Prolog
Wie so oft stellte ich mir die Frage „Wie lange noch?"
Wie lange wollte ich noch so vor mich hinleben und die Torturen Tag für Tag standhalten?
Nicht mehr lange.
Ich kauerte in der Ecke, zitterte am ganzen Leib, hatte höllische Qualen. Mein Vater beugte sich über mich, schaute auf mich herab mit seinem hasserfüllten Blick. Grinsend stand er da, er fühlte sich mächtig mir gegenüber. Er liebte es, mir Tritte und Schläge zu verpassen, wenn ich etwas nicht richtig gemacht hatte. „Das hast du verdient", meint er dabei immer, so wie auch dieses Mal. „Habe ich dir nicht gesagt, die Wäsche gehört ORDENTLICH gebügelt und ORDENTLICH zusammengelegt?!", brüllte er mir direkt ins Gesicht. Sein Atem stank nach Essig, Zigaretten, Alkohol, was auch immer. Kurz wandte er sich von mir ab um zum Bügelbrett zu gehen und auf das gebügelte Hemd zu zeigen, das darauf lag.. Ich wusste nicht, was ich dieses mal wieder falsch gemacht hatte, bis er mich darauf hinwies. Der Kragen des Hemdes war ein wenig zerknittert und nicht schön umgestülpt.
„Du bist für nichts zu gebrauchen!" brüllte er und stieß mit einem kräftigen Hub das Bügelbrett zu Boden. Dabei zerbrach auch die alte Glasvase, die meine Großmutter uns damals geschenkt hatte, als sie von ihrer Ägypten-Reise zurückkam. Die Scherben lagen überall verteilt, eine direkt vor meinen Füßen, in der sich mein mit-Tränen-überströmtes Gesicht spiegelte. Mein Anblick mochte scheußlich sein, aber der meines Vaters, der jetzt wieder auf mich zukam, um mir eine zu knallen, war scheußlicher. Erst ohrfeigte er mich und dann trat er mir in den Bauch. Mir war nach erbrechen, doch ich versuchte dies zu unterdrücken. Lang starrte er mich noch an, er ergötzte sich an den Schmerzen die er von meinem Gesicht ablesen konnte und ich hoffte, betete, er würde endlich von mir ablassen, doch so kam es nicht. Er zog mich unsanft an der Schulter hoch und schubste mich direkt in das Scherbenmeer.
„Du wirst das jetzt aufräumen, verstanden?! Ich gehe jetzt, und wenn ich wieder da bin ist die Sauerei verschwunden!"
Damit ging er. Ich wusste, wohin er ging. Er ging zu einer seiner Geliebten. Auch zu Zeiten, als Mutter noch bei uns war, hatte er immer Geliebte. Mutter wusste von alledem, doch sie hatte Angst, Vater zu verlassen. Eines Tages jedoch fand sie Mut, sie hatte geplant, dass wir beide zusammen von hier abhauen. Weit weg, in ein anderes Land unter anderem Namen wahrscheinlich, einfach nur irgendwo dahin, wo wir sicher vor ihm waren. Doch dazu kam es nie, denn Vater musste wohl irgendwie davon erfahren haben. So kam es, dass er sie eines Nachts zum Essen ausführte, in ein schickes Restaurant von dem Mutter immer geschwärmt hatte. Aber in dieser Nacht kam er ohne sie wieder zurück.
Ich hörte noch wie er die Haustür hinter sich verschloss, so wie er es immer tat, wahrscheinlich weil er Angst hatte, ich könne ihm davonlaufen.
Das Geschrei war nun verklungen, alles was noch zu hören war, war das Ticken der Kuckucksuhr und mein leises Schluchzen. Mein Blick war auf den Boden gesenkt. Ich betrachtete die wunderschöne Vase, die in ihren Einzelteilen verstreut herumlag. Erst jetzt bemerkte ich die blutenden Wunden an meinen Händen und Beinen, die von Glassplittern entstanden waren. Es sah schlimm aus, doch ich verspürte keinen Schmerz, nur die Kälte des Glases in meiner Haut war das Einzige, das ich wahrnahm.
Die Gelegenheit bot sich direkt vor meinen Augen an. Ich könnte dem allen jetzt und sofort ein Ende setzen. Der Gedanke, dass er zurückkommen wird, die immer noch bestehende Saurier auffinden wird und wieder einen Wutanfall bekommen würde, blieb mir im Hinterkopf. Doch er würde nicht nur die unaufgeräumte Wohnung ansehen müssen, sondern auch meine Leiche.
Meine Hand griff nach einer großen, scharfen Scherbe, auf der man noch etwas von der schönen Verzierung erkennen konnte. Ich spielte ein wenig mit ihr in meiner Hand herum und dachte daran, wie schön auch die Erlösung sein wird, wenn ich nie mehr solches Leid erfahren muss.
Und mit dem breitesten Grinsen, einem Lächeln welches ich ewig nicht mehr hatte, tat ich es.
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Reborn. [DIAURA]
FanfictionEin verwirrtes Mädchen gelangt in eine Zwischenwelt, in der sie auf einen jungen Mann trifft. Gemeinsam begeben sie sich auf ihre letzte Reise. Doch was will er wirklich?