EINS

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Ich sitze schon wieder im Wartezimmer des Krankenhaus. Die Uniklinik wirkt kalt und leblos. Immer wieder sehe ich junge Kinder mit schweren Krankheiten, die an mir vorbei laufen. Die Welt ist so ungerecht, manche haben keine Sorgen, leben ein tolles und unbeschwertes Leben und manche leiden und versuchen ihren Alltag irgendwie zu meistern. Die Wände des Wartezimmers sind grau, ein Teil ist mit bunten Wandmalereien bedeckt, was für die Kinder eine kleine Unterhaltung und Ablenkung sein sollte. Mehrere Ärzte rauschen immer alle fünf Minuten an mir vorbei und verschwinden in den einzelnen Behandlungszimmern der Neurologischen Krankenhaus Abteilung. Schon immer haben mir diese weißen Kittel Angst eingejagt. Sobald ich sie als kleines Kind sah brach sofort Panik in mir aus. Der Auslöser war vermutlich das ich als Kind bei einer schrecklichen Kinderärztin war. Sie war gruselig und ist immer sehr grob mit mir umgegangen. Einmal rammte sie mir so dolle eine Spritze in den Arm das ich angefangen habe zu weinen, es war so schmerzhaft das mich diese Erfahrungen mit der Ärztin ein Leben lang geprägt hat. Aber auf der anderen Seite, habe ich auch großen Respekt vor Ärzten. Sie helfen uns Menschen, versuchen den Kranken ein möglichst normales Leben zu beschaffen und retten Leben. Das bewundere ich sehr an ihnen und sah sie dennoch als Helden. Ich war so in den Gedanken vertieft, das ich gar nicht merkte das ein kleines junges Mädchen vor mir stand. Sie war vielleicht ungefähr vier Jahre alt, hatte kurzes blondes Haar und sah mit ihren großen blauen Augen einfach zuckersüß aus. Sie ging auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen. Sie stemmte ihre kleinen Händchen auf meine Knie ab und grinste mich süß an. " Warum bist du hier, bist du auch krank? ". Ich schenkte ihr ein trauriges lächeln und wollte gerade zum Antworten ansetzen, als auf einmal eine große schlanke blonde Frau mich unterbrach. " Es tut mir sehr leid, meine Tochter ist sehr lebhaft und offen, ich hoffe sie hat Sie nicht in irgendeiner Weise gestört ". Die blonde Frau sah sehr müde und erschöpft aus, dennoch lächelte sie mich sympathisch an. " Nein, es ist alles in Ordnung ". Das kleine Mädchen lief weg und gesellte sich zu den anderen Kindern, zu einer der kleinen Kinderspielecke. Die Mutter des Mädchens setzte sich neben mich und schaute ihrer kleinen Tochter beim spielen zu. " Sie haben eine sehr süße Tochter " sagte ich. Sie schaute mich nett an und lächelte. " Ja, das ist sie, sie ist mein ein und alles ". Sie wandte ihren Blick von mir ab und schaute auf einen Zettel den sie in der Hand hielt. " Darf ich sie etwas fragen? " sagte sie. " Ja natürlich ". " Weswegen sind sie hier? " Ich schaute etwas bedrückt zu Boden, hebte aber wieder schnell meinen Blick. " Ich habe Epilepsie und muss einmal im Monat zur Besprechung und Kontrolle hier her ". Sie schaut mich bemitleidend an, was mich eigentlich etwas stört. Ich möchte kein Mitleid was meine Krankheit angeht. Ich will auch nicht das jemand mir Ratschläge gibt, wie ich mein Leben zu leben habe, sodass ich meine Gesundheit nicht gefährde. Das was ich tue oder nicht ist meine Entscheidung und das lasse ich mir von niemanden vorschreiben. Die blonde Frau merkte wohl das sie etwas falsch gemacht hatte und wechselte das Thema. " Ich bin mit meiner Tochter hier, man hat einen Tumor bei ihr im Kopf gefunden ". Ich schaute zu dem Mädchen hinüber und lächelte traurig, wie unbeschwert und fröhlich sie aussah. Sie wusste wahrscheinlich noch nicht einmal was wirklich mit ihr los war. Ich wollte der Frau gerade etwas sagen, als sie sich aus dem Stuhl erhebt und ihre Tochter zu sich ruft. Sie dreht sich zu mir um und sagt. " Ich wünsche Ihnen noch viel Glück für die Zukunft ". Sieh huschte mit ihrer Tochter schnell den Gang hinunter, sodass sie gar nicht mehr mein ' Ich Ihnen auch ' mehr hören konnte.

Seit mehr als 30 Minuten sitze ich nun hier schon im Wartezimmer und wurde so langsam ungeduldig. Ich hatte mittlerweile schon starke Kopfschmerzen von dem ganzen Lärm der hier im Wartezimmer von den Kindern kam und wollte einfach nur nach Hause.
Endlich wurde ich nach qualvollen 45 Minuten aufgerufen und war froh nun endlich bald zu Hause zu sein. Die Krankenschwester begleitete mich in einer der kleinen Besprechungsräumen. Der Raum war wirklich winzig, ein Schreibtisch, drei Stühle und ein Schrank voller Ordner standen dort drinnen. Ich setzte mich auf einen der drei Stühle und warte schon wieder darauf das mein Arzt nun endlich erscheint.
Nach weiteren fünf Minuten ging die Tür des Besprechungszimmers auf und mein Arzt Dr. Handley trat in das Zimmer. Er war groß, hatte graue Haare, blaue Augen, er wahr wahrscheinlich um die 35 bis 40 Jahre alt und hatte das sympathischste Lächeln was ich je gesehen habe. Er war sehr freundlich und versuchte nach jedem Anfall eine neue Lösung für meinen Zustand zu finden. Ich konnte mich sehr glücklich schätzen, einen Arzt wie ihn erwischt zu haben. Ich setzte mich auf und schüttelte Dr. Handleys Hand. " Guten Tag, Mrs. Leak " begrüßte er mich.


Almost CuredWo Geschichten leben. Entdecke jetzt