[2] Nachts

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Wenn es dunkel war, das silberne Mondlicht sich über die Felder und Wiesen ergoss und keine Wolke die glitzernden Sterne bedeckte, fühlte er sich am wohlsten. Dann stieg er durch sein Fenster, zog sein Fahrrad aus dem Schuppen und fuhr zu den Feldern am Rande der Stadt. So wie heute Nacht.

Er stieg von seinem Fahrrad und ließ es fallen. Die Lavendelfelderwirkten wunderbar im grauen Schein. Er watete durch die lila Fluten, als er plötzlich eine Gestalt bemerkte, die zwischen den Lavendelblüten tanzte. Sie hob die Arme, machte eine fließende Bewegung und beugte sich tief hinab. Es war ein Mädchen mit  blondem Haar und einem weißen Nachthemd.

Er beobachtete sie wie versteinert einige Minuten, wie sie sich elegant durch die Blüten bewegte. Plötzlich drehte sie sich zu ihm und lächelte ihn an. Eine Brise erfasste das blonde Haar und zerzauste es. Sie strich es sich hinters Ohr und lief zu ihm. Mit einemwunderschönen Lächeln erfasste sie seine Hände und zog ihn die lila Fluten aus Lavendel.

„DerMond ist heute Nacht so wunderschön", wisperte sie. Er nicktezustimmend.

„Ich sehe dich heute zum ersten Mal", flüsterte er. Das Mädchen lächelte.

„Ich dich nicht. Wir gehen auf die gleiche Schule", meinte sie. „Ich heiße Opal Livers, und du?"

„Blade Cooper."

„Schön dich kennenzulernen, Blade", lachte Opal. „Was machst du eigentlich hier?"

„Ich komme immer hierher, wenn ich Zeit zum Nachdenken brauche."

„Worüber willst du denn heute nachdenken?"

„Dass es nachts einfach am schönsten ist."

„Da stimme ich dir zu. Ich bin hier, weil ich die Nähe des Mondes einfach brauche. Und weil es hier einsam ist, abgeschottet von der restlichen Welt", erklärte sie. Er lächelte leicht. Sie grinste. Dann stand sie auf, hob die Hände an den Mund und schrie laut: „Fick dich, Welt!" Überrascht warf er ihr einen Blick zu. „Was?", lachte sie.

„Nichts."

𝐏𝐀𝐈𝐍 | 𝘍𝘪𝘤𝘬 𝘥𝘪𝘤𝘩, 𝘞𝘦𝘭𝘵Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt