Kapitel 2

43 10 6
                                    

Mittlerweile war mein Vater fast fertig mit Speisen. Danach würde die Mahlzeit beendet werden - der König begann den Schmaus und beendete ihn auch. "Filiz", sprach er mich drohend an, "wie mir zu Ohren gekommen ist, bist du bei deiner letzten Violinen-Stunde nicht erschienen." Innerlich seufzte ich. Ich hatte gehofft, dass er es nicht erfahren würde. Doch nichts passierte in diesem Gebäude, ohne dass er davon wusste. Leise flüsterte ich: "Verzeiht mir Vater." Mir war bewusst, dass ich nicht unbestraft aus der Situation kommen würde, weshalb ich versuchte, das Ganze nicht noch zu verschlimmern. An seinem Gesichtsausdruck sah man, dass ihm meine unterwürfige Haltung gefiel. "Wenigstens ist in deiner Erziehung nicht alles umsonst gewesen. Es wird trotzdem nicht leicht sein, dich gewinnbringend zu verheiraten."

Für ihn war ich eine Enttäuschung. Ich war eine verhasste Tochter, da er einen Sohn hatte haben wollte. Noch dazu hielt ich mich oft nicht an die Regeln. In letzter Zeit war er noch strenger als sonst. Er hatte Angst, dass ich Fehler machen könnte, die nach Außen dringen würden und somit meinen Wert schmälern könnten. Fast hätte ich nicht bemerkt, wie er erneut seine Stimme erhob:" Du wirst für die nächsten zwei Wochen dein Gemach nicht mehr verlassen! Nicht mal für die Mahlzeiten oder für deinen Unterricht. Nur um dir das Essen zu bringen, soll es jemand betreten!" Geschockt sah ich ihn an. Meine Mutter warf mir einen traurigen Blick zu, doch sie blieb still. In ihren leeren Augen sah ich Angst und Trauer. Mein Vater würde seine Wut wieder an ihr auslassen.

Verzweifelt versuchte ich ihn umzustimmen: "Bitte nicht Vater! Ich werde mich bessern." Doch wir wussten alle, dass ich das nicht würde. Vor Wut wurde er beinahe rot wie eine Tomate. "Wie kannst du es wagen, mir zu wieder sprechen? Nach den zwei Wochen wirst du einen Mann ehelichen. Dann soll dich dein Mann unter Kontrolle bringen. Geh mir aus den Augen, ich will dich nicht mehr sehen!" Eine Träne rollte mir die Wange hinunter. Ich wollte vor ihm keine Emotionen zeigen.

Möglichst würdevoll versuchte ich aufzustehen, was mir aber wahrscheinlich nicht gelang, da ich mich wie ein Storch im Salat bewegte. Nichtsdestotrotz strafte ich meine Schultern, hob meinen Blick und verlies den Speisesaal. Den Gedanke zu flüchten, verwarf ich so schnell wie er gekommen war, als ich die Wachen in ihren Kampf-Uniformen sah. Ich würde hier nie rauskommen, ohne in einen anderen golden Käfig verfrachtet zu werden.

(K)eine PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt