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📍 London, 04.09.2023

"Carmen? Wir müssen reden.", begann George und seufzte, während er im Wohnzimmer auf seine Freundin warte. Nervös tigerte George durch den Raum, lief die sprichwörtlichen Furchen ins Parkett und wartete, bis die junge Spanierin vor ihm stand.

"Was gibt es cariño?", fragte sie sofort besorgt, stand ihm dabei gegenüber. Sie legte ihm die Hand an die Wangen, streichelte diese mit ihren Daumen. Doch George schüttelte nur kurz den Kopf, wollte und konnte das nicht ertragen. Es fühlte sich absolut bescheiden an. Er wusste, dass er ihr wehtun würde, aber sich selbst und vorallem ihr was vorzumachen war ja auch nicht fair, da hatte Alex schon recht.

"Setz dich lieber." "Du machst mir Angst." George fuhr sich mit den Händen in die Haare, wartete bis die Frau auf seinem Sofa saß und sofort bekam er wieder ein schlechtes Gewissen. Sie schien absolut nichts von dem zu ahnen, was nun unweigerlich folgen würde. Lange genug drückte er sich schon vor diesem Gespräch, nun würde er es endlich hinter sich bringen müssen.

"Es tut mir leid", setzte er an und wusste absolut nicht, wie er weitermachen sollte. Er setzte sich auf das andere Eck des Sofas und knetete nervös seine eigenen Hände. "Was tut dir leid? Hast du mich betrogen? Eine andere?", ging sie wohl direkt vom schlimmsten aus und für einen kurzen Moment hatte George wirklich Angst, dass das spanische Temperament aus ihr herauskommen würde. Er hatte sie noch nie wirklich sauer erlebt und um ganz ehrlich zu sein konnte er darauf auch ganz gut verzichten.

"Was? Nein! Wie kommst du darauf? Traust du mir das wirklich zu?", fragte der Mercedes-Fahrer, denn das würde er niemals tun. Ja, er hatte sich das ein oder andere mal mit Alex getroffen, mehr gelaufen als zu kuscheln, zu zocken und Zeit miteinander zu verbringen lief da nicht. Musste es auch nicht, er genoss es auch einfach so schon in Alex' Nähe zu sein.

"Weiß ich doch nicht.", ging Carmen sofort in eine abweisende Haltung und blickte ihn vorwurfsfall an, "du bist hier so komisch, du warst kaum zuhause, wir hatten ewig keinen Sex mehr, Nähe, kuscheln? Kaum." "Mir ging einfach nicht so gut." "Seit 4 Wochen? Das glaubst du doch selbst nicht, Russell." Er seufzte wieder und erhob sich wieder aus seiner Position und ging wieder dazu über kreuz und quer durch das Wohnzimmer zu tigern. "Na gut, es hatte einfach andere Gründe." Er musste ja nicht erwähnen dass diese Gründe ein Grund waren und dieser Alex hieß.

"Du verschweigst mir etwas. Hast du eine andere? Wenn ja, sag es einfach." Ihre Stimme wurde lauter, sie stand ebenfalls auf, aber zu ihrer Wut kamen nun auch Tränen. "Ich habe keine andere Carmen, das musst du mir glauben." "Ich hab keine Ahnung was ich glauben soll und was das hier überhaupt werden soll." Er raufte sich wieder die Haare. Wieso war das ganze eigentlich so kompliziert?

"Ich mache Schluss. Es tut mir leid.", sprach er es endlich aus. Es fühlte sich irgendwie gut an, er fühlte sich frei. Gleichzeitig war da jetzt aber ein beklemmendes Gefühl in ihm, weil er wusste, dass er Carmen weh tat, und das konnte er ja überhaupt nicht gut, andere Personen leiden zu sehen. "Warum?", meinte sie jetzt, stemmte ihre Arme in ihn Seiten und blickte ihn an, wütend, aber auch mit Tränen in den Augen, "ich will einfach nur wissen warum. War ich nicht gut genug?"

"Das hat absolut gar nichts mit dir zu tun. Du bist eine tolle Frau und du verdienst nur das Beste. Aber das kann ich dir nicht geben und nicht für dich sein.", meinte er um einiges ruhiger als gerade noch. "Ich hole meine Sachen ein anderes mal. Ich wünsche dir auch alles Gute. Werde glücklich George, mit wem auch immer. Danke für die schöne Zeit, die wir zusammen hatten." Er nickte nur, war gerade nicht fähig noch irgendetwas anderes darauf zu erwidern. Der Mercedes Fahrer ließ sich wieder auf sein schwarzes Ledersofa fallen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen, rieb mit diesen über seine müden Augen. Er hatte die ganze letzte Nacht kaum geschlafen, dementsprechend fertig war er gerade auch. Carmen packte sich einen kleinen Koffer mit den wichtigsten Sachen und verließ dann mit einem lauten Türknallen die Wohnung.

Und da war er allein. Auch ein Gefühl, das er lange nicht mehr hatte, denn in aller Regel war er das wenn dann freiwillig. Aber jetzt gab es kein zurück mehr, er hatte Schluss gemacht und konnte endlich aufhören sich selbst etwas vorzuspielen. Selbst wenn Alex seine Gefühle nicht erwiderte, immerhin konnte er aufhören so zu tun, als würde er Carmen noch lieben. Denn das ist das einzige was für ihn im Moment gewiss war.

Der Brite nahm sein Handy zur Hand und ging auf den Kontakt seines besten Freundes. Kurz ließ er seine Finger über das Display schweben, ehe er dann doch anfing zu tippen. "Ich habe mit Carmen Schluss gemacht.", lautete die simple, aber doch so viel sagende Nachricht an den ehemaligen RedBull-Piloten.

Dieser ging auch sofort online. Alex wusste zuerst gar nicht, wie er reagieren sollte. Einerseits freute er sich natürlich, immerhin hieß das, dass er theoretisch gesehen eine Chance bei George. Dass dieser wider erwarten doch etwas mit dem gleichen Geschlecht anfangen konnte hatte sich während einer ihrer Unterhaltungen nach dem Crash im Krankenhaus herausgestellt. Was aber natürlich auch noch lange nicht hieß, dass er ausgerechnet mit seinem besten Freund etwas anfangen würde.

Andererseits tat er ihm natürlich leid, immerhin wusste er ja, dass der Brite und die Spanierin mittlerweile einige Jahre zusammen verbracht hatten. Und er wusste auch, dass George Veränderungen hasste.

"Wie geht es dir? Willst du herkommen? Soll ich zu dir kommen?", konnte der jüngere der beiden lesen, nachdem es einige Minuten gedauert hatte bis aus den blauen Häkchen schließlich auch ein 'schreibt' wurde. "Längere Geschichte denke ich", antwortete der Engländer dem Thai-Briten, "mir geht es ganz gut, ich bin froh sie los zu sein, auch wenn sie mir natürlich leid tut, irgendwie auch nicht. Ich komme gerne zu dir, wenn ich darf. Dann können wir reden." "Du bist hier immer willkommen Georgie."

Mit diesen Worten legte er dann auch sein Handy weg und schnappte sich ein paar andere Klamotten und sprang noch unter die Dusche. Kurz darauf war er auch frisch gemacht und machte sich auf den Weg zu Alex.

Sein Herz schlug schneller beim Gedanken diesem jetzt gleich gegenüberzustehen. Er würde nochmal mit der Trennung konfrontiert, oder viel mehr mit den Gründen und er wusste, dass der Williams-Pilot nicht lockerlassen würde, bis er mit der Sprache rausgerückt hätte. Verraten wollte er sich aber auch nicht, wollte nichts kaputt machen. Lieber im stillen weiterhin die Nähe zu Alex so genießen, wie er sie jetzt hatte. Vertieft in seine Gedanken fuhr er also zum Haus des anderen, bei dem er kurz darauf auch ankam.

Crash mit Folgen - George Russell x Alex AlbonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt