𝔾𝕠𝕞𝕒 𝕤𝕙𝕒 𝕓𝕒𝕜𝕨𝕒𝕚

23 0 0
                                    

Das ergab alles keinen Sinn. Ich blickte durch ein verzerrtes Bild, das im Dunkeln lag. Meine Gedanken drehten sich nun schon die ganze Zeit im Kreis. Laut Ryan wurde ich mit der Frau seines Bruders verwechselt. Ich konnte zu 100 Prozent sagen, dass ich mit der ganzen Sache nichts zu tun hatte. Aber was war mit der Ehefrau? Warum sollte sie - wie ich jetzt - hier sein? Und warum ausgerechnet die Frau von Ryans Bruder? Warum die beiden? Diese ganzen Fragen musste ich Ryan stellen, denn ich hatte das Gefühl, dass er vorhin nicht alles erzählt hatte. Meine Gedanken drehten sich weiter. Ich war in diesem Club gewesen - was dort passiert ist, konnte ich mich nicht erinnern. Doch etwas musste passiert sein, oder? Warum ausgerechnet ich? Ich war an diesem Abend nicht auffälliger gewesen, wie an allen anderen. Weder hatte ich ein Kleid getragen noch ein anderes auffälliges Kleidungsstück. Nicht mal einen Ring am Finger. Warum also wurde ich verwechselt? Zur falschen Zeit am falschen Ort? Ein blöder Zufall?

Ein theatralisches Seufzen entwich mir, und ich stieg aus der Dusche. Das Duschen und das Abwaschen des ganzen Schweißes und Sandes, der schon wie eine zweite Haut an mir haftete, tat gut. Ich wickelte mir ein Handtuch um den Körper und öffnete die Tür. Der Windzug, der mich empfing, war dann doch etwas kalt, und ich fröstelte.

Wie war wohl das Wetter zu Hause? Mir fiel meine vorletzte Erinnerung ein. Ich wusste noch, dass ich mit meiner Mutter gestritten hatte. Vielleicht war sie deshalb nicht gerade nett zu mir am Telefon gewesen. Mist! Ich hätte sie fragen können.

Verdammt! Ich hielt in meiner Bewegung inne, als mir klar wurde, dass ich ja nicht alleine war. Mein Blick fiel sofort auf Ryan. Verdammt! Warum war ich noch mal aus dem Bad gegangen, nur mit einem Handtuch? Meine Kleider samt Unterwäsche lagen auf dem Bett. Doppelbett, um genau zu sein.

„Willst du dir vielleicht mal was anziehen, oder ewig hier so im Raum stehen?", ertönte Ryans bestimmte Stimme. Erschrocken zuckte ich vom Anblick meiner Kleider am Ende des Raumes zurück zu ihm. Er saß in einem der weißen Sessel, das eine Bein über das andere gelegt, und hatte den Blick konzentriert auf ein... Mode-Magazin gerichtet? Sein Blick kam mir fast schon gereizt vor.

„Du siehst dir doch nicht ernsthaft eine Modezeitschrift an?", amüsiert zog ich die Augenbrauen nach oben und lief mit fest umklammertem Griff auf das Doppelbett zu.

Jetzt hob er den Blick. Seine kalten grauen Augen stachen in meine. Sein gereizter Blick war anziehend und abschreckend zugleich. „Du hast Recht, Models müsste ich mir gar nicht ansehen, wenn schon eine vor mir nackt durchs Zimmer läuft." Ein rechter Mundwinkel zuckte spöttisch, und ich biss die Zähne aufeinander. „Ich bin nicht nackt", hielt ich dagegen und deutete auf mein Handtuch. Er sah gar nichts. Alles war verdeckt.

Er schlug die Augen nieder und schüttelte den Kopf. „Was du nicht sagst", raunte er mit tiefer Stimme und widmete sich dann vollkommen wieder dem Heft in seiner Hand zu. Dann griff er nach seinem Glas, welches eine bernsteinfarbene Flüssigkeit enthielt.

„Das ist eine lokale Zeitschrift, ich habe darin einen Kleiderladen um die Ecke gefunden und hier steht auch ein Elektrowaren-Geschäft drin. Morgen können wir denen einen Besuch abstatten und unsere Ressourcen auffüllen", meinte er nüchtern und nippte einmal an seinem Drink. Er verzog das Gesicht.

Ich griff nach meinen Klamotten. Obwohl sie noch nicht alt waren, trugen sie die Spuren unserer gesamten Reise. Neue wären sinnvoll.

„Gut", murmelte ich abwesend. Ich musste ihm unbedingt meine Fragen stellen. Nur wo fing ich an?

„Der Manager dieses Hotels hat übrigens jedem seiner Gäste eine Entschädigung versprochen, wegen der Störung heute", hörte ich, wie er die Zeitschrift faltete und beiseitelegte. Ich hoffte, dass er mir diesmal nicht auswich. Ich nickte nur und wandte mich meinen Klamotten zu. Da fiel mir auf, dass meine Unterhose verschwunden war.

No way home - The journeyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt