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Liam ist schon längst verschwunden. als ich den Garten verlasse und zu meinem Auto gehe. Den ganzen Abend hatte ich unwiderstehliche Bauch schmerzen und wusste einfach nicht wohin mit meinen Gedanken.

Als Ich jetzt endlich alleine im Auto sitze, kann ich mal tief durchatmen. Ich fühle mich wieder fünf Jahre in die Vergangenheit gesetzt, und wie eine frisch verliebte sechzehnjährige. Es ist als hätte sich nichts in meinem Leben geändert. Ich sitze hier und denke einfach nur nach. So sehr das ich schon gar nicht mit bekomme wie es anfängt zu regnen. Der Regen prasselt auf mein Auto hinab und im Hintergrund läuft leise meine Musik. Kurz überlege ich zu Liam zu fahren. Doch ich gewinnen den Kampf gegen mein Herz und fahre den Weg nach Hause. Er darf nicht wieder diese Kontrolle über mich bekommen. Das was passiert ist war eine einmalige Sache die eigentlich hätte garnicht passieren dürfen.

So ziehen die dunklen Felder an mir vorbei und der Regen wird immer stärker. Erst als ich in die Stadt rein fahre kehrt wieder leben zurück da die Lichter mein ganzes Auto erhellen.
Ich parke meinen Wagen in der Tiefgarage und fahre hoch ins Apartment. Und wer dort vor meiner Tür steht hätte ich niemals erwartet.

Liebevoll kommt Liams Mutter auf mich zu und schließt mich in ihre Arme. Ich kann gar nicht sagen wie gut es in diesem Moment tut. Und wie sehr ich diese Umarmung einfach gerade brauchte. Sie streicht mir eine Strähne hinters Ohr und sieht mich an.
„Noch immer so wunderschön wie vor fünf Jahren" haucht sie leise in den Raum.
Ich lächle sie einfach nur an und sie zeigt auf meine Wohnung und nickt. Ich weiß genau was sie möchte. Und so schließe ich die Tür auf und bin froh darüber das Lara und Nick noch im Garten geblieben sind.

Ich biete ihr was zu trinken an und setzte mich mit ihr an den Tisch.
„Ich hab dich  im Stadion gesehen" sie sieht mich an. Und rührt einmal ihren Kaffee um bevor sie einen Schluck aus der Tasse nimmt. Auch ich komme ihr nach und trinke meinen Tee. „Liam hat mir erzählt das ihr gesprochen habt"
Ich nicke vorsichtig. „Erzähl mir was in deinem
Kopf vor geht liebes?" und so sage ich einfach geradeaus das was mir seit fünf Jahren im
Kopf rum schwebt.
„Wie konnte er uns einfach so weg schmeißen? Vorallem warum?" eine Träne löst sich aus meinem Augenwinkel. Und auch sie schüttelt einfach den Kopf so als ob sie sich selbst die gleiche Frage stellen würde.

„Das schlimmste ist einfach das er sagt, das er es nicht weiß. Er weiß selbst nicht mal wie er mich einfach so liegen lassen konnte."
Ich wische meine Tränen wieder weg und sehe sie an.
„Als er damals nach Hause kam. Hat er sich weinend in meine Arme fallen gelassen und hat gesagt das er gerade das dümmste gemacht hat, was er jemals machen konnte" sie spricht ruhig und leise doch ich habe jedes einzelne Wort verstanden.
„Er hat so so sehr geweint und hat gesagt: Mama es tut mir so leid, ich habe das was ich dir und ihr versprochen habe nicht eingehalten." sie sieht mich fest an. „Und da wusste ich genau was er getan hat." ich schlucke schwer und sehe sie an. „Warum hat er es dann nie rückgängig gemacht. Warum ist er nicht wieder gekommen. Sondern hat mich einfach fallen gelassen. Obwohl er es doch selbst nicht wollte?" ein wenig Wut schwingt in meiner Stimme mit.
Sie zuckt einfach selbst die Schultern. Und hat keine Antwort auf diese Frage.

„Wieso er das getan hat, wird dir glaube ich nie jemand sagen können. Vielleicht weil
Er mit bekommen hat wie sein Onkel mit seiner Tante umgegangen ist. Oder auch einfach weil er überfordert war und den Abend nach dem Essen bei euch eine absage von dem Verein hatte wo er schon immer hin wollte. Vielleicht auch einfach sein Stolz? Wir könnten Stunden darüber rätseln. Aber wissen wird er es vermutlich selber nie." ich sehe sie verwirrt an.

„Tante und Onkel?" vorsichtig und nicht zu eillig frage ich, da ich Angst vor der Antwort habe.
Sie trinkt erneut einen Schluck von ihrem Kaffee und fängt an zu erzählen.

„Sein Onkel ist auch mal Eishockeyspieler gewesen. Doch er musste verletzungsbedingt aufhören. Und das hat ihn zerstört. Der Sport war alles für ihn. Er hat einfach so eine Wut entwickelt und, als dann das Team auch noch aufgelöst worden war, war es bei ihm vorbei. Er lies alles an meiner Schwester raus." sie schluckt einmal schwer.
Dann setzt sie erneut zum reden an.
„Er fing an die Hand gegen sie zu erheben."
Erschrocken schnappe ich nach Luft und meine Hand findet den Weg vor meinen Mund.
„Es wurde immer schlimmer, Malia du willst gar nicht wissen was noch alles passiert ist." erschrocken  schüttle ich den Kopf.

„Aber ich wäre da gewesen in so einer Zeit für ihn." meine Stimme ist nur ein leises hauchen. Doch auch seine mum nickt leise.
„Aber sein Onkel war immer ein Vorbild für ihn. Ich glaube er hatte einfach Angst das er genau so wird und dich mal so zertören würde."
Mein nächster Satz ist nur ein Gemurmel.
„Dafür hat er mich auf eine ganz andere Art zerstört"
Wieder ein nicken ihrer Seits.

Sie grinst mich an. „Ich weiß noch genau an seinem
Achtzehnten Geburtstag kam er abends nach Hause und zeigte mir ganz stolz deinen Namen auf seinem
Arm.
Ich wusste gar nicht was ich tun sollte, sollte ich mich freuen oder sollte ich ihn anschreien das er sich den Namen von einem Mädchen tätowieren lassen hat das dann schon ein Jahr nicht mehr an seiner Seite war?
Aber letztendlich sah er so glücklich damit aus das ich mich einfach für ersteres entscheiden hatte."

Ich lächle leicht. „Wie hast du mich eigentlich gefunden?" das ist eine Frage die ich mir jetzt schon das ganze Gespräch lang stelle.
Sie steht grinsend auf und bringt die Tasse in die Spüle ehe sie zurück kommt.
„Ich bin eine Frau Schatzi." sie zwinkert mir zu und streckt mir ihre Arme entgegen.
Ich stehe auf und umarme sie noch mal. „Würde mich freuen dich wieder an der Seite von meinem
Sohn zu sehen. Und mal wieder an unserem
Esstisch begrüßen zu dürfen." ich atme nur tief durch und schließe dann hinter ihr einfach nur leicht nickend die Tür.

Ehe ich mich auf der Couch nieder lasse und alles erstmal verarbeiten muss. Doch da zehn Minuten später erneut die Tür aufgeht. Kann ich nur gestresst seufzen, da ich mich jetzt allerdings auf ein nicht so ruhiges Gespräch freuen darf.

Die Sehnsucht nach Uns Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt