-38-

2.5K 105 1
                                    

Alex hatte sich mittlerweile freigekämpft und schlang die Arme um mich. Beschützerisch presste er mich an seine Brust, so dass ich ernsthafte Atemprobleme bekam, während er das Handy in Beccas Hand mit glühenden Augen zu frittieren versuchte. Mamabär war im Action-Modus und als mein Soldat endlich seinen Griff soweit lockerte, dass ich zumindest wieder etwas Luft bekam, hörte ich auch WAS sie Linus alles so an den Kopf ballerte.
Und, Respekt!
Mit Becc würde ich mich definitiv nicht anlegen wollen. Luke schien das ähnlich zu sehen, denn seine blauen Augen lagen voller Ehrfurcht auf meiner besten Freundin, die meinen Versager-Ex systematisch zur Schnecke machte.
„Sie können sich wohl vorstellen, Mr. Caldish dass hier einiges auf Sie zukommt! Ich empfehle Ihnen dringend sich rechtlichen Beistand zu nehmen! Lassen wir einmal die Tatsache außen vor, dass ich über die Zustände in Ihrer Beziehung zu Miss Miller vollkommen im Bilde bin. Nicht zuletzt, weil ich es hautnah miterlebt habe, also kommen Sie mir gar nicht erst mit diesem Mist, dass meine Mandantin die Schläge provoziert hat! Die formelle Anzeige welche unter anderem Körperverletzung, Beleidigung, häusliche Gewalt, Sachbeschädigung und seelischen Missbrauch beinhaltet liegt der Polizei bereits vor und wird Ihnen in den kommenden Tagen zugestellt werden. Sie sollten die Stadt besser in naher Zukunft nicht verlassen! Jede weitere Kommunikation wird ab dem heutigen Tag über mich erfolgen. Belästigen Sie meine Mandantin auch nur ein einziges weiteres Mal, kommt auch noch eine einstweilige Verfügung auf Sie zu! Einen guten Tag noch, Mr. Caldish."
Wutschnaubend hämmerte Becc auf die Auflegetaste und pfefferte das Handy auf die Couch. Ich erinnerte mich noch zu gut an die Schuhe, die sie nach der E-Mail an Linus vor knapp zwei Wochen durch ihre Wohnung geworfen hatte und war dankbar, dass das Telefon eine wesentlich sanftere Landung auf dem Sofa vergönnt gewesen war.

Die Hanson Familie - inklusive mir - gab ihr stehende Ovationen und Luke wollte gerade zu ihr um sie vermutlich zu umarmen, als Becca mich aus unglaublich hell leuchtenden Augen anstierte... und da wusste ich, dass meine Besti mit Linus noch nicht fertig war!
„Oh, oh..." wisperte ich in Alex Bizeps hinein und machte mich für die nächste Runde bereit. Knurrend wie ein Wolf auf Steroiden nahm Becc ihr eigenes Handy zur Hand und wählte.
„So, du kleine erbärmliche Mistmade. Jetzt hörst du mir mal gut zu. Und nur, damit wir uns richtig verstehen, ich rede jetzt nicht als Anwältin mit dir, sondern als beste Freundin deiner Ex Partnerin, welche sie nach deiner Schläger Attacke wieder aufgepäppelt hat. Du bist echt das Letzte! Ein Narzisst reinsten Wassers, unsicher bis zum Abwinken, nicht fähig, eine gesunde Beziehung zu führen, das Wort Treue kannst du noch nicht mal buchstabieren... Du suchst ständig Bestätigung. Liegt vermutlich daran, dass du ein Winz-Würstchen zwischen deinen Beinen herumträgst, so dass du anscheinend permanent etwas kompensieren musst! Ich schwöre bei allem was heilig ist, solltest du Juna nur noch ein einziges Mal schief angucken, ihre Telefonnummer auch nur denken, oder anfangen, Lügen über sie zu verbreiten dann wirst du erleben, wozu ich wirklich fähig bin! Verhalte dich lieber ruhig und wir beide sehen uns dann lediglich vor Gericht. Sollten wir uns aber privat begegnen, dann hoffe ich für dich, dass du eine gute Krankenversicherung hast! Ich kann nämlich hervorragend mit einem Baseballschläger umgehen!!"

Kaum hatte Becc aufgelegt, stürmte Luke auf sie zu, packte meine Freundin und presste seine Lippen auf ihre.
„Äh.." merkte ich sehr treffend an und der zweitälteste Hansonbruder unterbrach das wilde Rumgeknutsche nur um kurz einzuwerfen: „Das war so unglaublich heiß!" und machte höchst enthusiastisch weiter.
Da konnte ich nichts weiter hinzufügen und ließ mich von meinem Seal in den Garten bugsieren, dicht gefolgt von dem Rest der Familie.
Jason setzte sich in seinen Lieblingsstuhl und zog meine Mutter auf seinen Schoß. „Verdammt... deine Freundin ist eine Wucht, Juna! Mit der möchte ich mich echt nicht anlegen..."
Ich nickte nur sprachlos und kuschelte mich tiefer in Alex' Arme. Der grunzte und vergrub sein Gesicht an meiner Schulter. Ich spürte sein leichtes Zittern, seine Anspannung und kraulte ihm sanft den Nacken. „Wenn dieser kleine Frauenschläger dir auch nur auf 100 Meter zu nahe kommt, reiß ich ihm die Hände ab und vermöbel ihn damit!" zischte der Mann unter mir und ich rückte etwas von Alex ab, so dass ich in seine schönen dunklen Augen sehen konnte. Zärtlich strich ich mit den Fingerspitzen über sein Gesicht, zeichnete seine Kinnlinie und dann die vollen Lippen nach.
„Nein, Schatz... das wirst du nicht! Du wirst für diese jämmerliche Entschuldigung eines Mannes nicht eine unehrenhafte Entlassung aus deinem Dienst riskieren! Das lasse ich nicht zu, hörst du?!"
„Juna hat völlig recht, Alex. Hör auf meine kluge Tochter! Und lass es ihre Anwältin regeln. Ich hab so die dumpfe Ahnung, dass Rebecca diesem Nichtsnutz das letzte Hemd nehmen wird!" sagte meine Mutter lachend.
„Darauf kannst du aber Gift nehmen!" antwortete Becc, die just in diesem Moment mit Luke auf uns zugeschlendert kam. Beide sahen so aus, als hätten sie eine wilde Runde Horizontal-Sport hinter sich - die Haare waren bei beiden verwuschelt und die Lippen leicht geschwollen.
Jason schmunzelte und merkte zutreffend an: „Ich geh jetzt mal davon aus, dass nun auch mein letzter Single Sohn vom Markt ist! Sehr schön..."
Becca sah zu Luke hoch, der lächelte zufrieden und küsste sie sachte auf die Nasenspitze.
Alex hob die Hand an mein Kinn und drehte meinen Kopf wieder zu sich. „Hier spielt die Musik, Kleines. Und nur um das klarzustellen.. du bist mir wichtiger als mein Dienst. Sollte dieser ... Typ ... dir irgendwas antun, garantiere ich für nichts mehr! Verstehst du das, Engel?"
Ich antwortete indem ich sein Gesicht in beide Hände nahm und ihn küsste. Lange, zärtlich, ohne Zunge... dann schmiegte ich mich wieder an seine Brust und genoß seinen Duft nach Sandelholz und Pinien.
Luke pflanzte sich neben uns und zog Becc an sich, so dass wir uns ansehen konnten. Meine Freundin lächelte selig, dann sah sie zu mir hin. „Gehts dir gut, Juni? Oder musst ich den kleinen Scheißer nochmal anrufen?" fragte sie mich besorgt.
Ich schüttelte den Kopf. „Mir geht es super! Ich bin so froh, dass du auf meiner Seite stehst! Ich wette Linus wusste nicht, was ihn da getroffen hat!" Becc hatte nun ein eindeutig teuflisches Grinsen aufgesetzt: „Nope! Sein intelligentester Kommentar war: Äääh...! Den werd ich vor Gericht so fein säuberlich filetieren, dass Gordon Ramsay noch was lernen könnte!"
„So gefällt mir das!" murmelte mein Soldat und begann langsam meinen Nacken zu küssen.
Da klatschte meine Mama in die Hände und rief: „Ok, ok... bevor das hier ausartet... was haltet ihr davon, wenn wir heute mal nicht grillen wie es eigentlich geplant war, sondern was essen gehen?!"
Jason nickte bestätigend und erhob sich mit einer schnellen Bewegung. „Gute Idee! Ich hab irgendwie Lust auf Sushi... irgendwelche Gegenvorschläge?"
Es gab keine und so fuhr die hungrige Meute kurze Zeit später in drei Autos los um sich mit köstlichem rohen Fisch den Bauch vollzuschlagen...

Liebe auf Umwegen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt