𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟓 - 𝐕𝐞𝐫𝐛𝐫𝐚𝐧𝐧𝐭𝐞 𝐖𝐚𝐧𝐠𝐞

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„Na wirst du wohl mitkommen?!", schimpfte einer der Wachen, zog barsch an der eisernen Kette in seinen Händen. Ragnars entkräfteter Körper wurde mit voller Wucht nach vorne katapultiert, fiel der arme Junge sogar beinahe zu Grunde. Der Wasserbändiger versuchte mit allem was er noch hatte gegen zu halten, doch er war ein Narr hatte er wirklich geglaubt, sich gegen ein nur so vor Kraft strotzendes Kind des Feuers stellen zu können. Und das auch noch in seinem elendigen Zustand - also bitte. Ein schmerzerfülltes Ächzen entkam Ragnars Kehle, darin er den hölzernen Ring um seinen Hals fest umfasste. Mondgöttin Vidår behüte, würde dies gewiss nur nicht viel bringen. Ihn erst recht nicht von den unbehaglichen Schmerzen befreien, welche das Holz verursachte.

„Hör auf damit, du ungehorsames Balg!", zischte die Wache abermalig, stampfte mit einem der schwarzen Stiefel fest zu Boden. Hernach er mit der frei gewordenen Hand, in welcher sich bereits ein glühend heißes Feuer bildete, weit ausholte. Entschlossen rissen sich die Flammen von seiner Haut los und stürzten sich stracks auf das Kinde des Wassers. Dieser vermochte gerade noch so reagieren zu können: Pflanzen in unmittelbarer Nähe vermochten sich binnen nur eines Atemzugs braun zu verfärben, als Ragnar mit einer fließenden Bewegung Wasser herbei bändigte. Glaubt mir, wenn ich sage, dass er keinen Herzklopfer bevor ihn das Meer aus Feuer getroffen hätte, noch ein Schutzschild, geformt aus stahlhartem Eis bilden konnte. (Obgleich es ihm strengstens untersagt worden war sein Element zu bändigen.)

„Der Junge hat wirklich Temperament.", hörte Ragnar den Händler, welcher ihn so unbarmherzig verkauft hatte, erheitert Lachen - sein Blick richtete sich beinah schon selbsttätig auf den dicklichen Geschäftsmann. Konnte er diesem jedoch nicht weiter Beachtung schenken, denn holte ihn ein lautes Knacksen jäh aus seinem Starren: Kriegslüstern durchbrach die Wache das Eis mit flammender Hand, lies die flache Innenseite hernach auf der blassen Wange des Anderen landen.

Ragnar zuckte merklich vor Schmerz, aber auch vor Schock zusammen, gab ein bestürztes Wimmern von sich. Doch traute er mit angehaltenem Atmen sich nicht seinen Kopf zurück zu drehen, gar die Hand zu der nun verbrannten Stelle zu erheben. Eine salzige Träne verließ seine weit aufgerissenen Iridien, kullerte direkt über seine verletzte Wange. Ein pochendes Bitzeln breitete sich hernach über die hohen Wangenknochen bis zu dem markanten Kiefer aus.

Jintao entkam ein erfreutes Lachen - dunkel, auf das Leid des Anderen hinab. Darin ein aufgeregtes Klatschen seinen Worten einen garstigen Nachgeschmack verlieh: „Gut so, Haruki!"

Zittrig atmete Ragnar aus, darin er einen feigen Blick zu seinem neuen Besitzer wagte. Jenes würde also fortan sein Leben sein? Musste er von nun an jeden Tag unter der barschen Gewalt der Feuerbändiger leiden und diesem aufgeblasenen Prinzen dienen?

Gewiss konnte er nicht verleugnen, bei seinem Anblick in ein aufrichtiges Staunen verfallen zu sein.

Bei Mondgöttin Vidår, ja, der Königsspross vermochte wahrhaft wunderschön zu sein. Doch dies würde sicherlich nichts daran ändern, dass er ein hochnäsiges Gör war und Ragnar ihn schon jetzt nicht leiden konnte.

Wie närrisch falsch er damit jedoch lag, würde erst Mondwenden später ans Licht kommen.

Der Wasserbändiger ließ seine blassen Fingerspitzen nun doch über die verbrannte Haut wandern. Sogleich vermochten noch mehr salzige Tränen seinem Unmut Ausdruck zu verleihen.

Der 17-Jährige fühlte sich fürchterlich elend. Was nur hatte er getan, um diesem grausamen Schicksal zu unterliegen? War er doch stets ein gehorsamer Junge gewesen, hatte seiner Mutter nie Kummer bereitet.

Doch das seine Versklavung womöglich zu etwas Großem bestimmt war, ja daran verschwendete er gewiss keinen Gedanken. Wie auch hätte er es ahnen können?

„Und nun lasst uns endlich in dein neues Zuhause gehen, kleiner Prinz.", durchbrach Jintao die angespannte Stimmung, welche schwer zwischen den Bändigern lag. Vermochte dieses hochmütige Grinsen eigentlich jemals sein hübsches Gesicht zu verlassen?

Eine beträchtliche Schar an Menschen blockierte abermals die Straßen - wer anderes erwartet hätte, wäre wahrlich ein Narr. Schließlich hatte sich auf den Märkten schnell herumgesprochen, dass der Prinz in der Stadt zu Gange war. Ein solches Vorkommnis durfte man sich doch nicht entgehen lassen.

Gewiss taten sie es zum Einen, um einen flüchtigen Blick auf ihren zukünftigen König erhaschen zu können und - maßloser Irrsinn, ich weiß - womöglich sogar seine Gunst zu erlangen. Zum Anderen jedoch, um sich an dem Anblick eines fremdartigen Wasserbändigers zu ergötzen. Blonde Haare und blaue Iridien vermochten zwischen den Bezwingern des Feuers gewiss aufzufallen. Und so lagen neugierige Augenpaare stets auf unserem Ragnar.

Aber aber, wie könnt ihr es ihnen verübeln? Zwischen all den dunklen Haaren und Iridien war das Kinde des Wassers eine wahrhaftige Sensation! So etwas sah man nicht alle Tage. Nein, die meisten hatten die Kinder der anderen Königreiche sogar noch nie zu Gesicht bekommen. Nun in diesen Genuss zu kommen, ließ sie gewiss alle neugierig werden.

Doch kann ich euch getrost sagen, Ragnar vermochte sich unter den stechend peinigenden Blicken fürchterlich unwohl zu fühlen. Beschämt hielt er den Kopf zu Grunde und dies war nicht  nur veranlasst durch den roten Handabdruck, welcher grell auf seiner Wange prangte. Nein, viel mehr vermochte er sich für seinen neuen Stand zu schämen, obgleich die Bewohner Agnikais sicher gar nicht wussten, dass er bis vor kurzem noch ein stattlicher Prinz gewesen war.

Doch jenes war völlig gleich, denn der dicke Holzring um seinen Hals symbolisierte ganz klar - er war ein Sklave. An eisernen Ketten wurde er von eben der Wache durch die Straßen gezogen, gar vorgeführt wie eine Sehenswürdigkeit, welche ihm noch vor kurzem solche Schmerzen zugefügt hatte.

So konnte auch nur ich erkennen, wie seine Hoheit Jintao das seidige Tuch seiner Sänfte von Neugier getrieben beiseite schob, um seine neuste Ausbeute verstohlen betrachten zu können. Der kleine Prinz war etwas besonderes, jenes war dem Königsspross bewusst. Und freute er sich schon darauf herauszufinden, wie besonders er wirklich war.

Denn auch wenn er es wohl niemals zugeben würde, war er schon jetzt total vernarrt.

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Heilen vermochte ein wertes Geschick der Wasserbändiger zu sein, welches jedoch nicht von jedem erlernt werden konnte. Das Wasser wurde mit dem Chakra des Nutzers angereichert und erreichte so die heilende Wirkung. Es ließen sich sowohl äußere, als auch innere Verletzungen behandeln. Überlieferungen zufolge soll es auch möglich gewesen sein, allerhand Erkrankungen zu heilen. Dies war wohl auch einer der Gründe, warum die Kinder des Wassers ein solch hohes Alter erreichen konnten.

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❝ 𝐓𝐡𝐞 𝐧𝐨𝐢𝐬𝐞 𝐨𝐟 𝐟𝐥𝐚𝐦𝐞𝐬ᵇᵒʸˣᵇᵒʸ┆˚✧ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt