Die ersten Schritte

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1. Die ersten Schritte

Wie die Tage so vergingen, so schnell, sodass man kaum glauben vermochte, was alles innerhalb eines Jahreslauf so passieren konnte.

Nun, da sie gerade auf ihrem Hof alles erledigt hatte und der Abend im vollen Gange war, zog sie sich warm am, ihre Handschuhe und auch ihren allseits geliebten blauen Schal. So also machte sie sich auf, zu einem kleinen Spaziergang im Schnee und in den Wäldern von Junkersteyn.

Erneut blickte sie auf die Vergangenheit zurück, die doch so fern und nah beieinander waren, als wäre erst am gestrigen Abend alles auf einmal passiert.

Kaum zu glauben ...

Ihr Vater kam heim, voller Gerüchen, neuen Habseligkeiten, die alle in Ruhe angesehen werden wollten, doch nun stand sie vor einer Frage, die ihr so schwer auf der Zunge lag, dass sie glaubte es nicht zu schaffen, ihr diese Frage hinunterkullern würde, für ewig auf dem Boden bleiben würde und nie mehr gestellt werden konnte. Und doch fasste sie ihren Mut zusammen, denn sie selbst war sich unsicher gewesen. Warum auch sollte sie woanders ihr Glück versuchen? Sie war doch glücklich, oder nicht? Hatte alles, was man sich eigentlich nur wünschen konnte, doch dann kam der Brief und selbst im Traume ließ es ihr keine Ruhe, wurde verfolgt, sah sich schon etliche Male auf das Schiff gehen, sah sich ankommen und immer wieder stellte sie es sich vor, wie es dort wohl aussehen könnte, wie der Hof von Fabienne war, mit all den Tieren, Pflanzen...

Und immer wieder ermahnte sie sich, dass es nicht richtig war, denn hier war ihr Platz, hier hatte sie ebenso wichtige Aufgaben zu erledigen, eine Familie. Und ebendies wollte sie selbst einmal hier ihre eigene Familie gründen, oder?

Wären da nicht plötzlich Zweifel gekommen und die Neugier, die sich immer mehr in ihrem Kopfe und ihrem Herze breit machte.

Nun also stellte sie ihm die Frage, als er sich gerade hinsetzte und einen kräftigen Schluck vom Honigbier trank.

"Vater ... ich habe da eine Frage an dich ...", schüchtern und verlegen, wie sie war, blickte sie ihn an.

Und so, wie er war, stellte er seinen Krug ab, denn scheinbar ahnte er schon etwas, denn seine Miene wurde nun ernst.

"Ich kann es mir schon denken, aber dennoch stell deine Frage, wenn sie dir wichtig ist", meinte dieser nun, sein Blick immer noch ernst auf sie gerichtet. Setzte ein Ausdrucksloses Gesicht auf, nur damit man nicht gleich erahnen könne, wie er wirklich darüber dachte.

Noch einmal holte sie tief Luft ...

"Nun ... ich ... habe diesen Brief von Fabienne erhalten und ...", kurz legte sie eine zögerliche Pause ein, als sie fortfuhr. Ihr Blick senkte sich, denn sie traute sich nicht wirklich in die Augen des Vaters zu sehen.

"Sie möchte, dass ich zu ihr mit dem Schiffe reise, um ihr auszuhelfen ... es ist auch nicht für sehr lange ... nur ein paar Monde ...", gab sie kleinlaut wieder, holte einen Brief heraus, der wohl schon ziemlich zerknittert aussah und reichte ihm diesen.

Er nahm diesen Brief im Stillen an sich, las ihn für kurze Augenblicke eingehend, mehrere Male ruhte auch sein Blick immer wieder auf Rowena, als er dann fertig war, faltete er diesen und gab ihm ihr wieder.

Langsam wurde sie nervös, fühlte sich unbehaglich, kniff die Augen zusammen und wartete ab, was er sagen würde.

"Nein, Rowena, du bleibst hier. Es ist viel zu gefährlich für dich, zumindest noch", meinte er schlicht, aber auch sehr bestimmend, womit das Thema wohl erstmal beendet war.

Kurz musste sie schmunzeln, beim Spaziergang durch den Wald und als sie langsam zum Strand zusteuerte, den es in Junkersteyn gab, blickte sie auf das weite Meer, blieb stehen, ließ sich die kalte Brise ins Gesicht pusten, mit all ihren Gerüchen nach Fisch, Meer, klarer Luft ...

Rowenas Abenteuer - Auf unsicheren PfadenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt