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📍 Belgien, 30.07.2023

Er wusste gar nicht so richtig wie ihm geschah. Das letzte, das er wusste war, dass er in der Blanchimont-Kurve Rad an Rad mit seinem eigenen Teamkollegen fuhr, ihm eigentlich bereits die Kurve gehörte und er schon mehr als eine halbe Autolänge vorne war, aber Lewis dennoch nicht aufgab, und sie schließlich kolldierten.

Das nächste an das er sich dann erinnern konnte war, dass er aus dem Auto in einen Rettungswagen verfrachtet wurde, der ihn hierher ins Krankenhaus fuhr. Hatte er vorhin durch das ganze Adrenalin kaum bis gar keine Schmerzen gespürt, spürte er es jetzt umso deutlicher, auch wen ihm klar war, dass er wohl bereits Schmerzmittel bekommen hatten.

Schmerzverzerrt versuchte er sich in dem unbequemen Krankenhausbett ein wenig zu bewegen und sich anders hinzulegen, als er bemerkte, dass etwas, oder wohl viel eher jemand, seine Hand festhielt. Angestrengt wollte er seine Augen öffnen, was nur halb klappte, aber genug, damit er bemerkt wurde.

"Georgie, gottseidank", hörte er eine bekannte Stimme da auch schon erleichtert durchatmen. Sein bester Freund war hier, der Mann, in den er schon so lange heimlich verliebt war, zumindest hatte er diesen Gedanken schon öfter gehabt, er war hier bei ihm. "Alex", hauchte er noch müde und nicht komplett klar im Kopf, gab es auch sofort auf seine Hand wegziehen zu wollen, als George die Stimme seines besten Freundes wahrnahm. "Shh, ganz ruhig, ich bin ja da." "Was machst du hier?", wollte er da flüstern, was sich aber viel mehr nach einem krächzen anhörte, als nach wirklichem reden. Alleine dass Alex hier anwesend war und seine Hand hielt brachte sein Herz kurz aus dem Tritt, war aber ziemlich freudig aufgeregt. "Bei dir sein. Du hast mir einen ordentlichen Schrecken eingejagt, Russell." "Sorry." "Schon okay", versuchte der Halbbrite sich dann an einem lächeln, was ihm so halb gelang, "ist ja alles halbwegs glimpflich ausgegangen, und jetzt passe ich auf dich auf." "Danke Alex", krächzte er leise und drückte dessen Hand etwas. So richtig wusste er nicht, wie es dazu kam, dass sie Hände hielten, aber er mochte es.

"Das ist selbstverständlich. Deine Eltern habe ich auch schon angerufen, sie schaffen es aber nicht vor morgen früh hier her", flüsterte Alex und begann mit seinem Daumen über seinen Handrücken zu streicheln. Das brachte ihm eine unglaubliche Ruhe, gleichzeitig ließ es aber irgendwie sein Herz erneut aus dem eigentlichen Takt klopfen. Den Ärzten würde es wohl nicht gefallen, aber er wusste ja auch nicht, woher es kam. Möglicherweise lag das aber auch an den ganzen Medikamenten, die man ihm in den Körper gepumpt hatte. Ja, das musste es sein. Er hatte schließlich eine Freundin und Alex machte sich einfach nur Sorgen und wollte für ihn da sein.

"Schon okay. Sag ihnen aber, mir geht es gut." Darauf bestand George, immerhin war ihm ja gottseidank wirklich nichts schlimmeres passiert. Wenn man von seinem mit blauen Flecken übersähten und schmerzenden Körper mal absah zumindest. "Natürlich", bestätigte sein beste Freund, streichelte weiter seine Hand, was ihn unwillkürlich lächeln ließ. "Danke", flüsterte er zum wiederholten Male, was anderes fiel ihm gerade aber auch nicht ein, "ich bin froh, dass du da bist." Eine etwaige weitere Antwort des Williams-Piloten bekam er gar nicht mehr mit, da übermannte ihn wieder der Schlaf, noch immer mit seiner Hand in der von Alex, und er hatte auch nicht vor, das so schnell zu ändern.

Als er das nächste mal wach wurde, falls man das überhaupt so nennen konnte, fand er Alex auch schlafend vor. Auf dem Stuhl sitzend, nach vorne gebeugt und den Kopf auf seinem Krankenbett abgelegt, aber nach wie vor seine Hand in der eigenen haltend. "Oh Alex", flüsterte George und fuhr ihm mit der freien Hand sanft durch die Haare und er war ein wenig ergriffen davon, dass sein bester Freund das für ihn tat.

"George? Geht es dir gut?", flüsterte Alex, hatte wohl einen ziemlich leichten Schlaf, oder war vielleicht auch gar nicht richtig im Traumland angekommen. "Den Umständen entsprechend", bestätigte er nickend und versuchte sich dann mit schmerzverzerrtem Gesicht etwas zur Seite zu rutschen, um Platz für seinen besten Freund zu machen. Alex gehen zu lassen, das war überhaupt keine Option, genauso wenig war es eine Option, diesen in der mehr als unbequemen Position liegen zu lassen.

"Leg dich dazu", flüsterte er und guckte den anderen mit müden Augen an. "W-wie? Wirklich?" "Sonst würde ich es doch nicht vorschlagen." Nach dieser Aussage ließ Alex sich kein zweites mal bitten, und schon alleine die Vorstellung, sich dieses enge Bett gleich Körper an Körper mit Alex zu teilen, ließ sein Herz wieder schneller schlagen, und seinen Körper kribbeln. So ganz erklären konnte er sich dies immer noch nicht, aber er schob es einfach auf den Crash und seine Dankbarkeit, dass Alex gerade bei ihm war, und er nicht alleine hier versauern musste. Vielleicht wusste er es auch doch. In seinen Gedanken versunken erinnerte er sich dieses Gefühl hatte schon öfter gehabt zu, als er mit Alex gekuschelt hatte. Vielleicht wusste er also doch, was los war.

Keine Minute später leg Alex also tatsächlich mit und bei ihm im Bett, während er sich fast schon wie selbstverständlich etwas näher an diesen kuschelte. Dessen Wärme und der minimale Körperkontakt gaben ihm schon wieder eine ganz andere Art der Ruhe. Wie von selbst legte George den Kopf an Alex' Schulter ab, die Hand auf dessen flache Brust. "Ist das okay so für dich?", flüsterte er, wollte nochmal sicher gehen, dass er Alex nicht bedrängte oder wehtat. "Natürlich Georgie." "Danke Alex." Und mit diesen Worten schloss er wieder die Augen, fing an Alex' Brust ganz leicht zu kraulen. Das war mehr als entspannend und ließ ihn wieder zur Ruhe kommen.

Es fühlte sich erstaunlich gut an, die durchtrainierte, flache, harte Brust unter seinen Fingern zu fühlen, obwohl sie doch so ganz anders war, als die seiner Freundin, stellte der junge Mercedes Pilot noch fest, ehe er schnell in einen tiefen und ruhigen Nachtschlaf abdriftete. Er spürte noch ein wenig, wie Alex mit seinen mittlerweile recht lang gewordenen Haaren spielte, bis auch das aufhörte und er annahm, dass auch dieser im Land der Träume verschwunden war.

Als er am nächsten Morgen vor Alex wieder wach wurde, noch immer in der gleichen Position, in der er abends mit seinem besten Freund eingeschlafen war, hörte er die vertraute Stimmen seiner Eltern. "Mama", wisperte er müde und quasi noch im Halbschlaf, "Papa."

"Georgie, Schätzchen", reagierte Allison sofort, beendete das Gespräch mit seinem Vater und kam an seine Seite, "wie geht es dir mein Liebling?" "Ganz okay. Mein Körper tut weh." "Das ist normal Schätzchen", flüsterte Allison besorgt, griff seine freie Hand und streichelte diese, genauso wie Alex es am Abend vorher auch tat. Dies ließ ihn leise glucksen und ein bisschen lächeln.

"Hast du gut geschlafen? Ist das nicht ein bisschen eng, zu zweit in so einem kleinen Bett?", wollte seine Mama dann als nächstes wissen, lächelte ihn mit dem mütterlichen liebevollen Lächeln an. Mit keinem Wort erwähnte sie etwas davon, wer hier neben ihm im Bett lag. Er wusste, dass seine Mama Alex schon immer gerne mochte. "Ich habe so gut geschlafen wie lange nicht mehr." Was wohl an Alex lag, fügte er gedanklich hinzu, dass er sich fallen lassen und Alex auf sich aufpassen lassen konnte. Sein bester Freund gab ihm einfach ein gutes Gefühl. Mit ihm fühlte es sich weniger nach Krankenhaus an. "Und es war kein bisschen unbequem."

"Verstehe", schmunzelte Allison, drückte müttlerlich-liebevoll seine Hand und guckte ihn mit diesem einem ganz besonderen Blick an, der ihm sagte, dass seine Mama so viel mehr wusste, als er selbst. Vielleicht war das gar nicht so verkehrt, denn um ehrlich zu sein wusste er selbst nicht mehr so richtig, was da gerade in seinem Körper und seinem Herz geschah. Das einzige, was er verstand war, dass er das genoss Alex zu streicheln und dass er ganz und gar nicht abgeneigt war, diesen Körper nochmal mehr zu erkunden, wenn es ihm besser ging. Und je mehr er darüber nachdachte, desto mehr rutschte seine Freundin in diesem Moment in seinem Kopf und seinem Herz nach hinten.

"Was verstehst du?", wollte er deshalb von seiner Mama wissen, blickte sie interessiert und auch neugierig an. "Das, was du früher oder später auch noch realisieren wirst, mein Schätzchen", gab sie ihm jedoch nur kryptisch, aber mit ihrem typischen warmen Mutterlächeln als Antwort.

Crash mit Folgen - George Russell x Alex AlbonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt