Kapitel Vierzig.

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Nervös spielte ich mit dem Rand meines Dekolletés.

Ich hätte mir das Kleid wirklich schon früher genauer ansehen sollen, aber jetzt war es zu spät. Es sah umwerfend aus.

Das tat es wirklich.

Aber ich war es so gar nicht gewohnt, solche Kleider zu tragen.

Die Taille - zu eng.

Das Dekolleté - zu tief.

Es sah eher aus wie ein Kleid, das Dylana tragen würde, nicht wie etwas, das ich ausgewählt hätte. Niemals wie etwas, das ich ausgewählt hätte.

Ich hatte das Dienstmädchen, das mir die Haare gemacht hatte, gebeten, mir nur die obere Hälfte zu einer Hochsteckfrisur auf meinem Kopf zu flechten, damit ich mich nicht zu nackt fühlen würde. Jetzt konnte ich wenigstens einen Teil meiner Haare nach vorne schieben, damit sich die hellblonden Wellen vor meiner Brust locken konnten.

Verflucht.

Ich war unheimlich nervös.

Nyshard war vor einiger Zeit gegangen und hatte mich mit dem Dienstmädchen allein gelassen, aber jetzt, da sie fertig war, würde er bald zurückkehren.

Und zwar jetzt.

Ein Klopfen an der Tür und ein "Darf ich eintreten?", kündigten ihn an. Ich holte tief Luft, drehte mich zur Tür, versuchte, nicht mit den Fingern herumzuspielen und sagte laut: "Ja."

Nyshard öffnete die Tür, trat aber nicht ein, sondern stand wie erstarrt auf dem Gang.

Er trug die passende Kleidung zu meiner, eine dunkle lederne Hose mit einer dunkelblauen Weste, darunter ein schwarzes Hemd, das nur einen kleinen Blick auf seine breite Brust zuließ. Die Weste war mit silbernen Stickereien verziert und erinnerte an die, die er an Berthyan getragen hatte.

Er sah umwerfend aus. Aber er kommentierte mein Aussehen nicht, sondern trat in das Zimmer - unser Zimmer -, ließ seine Hand in die Tasche gleiten und zog eine silberne Halskette hervor, an deren Ende ein kleiner Splitter baumelte, der von einem silbernen Rahmen umschlossen war.

Ich hatte mein Medaillon dabei, doch es passte nicht zu meinem Kleid. Aber diese Kette, sie passte.

Nyshard schloss den Verschluss und murmelte leise: "Jetzt siehst du perfekt aus."

Seine Augen wanderten über mein Gesicht und seine Hände streiften leicht über meine Oberarme, bevor er tief einatmete und mir seinen Arm anbot.

"Du siehst ebenfalls gut aus", brachte ich hervor, als ich meine Hand in seine Ellenbeuge legte, "aber erinnere mich daran, Dylana die Hölle heiß zu machen, weil sie dieses Kleid für mich ausgesucht hat."

Es war das erste Mal seit ein paar Tagen, dass ich ihn lächeln sah. Er spähte zu mir hinunter und ich erhaschte seinen Blick.

Nyshard schaute nicht tiefer als in meine Augen. Das würde er nie tun. "Es ist ein wunderschönes Kleid..."

"Das Dekolleté ist zu tief."

"... es passt dir perfekt..."

"Es ist zu eng."

"... und du siehst atemberaubend aus."

Ich blieb stehen und starrte zu ihm hoch.

"Ich meine es ernst, Ad- ... Mellai. Liebes."

'Ist alles in Ordnung?'

'Sicher.'

'Es ist nur ein Abendessen. Du musst dich mit niemandem unterhalten, außer mit den Leuten, die du schon kennst. Es wird nicht lange dauern, bis wir wieder auf unser Zimmer gehen können.'

Truth of the Whisper (German Edition)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt