Kapitel 57

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Kapitel 57

„Ich kann nicht alles auf die Hormone schieben, oder?" Marie atmete aus und schaute in den Himmel, bevor sie sich wieder auf den Weg vor sich konzentrierte.

„Nee, kannste nich. War halt so angespannt allet, wa? Also... ja. Und dein Opa. Schon traurig irgendwie. Als ich zuletzt da war... na ja, fand die alle so nett einfach. Aber jut, wir wissen ja, woran dit liegt. Wie alt is der? Über achtzig? Da hat man... na ja, also ick kann schon verstehen, dass der da etwas anders tickt und so. Is ja auch nich grundlos, dass der jetzt so... nich gerade Fan von mir is. Aber... also ganz ehrlich? Wenn du nichts gesagt hättest, hätte ick da och mal'n Spruch rausgehaun. Hatte schon Luft geholt. Wolle ick nich, aber... na ja, hab ja och gemerkt, dass dich dit irgendwie trifft, wie dit so is und... ja..." Felix blieb stehen, weil Barry an einem Strauch schnüffelte.

„Na ja." Marie wartete auf die beiden und rieb mit den Fingerknöcheln über ihre untere Wirbelsäule. „Schon unangenehm, ja. Aber... die anderen waren doch... na ja, zumindest höflich. Also auch dir gegenüber, oder? Oder... hab ich da was nicht mitgekriegt?"

Felix schüttelte den Kopf. „Nee, dit war schon allet in Ordnung so. Céline fand's etwas schade, dass ick keene mit ihr rauchen wollte." Er lachte.

„Mh." Marie lächelte. „Okay. Immerhin also... ja. Und Opa... na ja, Sanne meint, das wird schon. Und ich vermute, Oma wird ihm auch noch mal ins Gewissen reden. Ist aber auch echt albern, also... ja."

Barry tapste wieder los. Sie befanden sich ohnehin schon wieder auf dem Rückweg, hatten nur eine kleine Runde am Waldrand entlang gewählt. „Ich fand's gut, was du gesagt hast", erklärte Felix. „Bin richtig stolz auf dich. Na ja, ick hab's ja immer gemocht, wenn du so... ein bisschen ausgetickt bist." Er grinste Marie an.

„So?" Sie hob eine Augenbraue. „Na ja, war nötig, ja. Und ich hab jedes Wort so gemeint, wie ich es gesagt habe. Und... also ich fand es auch gut, was du gesagt hast. Also... ähm, ja, egal ob... jedenfalls war das gut. Hat man auch gemerkt, also, dass meinem Opa das... weiß nicht, irgendwie ein bisschen Respekt abgenötigt hat."

„Meinst du? Sah nicht so aus", fand Felix.

„Doch, auf jeden Fall. Der braucht auch mal ein bisschen Gegenwind, weiß ich. Der ist immer so in seiner vorgefertigten Meinung und Oma und Mama widersprechen ihm da eher selten und lassen das alles so laufen und dann denkt er, sie stimmen ihm zu. Tun sie aber nicht. Und... ja, da ist es mal gut, wenn der das so... also wenn er merkt, dass nicht alle seiner Meinung sind. So." Marie seufzte. „Na ja, wie auch immer. Ein schöner Abend mit der Familie sieht eigentlich anders aus. Aber... ey, danke, dass du trotzdem mitgekommen bist. Ich hatte ja die Hoffnung, dass das irgendwie... smoother läuft. Aber nach der Begrüßung wusste ich schon... na, hätte ich mir eigentlich denken können."

„Ach, mach dir da keenen Kopf. Ich halt dit schon aus." Felix legte seinen freien Arm um sie. „Und dein Opa beruhigt sich auch wieder, is doch klar. Wenn der sieht, wie dit mit uns so läuft, auch wenn der Keks dann endlich da ist... ja. Also dit wird schon."

Marie sah ihn an. „Ja, das wird schon."


Sie hörten Lachen, als sie in den Garten zurückkamen, Lachen von Menschen und dezente Musik aus einer Boombox, die irgendwer auf den Tisch gestellt hatte. Anne und Mika waren nicht mehr da. Und Opa Gerd fehlte auch. Fast war Marie enttäuscht. Wenn ihr Opa unter diesen lachenden Menschen gesessen hätte, wäre vielleicht alles wieder gut gewesen. Sie ließ Barry von der Leine und hängte diese an einen der Stühle, bevor sie sich wieder mit Felix auf die Bank setzte. „Sind die zwei schon ins Bett?", fragte sie René.

Ihr Cousin nickte. „Mika ist quengelig geworden."

„Hm. Und Opa?"

„Keine Ahnung." René zuckte mit den Schultern.

Quite Suddenly (Felix Lobrecht FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt