfach nie genug bekommen.Es war unsere eigene kleine Welt die niemals hätte zerstört werden dürfen. Doch leider hatte das Schicksal andere Pläne mit unserem Leben.
„Mrs. Taylor ich versuche es ihnen so schonend mitzuteilen wie es eben geht. In den Untersuchungen ist herausgekommen das sie an Lungenkrebs erkrankt sind."
Eine Welt brach in diesem Moment für meine Mutter zusammen. Wie sollte sie ihrer kleinen  Tochter erklären das sie schwer krank war.
„Aber der Krebs ist doch bestimmt behandelbar oder Doktor?"
Mit einem unsicheren und leicht panischen Lächeln blickte sie in das Gesicht des Arztes, der ihr gegenüber saß.
„Es tut mir leid, aber der Krebs hat sich so rasant ausgebreitet ,sodass wir leider nichts mehr für sie tun können Mrs. Taylor."

10.Juli 1985
„Holly jetzt steh endlich auf, sonst verschläfst du schon wieder!"
Ich hörte meine Stiefmutter die mich durch das ganze Treppenhaus rief. Es war ein grauenvolles Geräusch, denn ihre Stimme ähnelte in solchen Momenten einer quäkenden Ente.
Genervt hielt ich mir mein Kissen vor das Gesicht und rollte mich noch ein letztes Mal durch mein warmes und gemütliches Bett.
Als ich auf die Uhr schaute bemerkte ich, das es wirklich spät geworden war und ich es niemals pünktlich zum Unterricht schaffen würde. Also entschied ich mich ,die erste Stunde zu Schwänzen.
Schnell huschte ich unter die Dusche und föhnte danach ausdauernd meine Dauerwelle, schließlich sollten meine braunen Locken gut zur Geltung kommen. Ich war nie sonderlich eitel ,doch wenn es um meine Haare ging kannte ich keine Gnade.
Deshalb hasste ich es auch jedesmal auf's Neue wenn Eddie mir jeden Morgen meine Frisur zerstören musste.
„Holly Taylor !"
Mit meinem Namen im Gepäck stampfte Laura die Treppe hinauf und öffnete meine Zimmertüre.
„Was veranstaltest du denn hier? Du sollst in die Schule gehen und keinem Schönheitswettbewerb beitreten."
Genervt rollte ich mit meinen Augen ehe ich nach meiner Tasche und meiner Lederjacke griff die über meinem Schreibtischstuhl hing.
„Ach Laura, dafür haben wir doch Chrissy."
Zustimmend tätschelte ich meiner Stiefmutter auf die Schulter ,ehe ich an ihr vorbei huschte.
Bei all dem Theater welches sie jeden Morgen aufs Neue Aufführte, war sie mir in diesem Haus dennoch die Sympathischste von allen.
Mein Vater war mehr oder weniger nach dem Tod meiner Mutter gezwungen mich bei sich aufzunehmen und sagen wir es mal so.Er hätte sich sicherlich etwas schöneres Vorstellen können, als das Kind aus einem One-Night stand großziehen zu müssen. Schließlich hatte er Laura mit meiner Mutter betrogen und diese wusste bis zu diesem Zeitpunkt nicht sonderlich viel über meine Existenz. Deshalb war ich wirklich froh das sie, die Wut und Trauer die, diese verkorkste Situation mit sich brachte nicht an mir ausließ. Doch dafür war ja mein Vater mehr als ausreichend. Denn in seinen Augen war ich das schwarze Schaf der Familie Cunningham. Ich machte mir nicht sonderlich viel aus meinen Schulnoten und verbrachte lieber meine Zeit damit, bei Eddie im Trailerpark zu verweilen.
An manchen Tagen kam ich garnicht erst nachhause denn, dort vermisste mich sowieso niemand.
Auch wenn ich es jedesmal aufs Neue versuchte stark und unnahbar zu wirken, war der plötzliche Tod meiner Mutter das schlimmste was mir je geschehen war. Denn an diesem Tag wurde mein Leben so auf den Kopf gestellt, das ich bis heute nicht wusste was aus mir werden sollte.
Doch ein schönes Andenken erbte ich von meiner Mutter ,die sich damals einen Traum erfüllte denn sie dachte, dass ihr Leben auf ewig aufregend und so chaotisch weitergehen würde so wie es damals nunmal war. Doch das sie ein Kind in die Welt setzte hatte sie da außer acht gelassen. Denn ich war halt nie geplant gewesen und deshalb, war unser Familienauto welches meine Mutter sich durch alle möglichen Jobs zusammen Gespart  hatte kein kleiner süßer Fiat. Sonder ein alter gelber Ford Mustang.Ich liebte diese Auto mehr als alles andere auf dieser Welt.Denn es gab mir das gewisse Gefühl von Sicherheit.

Since we were kids ~ Eddie Munson Story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt