Das Gift strömt langsam in mein Blut

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Sicht: Richard

Heute Abend werden wir wieder ein Konzert haben. Gut gelaunt mache ich mich auf den Weg zu den Toiletten, um eine kurze Pinkel Pause zu machen. Als ich das Klo betrete, sehe ich wie Paul und Christoph miteinander reden und Paul ihn in den Arm nimmt. "Du bist wunderschön, Ja?" Pauls Worte treffen mich wie einen Messerstich. Fassungslos stolpere ich nach draussen und mein Atem stock und mein Herz schlägt wild. Sie sind doch ein Paar und Till hat mich belogen, nur damit ich am Leben bleibe. Leise verschwinde ich in den Bus. War mein Versuch zu sterben nicht gut genug? Muss ich ihn wiederholen, damit das Leid ein Ende nimmt? Jeden Tag fühle ich mich, als ob mir jemand versucht, das Herz aus der Brust zu reissen. Kann ich denn nicht glücklich mit Paul zusammen sein? Wütend schnappe ich mir die scharfe Klinge und gehe an meinen Lieblingsort im Wald. Auf dem Felsen beobachte ich die Landschaft um mich herum. Aus meiner Hosentasche ziehe ich eine kleine Tüte mit Pulver heraus. Kokain, das Mittel, welches mir den besten Kick gibt. Nur einmal habe ich davon Gebrauch gemacht, doch nun kommt das zweite Mal. Die Linie fein säuberlich vorbereitet, freue ich mich riesig. Auf Selbstverletzung hatte ich keine Lust, also löse ich mein Problem mit Koks. Mit dem Röhrchen schnupfe ich die Linie und lasse die Droge auf mich wirken. Ein paar Minuten vergehen bis es passiert. Der rausch ist gewaltsam und ich geniesse es in vollen Zügen. Ich merke, wie ich immer mehr Hyperaktiv werde und mit mir selbst rede. Ach, ist das so Herrlich! Ich empfinde keinen Schmerz und fühle mich hellwach. So geil!

Nach einiger Zeit setzen die Halluzinationen ein und ich werde paranoid. Die Euphorie ist fast ganz verschwunden, doch noch immer bin ich High.

Sicht: Till

"Till, kann ich dir etwas anvertrauen?" fragt mich Paul, während ich genüsslich meinen Kaffee trinke. Ich nicke und er fährt fort. "Christoph, ist Trans...und ich will ihn unterstützen, also sei ihm nicht böse, wenn er in meiner Nähe ist." "Weiss das Richard?" "Nein, wo ist er eigentlich?" Ich merke, wie mir Angst hochkommt und stehe schnell auf. Vorhin ist er hastig in den Wald gelaufen. Warum habe ich ihn nicht verfolgt? Fuck. Ich muss schnell zu ihm, ansonsten macht er mir noch dummes Zeug. Mit einem Rucksack, gefüllt mit Essen und Trinken, begebe ich mich zu seinen Lieblingsplatz. Ich höre ihn sprechen und kichern. Als ich ihn sehe erschrecke ich. Auf einem kleinen Brett sind Reste von einem weißen Pulver zu sehen und Richard verhält sich komisch, fast schon paranoid. Es hat Koks genommen. So wie er sich verhält, schätze ich das er sich nicht mehr im Hochzustand befindet, sondern schon im Rausch. Zeitlich könnte das aufgehen. "Hey, Scholle. Ich bin es Till." er sieht mich an und kichert wieder. Schnell packe ich sein Zeug zusammen und trage ihn zurück. Bald wird der rausch abklingen und dann muss ich bei ihm bleiben. Sonst geht der kleine mir noch Hops.

"Jungs, wir müssen dringend reden" beginnen ich und alle begeben sich zu dem kleinen Tisch. "Richard ist wieder mit Drogen am Spielen und hat in den letzten Tagen einiges durchgemacht." Immer mehr erzähle ich davon, wie es Richard im Moment geht. Sie sollten es erfahren, bevor noch schlimmeres passiert. Paul stand der Kiefer offen und er muss sich zusammenreissen, nicht zu weinen. Alle sind ein wenig sprachlos und doch ist sie angenehm. "Leute, wenn wir hier doch gerade die Wahrheit erzählen, kann ich mich ja Outen. Ich bin nämlich bisexuell." Paul blickt uns alle an. Die Stille ist ein Zeichen von Verständnis. Wird sich Schneider echt Outen, oder ist das zu früh für ihn? Von hinten höre ich ein leises Grummeln und leises Tapsen.

Sicht: Richard

Ich fühle mich absolut beschissen. Ich fühle mich so unendlich erschöpft und mache mir direkt Selbstvorwürfe. Die anderen Sitzen gemeinsam am Tisch und ich setze mich, ohne zu denken auf Tills Schoss. "Was redet ihr?" frage ich müde und reibe mir den Schlaf aus den Augen. "Ich habe ihnen von den Drogen und der Selbstverletzung erzählt. Paul hat sich dann auch noch als bi geoutet." verwirrt sehe ich Till an. "Warum hast du alles erzählt?" "Um dich zu beschützen, also sei mir nicht böse." verständlich nicke ich und fühl mich immer schlechter. Oliver steht auf und begibt sich in die Küche. Ich will ihm helfen, wenn er kocht, dann kann ich mich bestimmt super ablenken!

"Wie geht es dir?" fragt mich Olli, während wir Sandwiches machen. "Fühle mich müde und traurig. Mache mir auch Vorwürfe und so." gebe ich gähnend zu. "Das wird schon wieder, versprochen. Ich helfe dir sehr gerne" "Danke, Oliver." Ich schneide das Gemüse fertig und Belge die Brötchen. Zwar bekommen wir im Backstage auch etwas zum Essen, aber eine kleine Stärkung vor ab, kann nicht schaden. "Jeder kann sich ein Belegtes Brot schnappen, bevor es los geht!" ruft Oliver die anderen. Alle stürzen sich auf die Brot und ich nehme mir auch eines. Genüsslich esse ich es und esse schnell auf. Auch die anderen beeilen sich, damit wir rechtzeitig ankommen.

In meinem Backstage Bereich mache ich mich fertig und werde von Paul beobachtet. "Küssen wir uns wieder oder nur Umarmen?" gegen Schluss werde ich immer leiser und Paul scheint das zu merken. "Wir können uns gerne wieder Küssen, wie gewohnt." verspielt lächelt er zu mir und in mir Kribbelt alles. Das ist ja besser als das Kokain! Meine Haare stelle ich wieder auf, sodass ich aussehe, als hätte ich in eine Steckdose gefasst. Paul schminkt sich, genauso wie ich, und wir streiten uns über den Spiegel. Fertig geschminkt und gestylt, laufen wir zu den anderen. Das Konzert kann Los gehen.

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Das Konzert war wunderschön. Ich habe Paul geküsst und Schneider wurde in Ruhe gelassen. Auch habe ich nicht verbrannt oder anders verletzt. Der Kater von dem Kokain hat während dem Konzert nachgelassen und ich konnte es noch ein wenig genießen. Die anderen sind entweder noch am Feiern oder Gehen schon schlafen. Gerade sitze ich auf einer Bank und warte auf Till. Wir wollten wieder ein wenig reden und den Abend genießen, bevor wir weiterfahren. "Hey, da bist du endlich, Papa" er muss kichern und wirft eine Decke auf meinen Körper. "Mach es dir gemütlich und dann können wir anfangen" Ich kuschle mich in die Decke und bin bereit. "Das mit dem Kokain tut mir so leid, ich wollte die Kontrolle nicht verlieren" bedrückt lehne ich mich gegen ihn. "Mach es bitte nicht noch einmal, ansonsten werde ich sauer auf dich sein." "Versprochen. Aber das gute ist, ich fühle mich ein wenig besser jetzt und das nicht nur wegen der Droge" verkünde ich mit einem amüsierten Unterton. "Du wirst häufiger Paul und Christoph zusammen sehen. Mach dir aber keine Sorgen, denn Paul hilft nur bei einem Persönlichen Problem. Sie werden das schon noch erzählen, also sei nicht traurig" ich nicke. "Danke das du so auf mich acht gibts und mich nicht direkt verurteilst, für das was ich mache" "Immer gerne mein kleiner. Für dich würde ich alles tun." glücklich lächle ich und erkenne eine Thermoskanne in Tills Händen. "Tee?" fragend sieht er mich an und ich bejahe seine Frage schnell. Papa drückt mir einen Becher in die Hand und ich trinke den Inhalt genießerisch. Ich liebe den Tee, den er mir immer gibt. Er erfüllt mich mit Energie und beruhigt mich jedes Mal.

"Ich gehe mal ins Bett" verkünde ich gähnend. Till nicht und packt alles zusammen. Im Bad putze ich mir die Zähne, wasche mein Gesicht und begebe mich dann wieder zurück in den Bus. Zügig wechsle ich meine Kleidung und lege mich in das Bett. Morgen werden wir in ein anderes Landreisen, habe vielleicht sogar einen Auftritt. Till und die andern höre ich schon schlafen und versuche es auch, doch kann nicht, da ich zu aufgedreht bin. Das kann doch nicht wahr sein!

Mittlerweile ist es 3:18 und ich bin immer noch wach. Ich drehe mich auf die Seite und vernehme ein leises Wimmern. Das Wimmern wird zu einem Weinen und ich beginne mir Sorgen zu machen. Ich rapple mich auf und suche die Quelle von dem Geräusch, welche an Pauls Bett befindet. "Paul?" flüstere ich und rüttle an seiner Schulter. Nach einiger Zeit sitzt er Kerzengerade im Bett und atmet schwer. Tränen laufen über sein Gesicht, sein Körper zittert und er schein kaum Luft zu bekommen. "Ich bin es, Richard." ich nehme ihn in meine Arme. "Versuche mit mir zu atmen, Okay? Das kriegen wir wieder hin, versprochen." meine Worte haben eine positive Wirkung auf ihn und er atmet wieder ruhiger. "Willst du es mir erzählen?" frage ich ihn liebevoll. "Du und D-Doom...ihr habt um mich gekämpft, doch du bist dabei...g-gestorben, weil er dich erstochen hat" Er zittert wieder und ich halte ihn fest in meinen Armen. "Soll ich bei dir bleiben?" Er nickt. "Kannst du auch mit mir kuscheln? Ich habe dann weniger Angst" "Sehr gerne" Er rutscht ein wenig und ich lege mich auf den Rücken. Sein Kopf ruht auf meiner Brust, während meine Arme seinen Körper festhalten. Wir beide fallen dem Schlaf zu Opfer und versinken in das Land der Träume. Noch nie bin ich so schön eingeschlafen.

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1528 Wörter :P

Habt alle einen super tollen Tag/ Abend und Tschüssi =D

Will dich lieben und verdammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt