Das sein wird sich dem Tod ergeben

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TW: In diesem Kapitel wird über Selbstmord gesprochen oder auch Praktiziert.

Sicht: Richard

Wieder ein neuer Tag und wieder das Gefühl am falschen Platz zu sein. Ich meiner, niemand braucht mich doch, wenn ich mal überlege. Paul würde mich niemals zurück lieben, denn er hat ja Doom. Die beiden sind ein Traumpaar, genauso wie Till und Flake. Auch Oliver interessiert es nicht wie es mir geht oder was ich den ganzen Tag mache. Würde ich sterben, wäre das kein Verlust. Warum sollte ich es denn nicht versuchen? Das Schlimmste, was passieren kann ist das ich sterbe, was an sich mein Ziel ist. Ich könnte mir Heroin oder so besorgen und mir den Goldenen Schuss geben. Oder meine Pulsadern auf Schneiden oder mich von der Klippe in der Nähe stürzen. Die Methode, die ich aber am besten finde, ist mich zu ertränken in einem See oder in dem Bach. High werden und das tun scheint mir eine gute Idee zu sein. Heute und Morgen haben wir keinen Auftritt, somit kann ich eine Nachricht hinterlassen und mich vorbereiten. Ich muss lächeln. Das wird schön, aber traurig.

In einem Laden in der Nähe hole ich mir eine große Flasche Alkohol, bei der ich mir sicher bin, dass ich betrunken sein werde. Die Flasche verstecke ich in meinem Rucksack, genauso wie das Klappmesser, falls ich alles überleben sollte. Heute Kleide ich mich in meinen Lieblingskleider und bin zu jedem nett. Ich mache Kaffee, helfe bei jedem Problem und gehe Einkaufen. Mit jedem versuche ich ein letztes Gespräch zu führen und umarme jeden noch ein letztes Mal, bevor ich gehe. Mein letzter Tag wird heute sein und ich versuche ihn noch zu genießen, selbst wenn meine Vorwürfe immer mächtiger werden. Aus meinem Koffer hole ich mein kleines rotes Notizbuch und versuche ein Gedicht zu verfassen.

Die Vorwürfe stehen mir bei,

doch ich breche unter ihnen.

Heute Abend bin ich endlich Frei

und dem Tod tue ich dienen.

Die Liebe war mein Verderben,

aber ich habe für sie alles versucht.

Nun werde ich bald sterben,

habe den Ausweg lange gesucht.

Die Flut wird mich nehmen,

doch der Tod wird mich übernehmen.

An: Papa...mein Held...

Mit Tränen in meinen Augen schliesse ich das Buch und lege es auf mein Kopfkissen. Wir haben erst Mittag und so bleibt mir noch viel Zeit bis zu meinem Tod. Ich packe die Gitarre und spiele ein paar Lieder auf ihr. Keiner der andern weiss, was heute Abend geschehen wird, doch es ist besser so. Keiner soll mich daran hindern, denn ich kann das alles einfach nicht mehr. Seufzend lege ich meine Gitarre zur Seite. Ich werde sie Paul schenken, als eine Geste der Liebe und Zuneigung. Das schreibe ich in mein Buch, damit jeder das weiss.

"Hey, Christoph! Kann ich dir gerade etwas helfen?" "Ehhh...Nein? Warum bist du den ganzen Tag so anders zu uns? Die ganze Zeit hilfst du uns und nimmst jeden in den Arm. Ich bin verwirrt." ich überlege mir eine Ausrede. "Einfach so. Muss ich denn einen Grund haben?" er schüttelt den Kopf und ich gehe wieder rein. Paul spielt gerade Karten mit Oliver. "Darf ich mitmachen?" "Gerne, setzt dich zu mir" gemeinsam spielen wir mehrere Runden Karten und ich geniesse es. Später gehe ich noch zu Papa. "Hey, wie geht's kleiner?" fragt er mich direkt. "Sehr gut!" ich strahle über das ganze Gesicht. Er lächelt auch und meint, dass er froh darüber sei.

Der Abend bricht langsam an und ich packe meinen Rucksack. Gerade als ich gehen will kommt Schneider mir entgegen. "Wo willst du denn noch hin?" "Nur ein wenig spazieren" meine ich knapp und verschwinde nach draussen. Mit festen Schritten komme ich dem Wasser immer näher. Es ist eine lauwarme Nacht und das Wasser wird schön kühl sein. Am See angekommen, schnappe ich mir die Flasche. Ihren Inhalt lasse ich meine Kehle herunterlaufen und geniesse es so sehr wie noch nie in meinem Leben. Immer mehr begebe ich mich in den Betrunkenen Zustand und laufe barfuß in das kühle Nass. Mein Hose ist das einzige Kleidungstück, welches ich noch anhabe. Mit dem Wasser bis zur Brust reichend, beginne ich zu lachen. Dann stolpere ich endlich. Mein Körper tauch vollkommen und ich fühle mich schwerelos. Immer weiter sinke ich in die Tiefe und sehe zu der Wasseroberfläche. Das Mondlicht scheint bis ins Wasser, doch erreicht mich noch nicht. Die Kälte übermannt meinen Verstand und das Wasser dringt in meine Luftröhre. Immer mehr ertrinke ich. Mein Herz wird immer langsamer und ich verliere mein Bewusstsein. Auf Wiedersehen Till, Flake, Christoph, Oliver und vor allem Paul. Ich liebte dich mit Leib und Seele.

Sicht: Christoph

Richard ist einfach so gegangen und ich bekomme Angst. Als ich in mein Bett will, bemerke ich Richard sein rotes Notizbuch. Ich schlage die markierte Zeile auf und lese den Text. Ich runzle die Stirn, doch merke schnell was nicht stimmt. Ohne das Buch zu schließen, renne ich los. Mir laufen Tränen vom Gesicht und meine Beine beginnen zu schmerzen. Hätte ich ihn doch aufgehalten! Immer weiter durch das Unterholz, höre ich das aufgeregte Zirpen von den Heuschrecken. Ich nehme alles intensiver wahr und komme endlich am See an. Wo ist er denn? Ich sehe nur seinen Rucksack, Kleidung und eine leere Flasche. Er ertrinkt! Voll bekleidet renne ich in das Wasser. Als ich untertauche, kann ich seinen Leblosen Körper erkennen. Das Adrenalin pumpt in meinen Adern und ich packe seinen kalten Leib. Schnell schwimme ich an das Ufer und lege ihn auf den Rücken. Mittlerweile ist auch Till hier. Ist er mir gefolgt? Egal. Ich bemerke das Richard nicht mehr atmet und sein Puls schwach ist. "Was hast du getan!" schreit mich Till an. "Du hast mein Kind getötet!" er kniet sich neben Richard und ich stehe zur Seite. War das meine Schuld? Habe ich Richard zum Selbstmord gebracht? Ich bin ein Monster.

Sicht: Till

Mein Körper füllt sich mit Trauer und Verzweiflung. Wasser sickert aus Scholles Mund, doch der Rest ruht in seiner Lunge. Ich beginne mit einer Herzdruckmassage und kann sehen wie immer mehr Wasser aus seinem Mund fließt. Minuten lang versuche ich ihn wieder zum Leben zu bringen, doch es scheint nicht zu klappen. Meine Tränen tropfen auf seine kalte Brust, wo heute noch seine Lunge gearbeitet hatte und sein gutmütiges Herz. Wir hatten eine Magische Bindung zueinander und ich konnte ihm helfen. Anscheinend konnte er trotzdem alles nicht mehr handhaben. Ich blicke in den Himmel und habe das Gefühl, das er mich von dort auf ansieht. Er wird ab sofort mein Schutzengel sein, der immer auf mich Acht geben wird. Mein Kind. Mein Richard.

Ich starre auf meine Hände als ich ein röcheln vernehme. Kurz schiele ich zu Richard, welcher seinen Kopf auf die Seite gelegt hat. Wir in Trance richte ich ihn behutsam an und kann seine grünlichen Augen erkennen. Er hustet alles Wasser aus und ich streiche über seinen Rücken. Als er sich eingekriegt hat blickt er mich schwach an. "Warum?" seine Worte sind schwach und stotternd. "Doom hat dich aus dem Wasser gezogen und ich habe versucht dich zu retten. Ich dachte du wärst Tod." "Es tut mir leid" ist das Einzige, was er zu mir sag, bevor er ein Messer aus seiner Tasche zieht. Ich greife mit meiner Hand in die Klinge und entreiße ihm das Messer, welches sich tief in mein Fleisch gräbt. Mit voller Wucht werfe ich e sin den See. Entgeistert starrt er mich an. "Wir kriegen das hin, ohne dass du stirbst. Papa passt auf dich auf." Ich schlinge meine Arme um seinen zitternden Körper und er hält sich an mir fest. "Tu das bitte nie wieder, Okay? Ich werde auch immer bei dir sein." Ich streiche über seine nassen Haare und er nickt schwach. "Müde" flüstert er und ich habe ihn auf. "Schlaf ruhig. Ich werde dich ins Bett bringen" "Bei mir bleiben" protestiert er. "Ich bleibe bei dir, die ganze Nacht." Ich gebe Schneider ein Zeichen, das er mitkommen soll. Dem werde ich es Morgen Zeigen. Er hat Richard weh getan und dafür muss er büßen.

Im Bus lege ich ihn in mein Bett, statt in seines. "Ich komme gleich, kleiner. Muss meine Hand verbinden" mit diesen Worten begebe ich mich an den Tisch. "Könntest die meine Hand verbinden, Schatz?" er gibt mir ein nicken und ich lege die Hand auf den Tisch. Das Shirt von Richard, welches ich als Verband genutzt habe, färbt sich immer mehr rot. "Hier, zeig mal her" vorsichtig löse ich das Shirt und offenbare die Wunde. "Sieht aus als müssten wir sie nähen" erschrocken sehe ich ihn an, werde dann aber wieder locker. "Kannst du das machen?" er nickt und ich halte still. Nachdem er fertig ist trägt er etwas auf und verbindet meine Hand. Fertig verarztet lege ich mich zu Richard und nehme ihn in meine Arme. Er schmiegt sich an mich und schläft friedlich weiter und ich tue es ihm gleich.

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Ein ziemlich trauriges Kapitel, aber ich mag es so, wie es ist. 1373 Wörter :)

Allen einen erholsamen Tag/Abend und Tschüssi :3


Will dich lieben und verdammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt