Zuhause

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Zuhause

„Leo! Verdammt, die Bräune steht dir aber sowas von!“, grinste Sam und nahm mich in eine dicke Umarmung. Als sie mich losgelassen hatte, liess ich meinen Blick über sie gleiten und auch sie sah nicht übel aus. Ihre kupfernen Haare waren etwas länger geworden und sie schnitt sie nicht mehr bis zum Kinn. Ihr Gesicht war, wie jeden Sommer, mit Sommersprossen übersät, was sie süss wirken liess und ihre grünen, katzenhaften Augen leuchteten schelmisch auf, als sie mich durchcheckte.

„Italien muss dir verdammt gut getan haben. Hatten wir etwa eine kleine Romanze da unten?“, fragte sie. Ich grinste und schüttelte den Kopf. Ich musste zugeben, dass die Sonne mir wirklich gut getan hatte. Das braun meiner Haut, dass im Winter meist verblasste, liess mich strahlender wirken. Ich sah gesund aus mit den leicht roten Wangen, den braunen langen Haaren, die nun heller wirkten. Und meine hellbraunen Augen leuchteten ebenfalls.

„Nope, keine Romanze. Hab den Sommer mit Opa verbracht“, antwortete ich, als wir uns in den Garten begaben und uns ein wenig auf den Liegestühlen sonnen wollten. Der Sommer in der Schweiz hielt nicht lange an und wir wollten auf jeden Fall jeden Tag geniessen, der schön war.

Sie verdrehte die Augen, als sie von meinem Opa hörte.

„Manchmal habe ich das Gefühl, dass der alte Mann mehr deine beste Freundin darstellt, als ich es tue.“ Ich grinste nur schloss die Augen und liess die Sonne mein Gesicht wärmen.

„Erst als ich in der Toskana bei Opa und Nonna sass, habe ich bemerkt, wie sehr ich sie vermisst habe. Die Sommer dort sind immer so befreiend und unterhaltsam. Ich öffnete die Augen und sah zum Sam rüber, die mich anlächelte.

„Ich bin froh, dass du einen schönen Urlaub hattest. Nach all dem Stress in den letzten Wochen, hattest du ihn wirklich verdient“, entgegnete Sam. Ich nickte nur und liess das Thema damit sein. Wir wussten, wo die Grenzen waren, wenn es um die letzten Wochen ging, deshalb war Sam sehr vorsichtig, wenn sie über diese Zeit sprach.

„Wie war’s bei dir so?“, fragte ich nach. Sie grinste und zuckte leicht mit den Schultern.

„Nichts aufregendes…wirklich. Da meine Eltern nicht in den Urlaub fahren wollten, musste ich mich mit dem begnügen, was ich hatte und…es war nicht übel…“ Sie grinste wieder und das liess mich nun aufhorchen. Wenn Sam so grinste, dann gab es immer etwas zu erzählen.

„Schiess los! Was hast du getrieben?“

„Du meinst wohl mit wem?“, antwortete sie und ich verzog angewidert das Gesicht.

„Uh…Sam du bist wirklich schlimmer als alle Typen die ich kenne“, gestand ich, was sie zum Lachen brachte.  Sie erzählte mir, dass sie einige Male auf Zürich ist und sich mit einem bestimmten Dan wiedergetroffen hatte. Der Dan, denn ich bei meinem Ausflug in Zürich kennengelernt hatte. Der relaxte, lockere, Siebenschläfer, dessen Dreitagebart nie verschwand und seine Haare immer diesen „ich bin gerade aufgestanden“ Look hatten. Ich grinste, als ich an ihn dachte. Sam und er hatten sich damals nicht schlecht verstanden.

„Und?“, fragte ich weiter.

„Nichts“, antwortete sie nur, „wir sind Freunde und mit ihm hat man immer Spass. Falls du etwas eine Beziehung erwartest, dann muss ich dich enttäuschen. Dan scheint nicht der Typ dazu zu sein und ich würde es auch nicht wollen. Zudem lebt er in Zürich und währe zu faul, seinen Hintern hierher zu bewegen, um mich zu besuchen.“ Ich seufzte bedrückt. Wieso um Himmelswillen, waren alle solche Pessimisten, wenn es um Beziehungen ging. Eine Beziehung zu führen, war etwas Wunderschönes. Jemanden an seiner Seite zu haben, denn man liebte und dem man sich öffnen konnte, ohne Angst zu haben, dass man verletzt werden würde, war das schönste überhaupt! Wieso also diese Abneigung?

Goldene Seele 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt