Auf nie mehr wiedersehen Bolte, Hallo Zukunft!
Piep! Piep! Piep!
Noch immer halb schlafend, streckte ich meinen Arm nach diesem nerv tötenden Ton aus und tastete blind auf mein Nachttischchen auf der Suche nach dem Wecker. Nur der Gedanke um 6 Uhr 15 aufzustehen, liess mich müder werden. Heute würden die Ferien enden und mein letztes Schuljahr begann. Nur noch ein Jahr und ich wäre endlich fertig. Kein Mathe mit Bolte, keine Melanie, kein frühes Aufstehen, keine enge, miefende Büsse! Ich war frei und konnte endlich tun und lassen, was ich wollte. Ich konnte studiere, oder eine Auszeit nehmen, die Welt entdecken, neue Sprachen erlernen! Es war so viel, was ich noch tun wollte, aber erst mal musste ich dieses Jahr überstehen... Mit einem wehleidigen Stöhnen drehte ich mich in die Decke ein und gönnte mir nochmal fünf Minuten bevor ich mich dem Tag entgegenstellte.
„Leo, beeil dich, wir fahren los!", rief Mom draussen aus, während ich mir in Lichtgeschwindigkeit noch einen Toast in den Mund stopfte.
„Kummpf...", murrte ich unverständlich und hastete nach draussen, darauf bedacht nicht an dem Stück Brot zu ersticken.
„Seid ihr bereit für euren ersten Schultag?", fragte Mom während sie vom Hof auf die Landstrasse bog. Ich zuckte mit den Achseln. Ich hatte die letzten 11 Jahre in der Schule überlebt, dann würde ich das 12. Jahr auch irgendwie schaffen. Stefanio neben mir dagegen hüpfte so vorfreudig hoch und runter auf seinem Sitz, dass man meinen könnte, er würde an einen Vergnügungspark fahren.
Meine zwei liebsten Freunde warteten schon an der Haltestelle, als uns Mom vorfuhr. Ich verabschiedete mich kurz und spazierte zu Jaden und Sam, die schon in einer tiefen Konversation steckten. Klatsch und Tratsch vom Besten wurde unter den Schülern erzählt. Was dieser und jener während den Sommerferien verbrochen hatte und was diesem und jenen geschehen war.
„Hey Leute", begrüsste ich sie und setzte mich neben Jaden auf die Bank, dieser legte mir einen Arm auf die Schulter und knuddelte mich an sich.
„Ich glaube, ich habe Neuigkeiten, die dich verdammt freuen werden", grinste Jaden. Ich sah zu ihm hoch und verzog fragend das Gesicht.
„Dein liebster Bolte ist nicht mehr an unserer Schule", grinste dieser und Sam daneben hatte einen ähnlichen Ausdruck parat. Mein Mund öffnete sich, aber es kamen keine Worte raus. Bolte war weg? Er war weg...wie für immer?
„Verdammt, schau sie dir an! Ich hätte die Kamera doch bereit halten sollen!", schimpfte Sam über sich selbst und Jaden grinsten nur noch mehr.
„Ich glaube, ich weine gleich vor Freude", murmelte ich immer noch leicht sprachlos. Jaden lachte und zerzauste meine Haare, die ich heute offen gelassen hatte. Dieser Tag hatte sich gerad zu einem der schönsten Tage überhaupt gestaltet! Mein persönlicher Dämon hatte die Schule verlassen. Nie mehr gemeine Kommentare, keine Beleidigungen, kein Blossstellen, kein Anbrüllen, nichts!
„Wie kam es dazu?", fragte ich, als ich mich wieder eingekriegt hatte. Darauf schienen beide keine Antwort zu haben. Die allgemeine Meinung war, dass er einen besseren Job gefunden hatte, aber was wirklich geschehen war, wusste niemand.
DU LIEST GERADE
Goldene Seele 2
FantasyDer zweite Teil von goldene Seele. Ihr solltet also den ersten Teil lesen, bevor ihr hiermit beginnt!