Sehnsüchtig schaute ich zum Fenster hinaus. Wie gerne wäre ich dort draußen. Doch das war unmöglich.
"Eure königliche Hoheit?" Es klopfte an der Tür zu meinem Gemach. "Herein", sagte ich bestimmt. "Ihre Eltern erwarten Sie zum Essen", verkündete der Lakai stolz, da er der Prinzessin etwas ausrichten durfte.
Er musste neu sein, denn sonst wäre er nicht in mein Gemach gekommen. Vom Rang her Niedrigere mussten draußen bleiben, so besagten es die Regeln. "Richtet Ihnen aus, dass ich gleich kommen werde", antwortete ich kokett. Meiner Stimme konnte man keine Emotionen entnehmen und auch meine Gesichtszüge waren neutral. Ich verhielt mich genauso, wie man es von mir erwarten würde.
Mittlerweile hatte ich mich mit meinem Schicksal abgefunden, eine Kronprinzessin zu sein. Doch leichter wurde es dadurch nicht.
Ich rückte mein Kleid und mein Diadem zurecht, dann ging ich durch die Tür. Mit aufrechter Haltung und graziösen Schritten bewegte ich mich durch den Korridor. Die zwei Wachen die an meiner Tür gestanden hatten, folgten mir mit Abstand.
An der Pforte zu unserem privatem Speisesaal wartete ich, bis der Herold rief: "Kronprinzessin Filiz Selina Charlotte Victoria Carlotta zu Eukanien!" Nachdem mir die Pforte geöffnet wurde, trat ich ein. Meine Eltern saßen beide am Tisch. Mein Vater am Ende und meine Mutter an der Seite. In einer eleganten Bewegung, wie ich es gelernt hatte, setzte ich mich auf den Stuhl, der gegenüber von meiner Mutter war.
Eukanien liebte seine Traditionen, weswegen meine Eltern und somit auch ich streng nach ihnen lebte. Diese waren laut meiner Meinung jedoch nicht mehr zeitgemäß, doch was meine Meinung war, interessierte niemanden. "Vater? Wann soll Lyvien angreifen?" Auch wenn sie es probiert hatten es vor mir zu verheimlichen, so hatte ich doch die angespannte Lage bemerkt. "Eine junge Dame wie du sollte sich nicht mit Politik auseinandersetzen." Natürlich musste so seine Antwort lauten, denn wenn ich nicht den Erwartungen entspreche, kann er mich nicht gewinnbringend verheiraten. Und zu den Erwartungen gehört nur, dass ich schön aussehen sollte. Mein Leben nach meinem 18. Geburtstag, der in einem Monat, am 18. September 1890 war, würde nur aus zwei Aufgaben bestehen: Söhne auf die Welt bringen und schön aussehen. Normalerweise würde meine Mutter nicht mehr leben, denn sie hatte keinen Sohn auf die Welt bringen können. Doch mein Vater fand sie zu schön zum Sterben. Seitdem konnte sie sich keinen Ausrutscher mehr erlauben.
Regieren würde später mein Mann. Wenn es überhaupt noch etwas zum Regieren gab, denn Eukanien stand kurz vor dem Krieg. Lyvien war ein besser gerüstetes Land, dass uns in Kürze überrennen könnte.
Hi, hier das erste Kapitel meiner zweiten Geschichte. Hoffe es hat euch gefallen!
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(K)eine Prinzessin
Teen FictionWessen Traum ist es nicht, eine Prinzessin wie aus den Barbie-Filmen zu sein? Frau stellt sich vor, dass schön aussehen, den Traumprinzen heiraten und auf Bällen tanzen ihre einzigen Aufgaben sind. Nicht zu vergessen, dass in solchen Filmen die Prin...