Drei

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„Wenn du mich nicht sofort loslässt, werde ich es Okāsan sagen", kaum hattest du diese Drohung ausgesprochen, schon hatte sich deine persönliche Klette von dir entfernt.

Das schockierte Raunen und die ungläubigen Blicke, ließen nicht nach. Doch du versuchtest es so gut es ging zu ignorieren.

„Nicht Nee-chan.. sie kann so furchterregend sein", passend dazu schüttelte sich Oikawa einmal durch und ließ dich zufrieden grinsen.

„Verstehst du denn etwas von Volleyball, Tōkitō-san?", Mizoguchi sah dich fragend an, ehe er dir ein mildes Lächeln zuwarf.

Immerhin waren sie bereits zu zweit. Wenn sie dir noch alles Mögliche erklären müssten, wäre es lästig. Sie wollen ja nicht nur, dass du irgendwelche Flaschen auffüllst, sondern nach dem Training auch hilfreiche Notizen aushändigen kannst.

Du nickst benommen auf seine Frage hin.

Ja, du verstandest etwas von Volleyball. Doch spielen tatst du es eigentlich nicht. Nur wenn Oikawa dich in den Ferien dazu nötigte. Wenn man seinen Aussagen glauben schenken vermochte, warst du gar nicht mal so übel. Dabei könntest du dir auch vorstellen, dass er dies nur sagte damit du weiter mit ihm trainiertest.

Oikawa spielte Iwaizumi mehrere Bälle zu und sie intensivierten ihren gemeinsamen Angriff. Während einige ihrer Mittelblocker, diesen versuchten abzublocken.

Das Feld war in zwei geteilt. Auf der anderen Seite stand dein Klassenkamerad, der ebenfalls Zuspieler war und eher mit den Erstklässlern übte, da diese Zusammenarbeit besser harmonieren müsste, wenn die Älteren erst mal von der Schule gingen.

Watari, den du ebenfalls in deinem Stockwerk gesehen hattest, schien der Libero zu sein.

Er wirkte nicht besonders gefordert, denn die Bälle die reingeschlagen worden sind, bekam er mit Leichtigkeit.

„Darf ich da aushelfen?", fragtest du an den älteren der Coaches gerichtet. Dieser sah dich erst überrascht an, doch lächelte entzückt als er bestätigend nickte.

Dabei fragte er sich, was du vorhattest.

Mit Argusaugen beobachtete er dich, wie du auf das Feld zuliefst auf dem der Libero stand.

Yahaba und auch die anderen sahen dich mit großen Augen an.

„Dürfte ich auch mal einen schlagen?", lieblich lächeltest du in seine Richtung und machtest den Zuspieler damit ziemlich nervös. Schnell rieb er sich die feuchten Hände an seiner Trainingshose ab und nickte schwach.

Du positioniertest dich etwas weiter hinten, da du mit deiner Größe und der Netzhöhe der Jungenmannschaft, mehr Anlauf bräuchtest.

Mizoguchi, der Yahaba die Bälle zuwarf, sah dich ebenfalls gespannt an.

Mit geübter Fingerfertigkeit hatte Yahaba dir zuspielen wollen, doch fluchte ganz eilig als er bemerkt hatte, dass der Ball viel zu hoch war und er gar nicht wusste, wie du ihn denn gerne hättest.

Mit Anlauf sprangst du nach oben und schmettertest den Ball in einer enormen Geschwindigkeit übers Netz, dass sich Watari nicht einmal bewegen konnte.

„Gutes Zuspiel", grinste du und sahst kurz auf die kribbelnde Stelle an deiner Hand.

Dass den Jungen beinahe die Augen aus dem Gesicht fielen, bemerktest du kaum. Auch die auf dem anderen Feld, hatten alle deinen Angriff gesehen und blickten dir ehrfürchtig nach.

In ihren Augen blitze etwas auf, was keiner so Recht deuten konnte.

Oikawa hingegen, grinste vor sich hin und sah sich sein Prachtwerk an, welches er all die Jahre geformt hatte. Noch nie war er stolzer auf dich, als in diesem Moment.

Coach Irihata konnte seinen Augen kaum glauben, dass du als Mädchen, bei dieser Netzhöhe so einen Ball schlagen konntest. Doch hätte er eigentlich nichts anderes von Oikawa's Verwandschaft erwarten dürfen.. und dann die Tatsache, dass du und Yahaha noch nie zusammen gespielt hattet, zeigte ihm, wie gut du dich eigentlich in ein fremdes Team einfügen konntest.

Ein zufriedenes Lächeln tänzelte ihm auf die Lippen, wenn er daran dachte, was er noch alles mit deiner Hilfe aus den Jungs herausholen konnte.

Du warst definitiv eine Bereicherung fürs Team.

Oikawa's Augen verdunkelten sich und seine Laune verschlechterte sich ebenfalls. Wenn er in der Umkleidekabine mitbekam, wie seine Teammitglieder über dich schwärmten, gefror sein Blut in den Andern.

Es gab einen Grund, weshalb er dir so am Nacken hing. Nicht nur weil er dich unheimlich lieb hatte. Nein. Er wollte auch nicht, dass sich irgendjemand auf der Seijō einbilden könnte, sich an dich ranzumachen. Darum auch die erfundene Freundin-Geschichte, die du schnell genug auffliegen lassen hast.

Mit einem viel zu festen Schlag, schlug er seinen Spind zu und erregte die Aufmerksamkeit des Teams. Die meisten erzitterten bei der Aura, die ihr Kapitän ausstrahlte. Besonders die Jüngeren.

Er setzte ein Lächeln auf, bei dem die Mannschaft ganz genau wusste, dass es keine Freude ausdrücken sollte. Ganz im Gegenteil. Es wirkte bedrohlich, beinahe animalisch.

„Ich hoffe doch, dass niemand von euch auch nur den Hauch von abstoßende Gedankengängen hatte. Ansonsten kann ich wirklich ungemütlich werden."

Seine Worte brachten die Erst – und Zweitklässler zum Zittern. Die Drittklässler hingegen kannten Oikawa gut genug um den Hintergrund zu erkennen.

Ihr hattet nur ein Jahr Unterschied. Somit warst du für Oikawa weniger Nichte und dafür mehr wie eine Schwester, zu der er auch noch einen besseren Bezug hatte als zu seiner eigenen. Auch wenn du sehr genervt und distanziert wirktest, wusste vor allem Iwaizumi, wie nah ihr beiden euch in Wirklichkeit standet. Immerhin bekam er all die Jahre mit, wie oft ihr beiden Zeit miteinander verbracht habt. Nur war ihm zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, wie alt du warst.

Er konnte sich vorstellen, dass Oikawa diese Aussage keinesfalls böse meinte. Er wollte jedoch nicht, dass einer der Jungs oder sonst einer von ihrer Schule, dein kleines Herz brach. Er wollte dich nur vor Kummer und Leid schützen. All das konnte Iwaizumi hinter den Worten heraushören, dafür kannte er seinen besten Freund gut genug.

Schweigend seid ihr nach Hause gelaufen. Zuerst warst du glücklich darüber, dass Iwaizumi euch begleitet. Doch irgendetwas stimmte mit der Stimmung nicht, seit sie aus der Kabine kamen. Die Schwingungen waren dir zu unheimlich, weshalb du auch keinen neckenden Spruch rausließt.

Dich verabschiedeten sie zuerst. Die anderen beiden mussten noch einige Straßen weiter passieren.

Die Stille, die sich zwischen den beiden besten Freunden legte, durchbrach Iwaizumi stirnrunzelnd.

„Wieso hast du eigentlich nie gesagt, dass sie in unserem Alter ist?"

„Huh?", verwundert blickte Oikawa seinen Kindheitsfreund an und hob neckend eine Augenbraue.

„Du hast nie gefragt und was ist denn schon dabei?.. sag bloß⁓ du hast ein Äuglein auf meine zuckersüße Nichte geworfen, Iwaaaa-chan", ärgerte er ihn sogleich.

Iwaizumi weitete die Augen und im Laternenschein erkannte Oikawa einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen.

Pf. Als ob!", grummelte Iwaizumi und verabschiedete sich sofort.

Die ungewöhnliche Reaktion ließ Oikawa schmunzeln. Wenn es Iwaizumi wäre, fände er es wohl weniger schlimm, wie bei manch anderen.

Blue Castle - Iwaizumi x OC/ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt