Knapp daneben

23 4 9
                                    

Der Schmerz betäubte kurz seine Sinn. Er konnte nicht richtig sehen und hatte die Orientierung verloren. Er kniff die Augen zusammen und fiel auf seine Knie. Dann spürte er wie ihn jemand von hinten packte und sie zusammen in den Wagen sprangen. Sofort schloss Soobin die Tür wieder und sie wurden kurz zur Seite geschleudert als der letzte Schuss fiel, bevor man sie in Ruhe ließ. Alle atmeten erleichtert aus, außer Taehyung der panisch versuchte den Blutfluss von Yoongi zu stoppen.

"Er verliert Blut. Verdammt", fluchte Taehyung laut. Yoongi atmete schnell. Der Schmerz war unerträglich. Er fühlte nicht mal genau von wo es genau kam. Er versuchte sich woanders hinzusetzten, doch bei dieser Bewegung, schrie er vor Schmerz auf. Das Bein. Sicherlich. Er keuchte auf als er sich wieder hinsetzte. Der Schmerz war unerträglich. Er lehnte seinen Kopf an die Autowand und versuchte die Schmerzen auszuhalten. Taehyung hingegen war von der Panik gepackt und überlegte hastig was er tun sollte. Er schluckte schwer, drehte den Kopf hin und her, als suche er nach einer Lösung, bevor er mit zittrigen Händen sein Tshirt zerriss und es auf die heftig blutende Wunde presste. Der Stoff färbte sich rot. Yoongi schloss die Augen. Er spürte wie ihm der Hals zugeschnürt wurde. Dann kippte er zur Seite.

"Es hö-hört nicht auf", sagte er mit zittriger Stimme.

"Hey-hey, Yoo-Yoongi, bleib bei uns jetzt... ja? kämpf dagegen an... komm schon", Tae rüttelte an seinen Schultern.

"Yoongi, nicht schlafen, komm schon", seine Hände waren blutverschmiert.

"Tut doch was!", schrie er entsetzt, als er sich zu den hilflosen Jungen drehte. "Was denn, Taehyung!"

"Sagt Hoseok Bescheid, ok?!Irgendwas!", er riss Yoongis Shirt in zwei und drückte den Stoffknäul auf die Wunde. Das Blut breitete sich immer weiter aus, dass sich eine Blutlache bildete. Er drückte weiter drauf. Er durfte nicht noch mehr verlieren. Tae hörte wie Jimin an die Trennwand klopfte wie ein Irrer und Hobi anforderte, anzuhalten. Er merkte wie der Wagen anhielt und die Türen aufgemacht wurden.

"Drück weiter drauf, Tae. Bald müssten die Blutungen aufhören. Der Druck stillt den Blutfluss.", erklärte Hobi ruhig. Er kniete sich neben Taehyung und nickte ihm zu. Tatsächlich, nach einer Weile, die sich anfühlte wie unendliche Stunden, hörte die Wunde auf heftig zu bluten.

"Yoongi? Hallo? Bitte. Alles ist gut jetzt, Yoongi", flehte Tae mit zittriger Stimme. Doch Yoongi blieb trotz der Veruche ihn wach zu bekommen, reglos.

"Tae. Er ist ohnmächtig geworden. Das ist auch anstrengend für ihn, weisst du? Wenns schlimmer wird, bringen wir ihn ins Krankenhaus, versprochen. Aber das nur-"

"Im äußersten Notfall, ich weiß", er seufzte. "Ich denke, wir bleiben jetzt hier. Es ist zu dunkel um irgendwie in die Stadt zu finden. Bevor wir es merken, haben wir uns auch schon verloren", Hobi kroch wieder raus und ließ aber die Türen auf. Tae atmete erleichtert auf. Bis er realisierte, dass sie sich quasi in einer Blutlache befanden.

" Können wir das wegmachen?", fragte Tae mit müder Stimme und deutete auf die Blutlache. "Klar. Also, wir haben uns eigentlich gut ausgerüstet"; meinte Soobin stolz. "Wir haben Decken, Wasser, etwas Kleines zu essen, Feuerzeug, etwas Geld uuuuuund, das wars eigentlich schon, ach ja, eine Hand voll Kleidung"

"Bekomm ich Wasser? Ich will mich waschen"

"Klar, aber sei nicht verschwenderisch, die hintere Tasche, ich mach auch das Blut hier weg", Tae nahm die Tasche und wusch sich Yoongis Blut vom Leib.

Nach dem alles halbwegs aufgeräumt war, zog sich Tae noch ein Tshirt über und setzte sich am Ende des Wagens und ließ sein Füße runter baumeln. Er hoffte, dass das was er getan hatte, fürs erste reichte.

"Alsoooo, eigentlich könnt ihr mich jetzt beklatschen, Leute", rief Jimin grinsend.

"Ah ja", sagte Jungkook schelmisch.

"Wieso eigentlich?", fragte Yeonjun um Jimin zu provozieren.

"Wegen meinem Plan", doch niemand hörte ihm mehr zu, da Hobi den Vorschlag gemacht hatte, ein Feuerchen anzuzünden. Natürlich bejahten alle und sie ließen Yoongi liegen und sich ausruhen und sammelten die herumliegenden Ästen. Mit dem Feuerzeug, zündeten sie den Haufen an und setzten sich drum.

"Leider gibt es nichts um sich zu betrinken"

"Ja, leider, so ein Bierchen wär's jetzt"

"Gell?"

"Tae kommst du auch?", fragte Yeonjun und drehte sich zu ihm. Der Angeprochene sah auf, zögerte kurz bevor er sich dann doch zu den anderen gesellte.

"Ich hab immer noch nicht meinen Applaus", beschwerte sich der Kleinste. Mit 1,74 m. Sogar Kookie war größer, obwohl Jimin älter war.

"Für was schulden wir dir einen Applaus?"

"Na, wegen mir, sind wir alle am Leben, oder nicht?"

"Ja, aber wegen Soobin, Yeojun und Hobi sind wir auch am Leben", meinte Jungkook. Tae sagte gar nichts dazu. Er starrte nur ins Feuer. Es war interessant das zu beobachten. Das Flammenspektakel war faszinierend. Aber er wusste, dass er nur gerade versuchte nicht an Yoongi zu denken. Wie das Blut an seinen Händen klebte. Wie er schrie. Der Schuss. Er hatte kurz gedacht, er würde sterben. Er musste die ganze Zeit daran denken, wie Yoongi hinfiel. Das Blut im Auto. Sie hatten es zwar weggewischt, aber wenn man es gesehen hatte, ging es einem nicht aus dem Kopf. Sein Tshirt konnte er in den Müll schmeißen.

"Leute, ich geh schlafen", sagte er und stand auf ohne weiter auf seine Freunde zu achten. Er steuerte auf den Wagen zu und kletterte rein. Er machte die Lichterkette an, die an den Ecken und Rändern geklebt wurde und es alles erhellte. Sein Blick huschte zu Yoongi. Er sah so friedlich aus. Ein Engel mit geschlossenen Augen. Und nicht, wie vorhin fast erschossen. Er setzte sich im Schneidersitz vor ihm. Er mochte es, ihm beim Schlafen zu beobachten. Schlafen? Schlief er denn? Oder lag er in so einer Art Koma? War er bewusstlos? Egal. In welchem Zustand er auch immer sein mag, für ihn lag Yoongi im Tiefschlaf. So friedlich. Seine Brust hob und senkte sich regelmäßig und ruhig. Er schmunzelte. Yoongi schlief nicht nur ruhig, er war auch ruhig. Die ruhigste Person, die er kennenlernen durfte. Manche schätzten ihn sogar deswegen falsch ein. Doch sie wussten nicht wie witzig und albern er sein konnte. Vor allem wenn er betrunken war, dann war er wie ausgewechselt. Und süß. Sein Wangen färbten sich dann immer leicht rosa. So süß. Er wünschte sich, dass sein bester Freund nicht hier lag mit verletztem Bein, sondern bei den anderen unten saß und lachte und sich freute, dass sie heil entkommen waren. Er näherte seine Hände langsam, fast zögerlich seinen Kopf zu. Vorsichtig strich er ihm die einzelnen Strähnchen aus dem Gesicht. Mit der rechten Hand fuhr er ihm vorsichtig durch seine schwarze verwuschelten Haare und seine Gesichtskonturen nach. Er strich seinen Finger über seine weiche Haut und malte ein kleines Herz auf seine Waage.

"Ich liebe dich, Yoongi", er schmunzelte. "Ich liebe dich. Mehr als du es jemals glauben magst. Mehr nur als meinen besten Freund und mehr als eine Kindsheitserinnerung. Waisenkinderbuddies. Mehr als einen Bruder. Ich hoffe irgendwann fühlst du gleich. Wenn nicht, hoffe ich, dass ich bald nicht mehr so fühle. Ich will dich nicht verlieren. Um keinen Preis.", ihm rollte eine Träne über die Wange, doch er lächelte weiterhin.

"Ich hoffe du verstehst mich. Es schmerzt jedes Mal, wenn du Buddy sagst oder Bro, aber ich ignoriere es. Naja. Jetzt werd erst mal gesund, Yoongi-ssi. Ja? Versprich mir das. Ich will wieder mit dir lachen, das hatten wir lang nicht mehr richtig gemacht. Ich befehl dir jetzt gesund zu werden. Okay, Yoongz?", Er malte ein weiteres Herz mit seinem Finger.

"Träum schön, hab dich lieb, gute Nacht", wünschte er ihm. Er nahm sich eine Decke und machte das Licht aus, bevor er die Augen schloss. Im Kopf hallte dennoch weiterhin, seinen Schrei. Spitz und voller Schmerz. Und er fragte sich, ob er ohne Albträume schlafen konnte.

——————
Überarbeitet ✅

Drugdealers - TaegiWhere stories live. Discover now