Du bist nicht allein

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Bevor ich wirklich in die Geschichte starten konnte, wurde ich durch die Widmung auf das bevorstehende Thema vorbereitet, was es mir ermöglichte, mich in die Geschichte schnell einzufühlen, Lillys und Noahs Sicht nicht nur zu lesen, sonder auch zu verstehen und Mitgefühl in mir zu wecken.

Weiter ging es mit den Aesthetics. Unter Umständen mache ich mich jetzt unbeliebt und mir ist bewusst, dass das was jetzt kommt absolut subjektiv und individuelle Präferenzen sind. Trotzdem möchte ich es hier einmal so klar formulieren.
Die Aesthetics sind schön, keine Frage, aber ich möchte mir die Charaktere selbst vorstellen, ich möchte mir selbst vorstellen, wer Lilly und Noah sind, wie sie nach außen wirken etc. Natürlich gibst du nur einen ersten Eindruck, eine bestimmte Richtung, aber gerade das finde ich persönlich schade. Ich finde es spannend zu sehen wie unterschiedlich Menschen einen Charakter wahrnehmen können und mit dieser gegeben Richtung geht die individuelle Vorstellung und der erste Eindruck beim Lesen etwas verloren. Natürlich bleibt es mir und jedem anderen überlassen das Kapitel einfach zu überspringen.

Wiederum bin ich ein großer Fan von Playlisten! Ich kann nicht genau beschreiben warum, aber wahrscheinlich liegt es daran, dass ich selbst beim Schreiben viel Musik höre, mich auch von der Stimmung des Liedes leiten lasse und ich mir denke, dass muss bei anderen auch so sein, maximal egozentrische Sicht. Die Vorstellung in den Schreibprozess des Autors einzutauchen, finde ich sehr spannend.

Die Anfangsszenen, die die Schicksale der beiden Hauptprotagonisten zeigen, haben mich sehr getroffen. Ich fühlte mich bedrückt und mein Herz wurde merklich schwerer. Ich nehme das als Anlass zu behaupten, dass deine Worte getroffen haben, dort wo sie treffen sollten und das möchte ich hervorheben. Es ist etwas was mir in deinem Werk häufiger aufgefallen ist. Es wird keine riesige Szene gemacht, es sind nicht viele Worte die du brauchst, um die passenden Emotionen in mir zu wecken und das ist, wie ich finde, eine lobenswerter Fähigkeit.

Ab und zu bin ich aber beim Lesen ins Stolpern gekommen. Ein Beispiele wäre in dem ersten Kapitel aus Lillys Sicht Noah Baumgartner

„Wenn er zum Beispiel zum Vorrechnen an die Tafel gerufen wird, kann er meist eigentlich ziemlich gut, die vorgegeben Aufgaben lösen."

Oder aus dem Kapitel aus Lillys Sicht Gefühlsexplosion

„Ich kann es immer noch nicht so ganz richtig fassen, ..."

Die hier dick markierten Wörter sind mir zu viel. Es ist eine Aneinanderreihung der Wörter, die meiner Meinung nach, keinen relevanten Effekt auf die getätigte Aussage haben und durch den holprigen Klang den Lesefluss stören.

Der Schulalltag ist mir zu Mainstream, zu sehr High School Musical zu sehr Twilight (nicht, aber dass ich das eine oder andere nicht gut finde. Mein Teenager-Ich ist ein großer Fan) vor allem an Anfang. Ich finde eine so besondere und gut geschrieben Geschichte verdient mehr als Schule ist unnütz und Lehrer verstehen ihre Arbeit nicht. Möglicherweise bietet die Geschichte, aber nicht genug Raum, um den Ort Schule weiter zu charakterisieren, zu mal Lilly und Noah ja auch etwas daraus lernen und indirekt die Absichten des Lehrers erkennen, weshalb es auf den zweiten Blick gar nicht schlimm ist, da die Haupthandlung im Vordergrund steht, was sie auch benötigt, um so gut zu wirken, wie sie es in diesem Werk tut.

Ich mag den Kontrast, den du zwischen den Charakteren ziehst. Sie sind auf eine gewisse Weise gleich, unterscheiden sich aber trotzdem wie Tag und Nacht. Dabei umgehst du die klischeehafte Darstellung des super attraktiven, maximal dümmlich aggressiven Badboys und der erschreckend schüchternen, nicht für sich einstehenden, hässliches-Entlein-Mentalität des wehrlosen Mädchens. Das finde ich sehr angenehm und dem Anlass des Buches angemessen.

Nicht weniger gern mag ich die Entwicklung der Hauptprotagonisten. Als lesende Person wird man auf dem steilen und unebenen Weg der Verarbeitung mit vielen Tälern und wenigen Höhen mitgenommen. Die Schwere dieser Aufgabe und die immer wieder aufkommende Erschöpfung von Lilly und Noah werden reglmäßig deutlich, aber auch ihr zunehmend reflektierter Umgang mit ihrer Situation ist zu erkennen. Es ist schön zu lesen, wie beide sich ergänzen und sich gegenseitig die Hand reichen, um gemeinsam den Weg zu bestreiten, der sie größer und stärker werden lässt.

Der Schmerz und die Empfindungen beider Hauptprotagonisten ist deutlich spürbar. Beim Lesen kam mir oft der Gedanke, dass ich sie in den Arm nehmen möchte, dass ich sie wissen lassen möchte, dass nichts falsch daran ist, so zu sein, so zu fühlen, so zu denken. Die Geschichte von Lilly Schilling und Noah Baumgartner hat mich unerwartet berührt und mitgenommen. Ich hatte die Befürchtung, dass mir der Anfang schwer fallen würde. Das ich die Konzentration und die Motivation nicht aufbringen könnte etwas zu Ende zu lesen. Doch du, liebe Nataliamoeller07 , hast es mir ermöglicht einen positiven Einstieg zurück ins Lesen zu finden.

Schlussendlich muss ich sagen, dass mir „Du bist nicht allein" sehr gut gefallen hat. Es ist sehr gut durchdacht, trägt eine extrem wichtige Botschaft, die auch noch auf eine so klare, mitfühlende Art dargestellt wird, dass mir ab und an die Tränen gekommen sind. Es ist eine Geschichte mit jüngeren Protagonisten, aber ich bin mir sicher viele verschiedene Altersgruppen können an dieser Geschichte gefallen finden.

Ich wäre nicht überrascht, wenn ich das Buch in naher Zukunft in dem nächsten Buchladen finden würde.

Weiterhin wünsche ich dir alles erdenklich Beste, viel Freude und bestimmt auch Erfolg beim Schreiben. Ich danke dir, dass ich in deine Geschichte reinschauen durfte! ❤️

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