„Warum lässt du nach mir schicken?", ertönte die friedfertige, von Neugier gefüllte Stimme Jiro Nakamuras in dem protzigen Gemach, garniert von einem zarten, rötlichen Licht. Der Königsspross trat ein, dicht gefolgt von seinem Leibsklaven Ren Kimura. Er musste etwa im selbigen alter wie sein Herr sein. Überdies konnte ich in aller Heimlichkeit beobachten, wie sie sich unter vier Augen wohl lieber wie gute Freunde verhielten, anstatt wie es für einen Prinz und seinen Leibsklaven üblich war.
Und, entgegen all meinen anfänglichen Erwartungen, vermochten selbst die aberhunderten Bediensteten hier bei Hofe vornehme Kleidung zu tragen. (Alles andere wäre wohl eine Beleidigung für den Palast, gar für das Königspaar selbst.) Konnten diese Gewänder zwar gewiss nicht mit denen der edlen Damen und Herren mithalten, doch vornehm waren sie alle Male. Auch die Frisuren jener Diener waren ordentlich zusammengesteckt, mit kleinem Dekor garniert.
„Ozai sei Dank bist du endlich da!", gab Jintao erfreut, ja auch hitzig zurück. Erhob er sich darin aber nicht von seiner hölzernen Chaiselounge, auch wenn ich dies als wohl mehr als nur uncharmant empfunden hatte. „Ja, die Spiele hatten sich heute etwas in die Länge gezogen.", schwadronierte Prinz Jiro, ließ sich indessen auf dem mit edlen Stoffen bezogenen Sofa nebst seinem großen Bruder nieder. Seine Haarpracht war wie die seiner Hoheit Jintao üppig, indes seine jedoch eine Spur aufwendiger zusammengebunden, mit güldenen Schmuckstücken verziert waren.
Vermutlich, weil der 19-Jährige am heutigen Tage in der Stadt zu Gange gewesen war.
»Gladiatorenmeister Kaito Shibuya hatte seine neuesten Krieger vorgestellt, von denen einige außerordentlich glänzen konnten. Ja, vor allen Dingen dieser Ri-«, plapperte der Königsspross putzmunter darauf los, wollte freudig von den heutigen spannenden, wieder einfach so schön blutrünstigen Spielen, den mutigen, tapferen Gladiatoren erzählen. Aber fiel ihm sein Bruder zur Gänze keck, mit stumpfsinniger Stimme ins Wort: „Erzähl das doch Yangyang, Jiro.", und jenes ohne viele Gedanken daran zu verschwenden. Sein Cousin mochte diese Wettkämpfe doch, sollte Jiro also mit ihm darüber reden. „Ich habe dich wegen etwas weitaus Wichtigerem zu mir schicken lassen."
Zunächst jagte ein herber Schreck durch Prinz Jiros athletischen Körper, ehe er vor Empörung, nur Feuerdrache Ozai weiß ob auch vor Verwirrung, ganz große Augen bekam.
Warum sollte er Yangyang Liu denn davon erzählen, der Jüngere war doch dabei gewesen?
Hiernach verließ ein niedergeschlagenes, seufzendes „Und das wäre?" seine Kehle, alsdann er eine edle Teeschale des teuren Grün-Tees von seinem Leibsklaven entgegennahm. Sein Bruder Jintao zeigte nie großes Interesse an anderen Menschen, ausgenommen er brauchte etwas von ihnen. Der Thronfolger war mit die wichtigste Person des gesamten Königreichs. Warum also sollte er den geliebten Gladiatorenkämpfen seines kleinen Bruders Beachtung schenken, wenn es doch etwas gab, was er allen erzählen wollte?
„Ich habe einen dieser Wasserbändiger gekauft.", ließ Jintao stolz verlauten, ein breites Grinsen zierte seine vollen Lippen indes - was für eine tolle Ausbeute er doch gemacht hatte. „Sein Name ist mir bereits entfallen, doch er ist ein ehemaliger Prinz.", Ersteres vermochte natürlich eine schamlose Lüge zu sein, jenes lag klar auf der Hand. Den außergewöhnlichen Namen zu einem solch wundervollen Angesicht vergaß man gewiss nicht so leicht. Doch vermochte sich wohl in ihm alles dagegen zu sträuben, zuzugeben, dass er irgendeine Art von Interesse hegte. Und ganz vielleicht, so versuchte er sich jenes auch selbst einzureden.
„Ist das so?", hakte Prinz Jiro nach, alsdann er das Porzellan seiner Tasse von den vollen Lippen genommen hatte. Ein wenig neidisch war er ja schon, hätte er schließlich auch gerne einer dieser exotischen Bändiger unter seinen Dienern. Sollen sie, hatte man ihm erzählt, sanftmütige Charaktere haben, die sicher einfach zu handhaben waren. Ganz anders also, als die versklavten Feuerbändiger, denen man erst mit glühender Gewalt Untergebenheit einprügeln musste.
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❝ 𝐓𝐡𝐞 𝐧𝐨𝐢𝐬𝐞 𝐨𝐟 𝐟𝐥𝐚𝐦𝐞𝐬ᵇᵒʸˣᵇᵒʸ┆˚✧
Fantasy„Und was ist mit diesem hier?", wollte der Thronfolger des Feuerkönigreichs wissen, packte den von Schmutz gezierten Burschen am Kinn, um ihn genauer betrachten zu können. „Ihr beweist wie immer äußerst guten Geschmack, Eure königliche Hoheit. Dies...