23. Komisch

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Haruki's Pov:

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Dieser Moment... Dieser Moment war mit Abstand der schönste und zugleich traurigste Moment meines gesamten Lebens.

Ich hatte wirklich geglaubt, dass jetzt alles vorbei war... Dass wir jetzt alles geschafft hatten... Nur leider war es nicht so.

Akihiko hatte die Nacht bei mir im Krankenhaus verbracht, was ich furchtbar süß von ihm fand. Als der Arzt das sah und realisierte, dass ich nun endlich reinen Tisch gemacht hatte, lächelte er nur und stellte ein zweites Bett ganz nah an meines.

Dafür war ich so dankbar... Jedenfalls war am nächsten Tag dann offiziell meine Operation. Die Operation war schon früh, für den Vormittag, geplant. Deshalb durfte ich am Morgen nichts essen. Doch auch Akihiko aß nichts, da er sagte, dass es sonst unfair gegenüber mir wäre. "Ist doch blöd, wenn nur ich etwas esse und du nicht!", sagte er dann und lächelte. Ich lächelte daraufhin zurück und umarmte ihn erneut. "Danke, Aki!" sagte ich mit einem Lächeln. Er wirkte erst überrascht, strich mir dann aber über das Haar. "Wir stehen das gemeinsam durch, Haruki! Ich glaube an dich, du schaffst das!"

Schließlich war es kurz vor 9:00 Uhr und gleich würde ich das Narkosemittel bekommen, von dem ich wenige Sekunden später auch schon einschlafen würde. Doch erst in ein paar Minuten... also hatte ich jetzt noch etwas Zeit. In meinem Zimmer hing ein Spiegel. Ich muss sagen, dafür dass ich eine der gefährlichsten und bekanntesten Krankheiten der Welt hatte und (zugegebenermaßen) etwas Angst vor der Operation hatte, sah ich gar nicht mal so schlimm aus. Am schlimmsten hatte es wohl immer noch mein Haar getroffen, das jetzt fast überall schneeweiß geworden war. Man könnte meinen, ich hätte von einem Tag auf den anderen beschlossen, mir alle Haare weiß zu färben, und hätte ich ein paar Falten, würde mich bestimmt jeder Außenstehende sofort für Ende 70 halten!

Plötzlich klopfte es an die Tür und ich zuckte zusammen. So schnell?! Oh Mann... Das hätte ruhig auch noch etwas länger dauern können! Doch zu meiner Überraschung war es nur Akihiko. Ich atmete aus. "Puh, Aki! Du hast mich total erschreckt!", lachte ich etwas müde. "Sorry... Ich wollte dich vor der Operation einfach nochmal sehen, weißt du?", sagte Akihiko verlegen. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. "Hahahah! Oh, das ist ja voll süß von dir!", kicherte ich und griff nach Akihikos Arm. Akihiko lächelte. "Sag mal..." fragte er dann, während er sich auf den Rand meines Bettes setzte. "...Hast du eigentlich Angst?" Mir wurde aus irgendeinem Grund schlagartig ganz heiß im Gesicht. Erst wollte ich die Frage verneinen, doch dann erinnerte ich mich wieder daran, was ich Akihiko versprochen hatte, und antwortete etwas zögernd nickend: "Hmmm... Ja, schon... Aber ich weiß auch nicht, warum... Ich habe einfach generell ein komisches Gefühl..."

 Akihiko nickte verständnisvoll und strich mir mitfühlend durch mein schneeweißes Haar. "Ich weiß... ich weiß..." Schließlich legte er meine Tabletten, die er zuvor in der Hand gehalten hatte, auf einen kleinen Tisch neben mir. "Vergiss ja nicht, sie zu nehmen, ja?" Stumm nickte ich und Akihiko lächelte wieder leicht. "Du bist so mutig, weißt du das?" Ich lief rosa an. "Danke...", flüsterte ich verlegen.

Schließlich öffnete sich die Tür und ich hörte, wie Leute in mein Zimmer kamen. Sofort stieg mein Puls wieder etwas, doch als ich wieder einen Blick zu Akihiko warf, wurde ich wieder etwas mutiger. Die ganzen Ärzte um mich herum sagten auch alle irgend etwas, doch ich hörte nur mit halbem Ohr zu. Ein paar Sekunden später spürte ich schon ein leichtes Stechen in meinem Oberarm, woraufhin ich ziemlich müde wurde. Das Letzte, was ich sah und spürte, war Akihiko, der meine Hand hielt. Ich lächelte noch einmal matt, bevor ich endgültig einschlief.

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Ist es normal, dass man während einer Vollnarkose träumt? Irgendwie hatte ich nämlich das Gefühl, kurzzeitig etwas geträumt zu haben... oder vielleicht sogar aufgewacht zu sein... Ich hörte aufgeregte Stimmen, das Piepen von Maschinen und noch mehr... Ich spürte einen stechenden Schmerz in der Brust und etwas wurde mir auf den Mund gedrückt. Doch bevor ich noch mehr realisieren konnte, spürte und hörte ich gar nichts mehr. War ich aufgewacht oder hatte ich kurz etwas geträumt? 

Als ich jedenfalls erneut aufwachte, befand ich mich wieder in meinem Raum. Zuerst sah ich noch alles verschwommen, aber schließlich erkannte ich nach einer Weile die Umrisse des Raumes wieder. "Hey... Hey, Haruki!" Was? Wer... Wer sprach da? Ich war in diesem Moment so benommen, dass ich mich an fast nichts erinnern konnte, doch als ich dann spürte, wie jemand mich fest in den Arm nahm, wusste ich sofort, dass es Akihiko war. "Du hast es geschafft, Haruki! Du hast es geschafft!", lachte Akihiko glücklich.

 Ich war so benommen und mir war so verdammt schlecht, doch trotzdem war ich ebenfalls glücklich... aber... irgend etwas... "Herr Nakayama." Huch. Die ganzen Ärzte waren ja auch da! "Hier. Ihre Tabletten", sagte der Arzt und gab mir meine Tabletten mit einem milden Lächeln. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich mit den Tabletten nur schlechte Erinnerungen verband, aber als ich diese Tabletten so ansah, bekam ich irgendwie ein mulmiges Gefühl. Ich hatte das alles hier sicher einfach so satt und war müde und wollte nur nach Hause. Außerdem brachte es jetzt nichts. Ich musste diese Tabletten jetzt unbedingt nehmen... Sonst könnte es gefährlich werden... Und trotzdem... Hach, vielleicht lag es auch nur an der Narkose.

 Schließlich atmete ich einmal tief ein, nahm die drei Tabletten, die ich nehmen sollte, in den Mund und schluckte sie alle auf einmal ohne Wasser. Ich hatte erwartet, dass ich mich besser fühlen würde, wenn ich das mit dem Tabletten schlucken hinter mir hatte... aber dem war nicht so... Es fühlte sich irgendwie so an, als hätte ich gerade den Fehler meines Lebens gemacht, und fühlte mich erneut extrem komisch. 

Nicht so, dass ich irgendwo Schmerzen hatte oder so, nein. Meine ganze Wahrnehmung und alles war nur irgendwie... ich weiß nicht... verzerrt... oder so... Und irgendwie war mir... ungewöhnlich kalt. "Es kann sein, dass Sie sich jetzt noch eine Weile etwas benommen fühlen werden, doch das dürfte nicht allzu lange anhalten." Ach so... Also war es doch nur...

...eine Nebenwirkung.

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Bis zum letzten Ton... / Akihiko x HarukiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt