Goldene Seele 2

Das war kein Flirt! Oder?

Das war kein Flirt! Oder?

Ich war zur Überzeugung gelangt, dass meine Steigerung in Mathe mit Boltes Verschwinden zu tun hatte. Ich konnte mich erstmals auf den Stoff konzentrieren, anstatt auf die Angst von ihm gedemütigt zu werden. Die Vertretung von Bolte war ein nicht wenig kauziger Kerl, doch wusste dieser wenigstens, wie mit seinen Schülern umzugehen war.

Das letzte Jahr war das anstrengendste von allen. Neben der Suche nach einer geeigneten Uni, Hochschule oder auch Arbeitsstelle musste man noch darauf achten, dass man nicht im letzten Jahr noch alles vergeigte und den Abschluss nicht erreichen würde.

Andy und Jaden würden beide ihre Pflichtzeit im Militär absolvieren, bevor sie an ihren gewünschten Fakultäten gehen würden, Sam bereitete sich für eine Aufnahmeprüfung an einer Kunstakademie, nicht weit von unserer Stadt entfernt , vor und ich…naja ich sah mehrheitlich zu, wie meine Freunde Pläne schmiedeten.  Sah zu wie sie Reisen um die Welt organisieren wollten und sich ihr Leben, in ein paar Jahren, vorstellten. Ich blieb mit meinen Aussagen eher wage, was sie alle zu überraschen schien, da ich sonst nicht der Mensch war, der sich keine Gedanken um seine Zukunft machte. Ich war der Mensch, der alles überdachte, vorausplante und nichts dem Zufall überliess. Aber was hätte ich ihnen schon sagen können. >Leute, ich muss noch damit klar kommen, dass ich anders bin als ihr und ich weiss nicht wohin mich dieses Leben führen wird, weshalb ich auch nicht vorausplane.< Da das nicht ging, blieb ich einfach stumm und sagte nichts zu den Zukunftsplänen.

Die Tage vergingen rasend und je mehr ich mir wünschte, dass die Zeit verlangsamen würde, desto schneller schien sie zu gehen. Der Sommer hatte uns verlassen und ein nasser und kühler Herbst hatte begonnen. Meine Grillabende mit meinen Freunden, Mom und Stefanio nahmen auch ein Ende und das Faulenzen in Moms prächtigen Garten war auch nicht möglich- wobei dieser auch nun langsam zu welken anfing.

Ich genoss die Zeit sehr. Meine Freunde um mich zu haben, Mom und Stefanio in meiner Nähe zu haben und auch Paps ab und an zu sehen, tat mir wirklich gut. Sie halfen mir dabei, zu vergessen, was morgen hätte sein können, auch wenn sie es unbeabsichtigt taten.

„Meine liebsten Freunde, Jaden hat bald Geburtstag. Wie gedenken wir, ihn zu überraschen?“, fragte Sam eines Nachmittages, als Andy und ich uns einen Film bei ihr ansahen. Ich zuckte mit den Schultern. Jaden würde alles lieben, was nach Aufmerksamkeit schrie, deshalb überliess ich diese Sache Sam, da diese wusste, wie man etwas Dramatisches inszenierte.

„Wir könnten ihm Karten für eine Victoria Secret Show besorgen, er würde begeistert sein und hätte die Chance sich an ein paar Models heranzumachen“, witzelte Andy neben mir und griff nach der Schüssel Chips, die ich auf dem Schoss hatte. Sam, die zu meiner rechten Seite sass, beugte sich über mir und schlug Andy leicht auf den Hinterkopf.

„Ich mein das ernsthaft!“, kommentierte sie und legte ein nachdenkliches Gesicht auf, „wir müssen uns etwas Besonderes einfallen lassen. Jaden kann zwar manchmal wirklich den Player und Kotzbrocken vorgeben, aber er ist ein wichtiger Teil unserer Gruppe.“ Ich nickte zur Bestätigung. Jaden war wirklich ein wichtiger Teil von uns. Nur durch ihn hat Andy zu unserer Gruppe gefunden und durch ihn haben wir Nicole kennen und lieben gelernt. Zwar hatten sich die beiden getrennt –auch wenn sie von vornherein gar nicht zusammen gewesen waren – aber Jaden hatte nichts dagegen gehabt, dass seine Ex weiterhin ein Teil unserer Gruppe blieb, da er gewusst hatte, dass wir sie in unser Herz geschlossen hatte. Was Melanie betraf, so war Nicole schnell über sie hinweg gekommen. Diese hatte ihr schon bevor das mit Jaden richtig angefangen gehabt hatte, gedroht sie aus ihrer kleinen Barbie-Truppe zu schmeissen, sollte sie es wagen mit solchen Parasiten (diese Beschreibung galt für Sam, Andy, Jaden und mich) ihre Zeit zu verschwenden. Dass Nicole überhaupt die Kraft gehabt hatte, mit dieser Frau befreundet zu sein, war erstaunlich.