Kapitel 15

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"Fokusiere dich. Wir brauchen dein tieftes inneres und die höchste Konzentration die du geben kannst." Langsam atmete ich tief aus und öffnete entschlossen meine Augen. Ich richtete meinen Blick auf die Übungspuppe einige Meter vor mir. "Du schaffst das Raina, konzentriere dich einfach." Alles um mich herum verzerrte sich, während in meinem Gehör zu flattern begann. Nach einem weiteren Atemzug drückte ich alle gedanken von mir, richtete mich auf und hob meinen Arm. Das Flattern in meinen Ohren wurde zu einem Rauschen, gemischt mit Zischen. Angestrengt versuchte ich es auszublenden und mich auf meine innere Ruhe zu konzentrieren. Entschlossen hielt ich die Waffe in meiner Hand auf die Übungspuppe, hielt die Luft an und drückte ab. Meine Augen weiteten sich, während die Kugel sich direkt durch den Kopf bohrte. Ich schoss erneut auf eine Puppe, welche wenige Millisekunden später hoch schnellte. Kopfschuss. Ein Metallisches aushakendes Geräusch ertönte hinter mir, worauf ich etwas fallen hören konnte. Gelassen lehnte ich mich blitzschnell ein Stück zur Seite, als ein gewaltiger Balken an mir vorbeirauschte und meine Haare aufwehen lies. Unbeirrt schoss ich auf die nächste Puppe, welche hinter einer Wand hervorkam. Der Kopf er Puppe zerplatzte sofort. Anstatt von splitterndem Holz welches von der Puppe wegflog, verzerrte sich das Bild vor mir unerwartet. Blut spritzte aus dem Kopf der Puppe worauf diese wie eine Leiche zu Boden viel. Die Trainingshalle verwandelte sich augenblicklich in eine von schwarzem Schleim und Blut bedeckte Halle. Überall hingen und lagen Trümmerteile von Wänden und der Decke. Je länger ich den Schleim betrachtete, desto deutlicher wurde, das er sich bewegte und tausende von Händen immer wieder aus ihm ragten um nach etwas zu greifen. Verunsichert senkte ich meine Waffe und sah mich um in der Hoffnung, das ich wieder die eigentliche Halle sehen könnte. Immer wieder blitzte die normale Trainingshalle hervor, verbunden mit entsätzlichen schreien. Was passierte hier gerade? Etwas packte mich an der Schulter, was mich erschrocken zusammen zucken lies. Panisch drehte ich mich um und schlug der augenscheinlichen Puppe direkt ins Gesicht. Sie gab unerwartet dumpfe laute von sich, während sie zurücktaumelte. Entsetzt über die täuschend echte Menschlichkeit der Puppe sah ich mich hektisch um. Weitere kamen bereits auf mich zugerannt, was mir Adrenalin durch die Adern pumpte.  Sie streckten ihre Arme nach mir aus um mich zu greifen. Mein Puls setzte aus. Geschickt begann ich auszuweichen und schaltete eine nach der anderen aus. Meine anfängliche Panik wandelte sich langsam in einen Rausch um, welcher mir immer mehr Spaß bereitete. Auflachend sprang ich über ein von Schleim bedecktes Trümmerteil und Schoss einer weiteren Puppe direkt durch den Kopf, worauf ich mich abrollte und rasant einen weiten Schuss nach hinten abgab, welche meinen Verfolger sofort zu Boden gehen lies. Mein Herz schlug heftig in meiner Brust. Es schlug so laut, das ich es in meinen Ohren hören konnte. Dumpfe rufe hallten zu mir, was mich aus meinem Rausch aufsehen lies. Verwirrt sah ich mich um, wobei ich spürte wie mein Körper langsam taub wurde. Meine Sicht verschwamm erneut. Die verzerrte Realität begann sich zu legen, worauf ich Eleonora erblickte, welche beeindruckt klatschte und zu mir kam. Im Hintergrund erkannt ich verschwommen Casper, welcher vor Wut tobte und versuchte sich von zwei starken Wachen loszureißen. Was ging hier vor sich? Verwirrt sah ich mich etwas um und stockte als sich die anfänglichen Puppen als Menschen entpuppten. Überall lagen tote Wachleute überwelche Nora hinweg stieg, als wären sie gar nicht da. "Das war perfekt! Fantastico!" Geschockt lies ich die Waffe in meiner Hand fallen und begann den Kopf zu schütteln. Das Geräusch der Waffe die auf dem Boden auftraf, war immer noch dumpf uns auch Noras Stimme war nicht so klar wie sonst. Was war mit meinem Gehör passiert? Grinsend hielt sie ihre Arme auf, während Casper sich endlich losgerissen bekam. Er eilte zu mir, bevor Eleonora mich erreichte und zog mich in seine Arme. "Du bist ein Monster! Wie konntest du das zulassen Nora?!" Unschuldig zuckte sie mit den Schultern und drehte mit ihrem Fuß eine der Leichen um. Ihr Blick war kurz angewiedert bis sie wieder zu uns sah und den Kopf grinsend schräg legte. "Sie ist ein Naturtalent... oder eher das was tief in ihr schlummert. Alles lief genau nach Plan." Entsetzt ergriff Cas meine Hand. "Raina, wir gehen." Überfordert und unter schock lies ich mich von ihm mitziehen. Eleonora lachte gehässig hinter uns und holte aufgeheitert tief Luft. "Linnich... ich habe dir gesagt wie es läuft. Du wusstest was ich machen würde." Casper stoppte und sah nach hinten zu Eleonora, welche eine ihrer Serval Katzen streichelte, die gerade dabei war den Körper einer der Leichen zu zerfleischen. "Du sagtest du würdest ihr das Kämpfen lehren. Es war nie die rede davon ihre Krankheit auszunutzen um aus ihr eine Killermaschine zu machen." Gehässig grinste sie und stand aus der Hocke wieder auf. "Ihr wollt doch den Krieg gewinne... oder?" Das Gesicht verziehend hielt Casper inne. Verängstigt krallte ich mich an seinen Arm und versuchte zu verarbeiten, was gerade geschehen war. Ich habe all diese Menschen getötet ohne es mitzubekommen. "Die Wege der Mafia sind dreckig Linnich, vorallen in meiner Familie. Außerdem..." Sie kam auf uns zu und lächelt selbstgefälligst. "Sie ist immer noch eine Larson. Ich weiß das du dich informiert hast. Du kannst ihr Schicksal nicht beseitigen, es wird egal was du versuchst auf die selbe Art und Weise enden. Der Unfall war geplant... der Tot der Rest ihrer Familie, alles war genau so gewollt. Auch ihr Tot wird so kommen wie es geplant ist." Verbittert sah er entschlossen in ihre Augen. "Nur weil sie den Namen trägt, muss sie noch lange nicht so enden wie der Rest ihrer Familie. Und so lange ich das verhindern kann, werde ich das auch tun." Nachgebend lächelte Nora unschuldig und zuckte mit den Schultern, worauf sie eine ihrer Katzen auf den Arm nahm und mit dieser grinsend schmuste. "Du bist der Boss, Tiger. Aber sag mir später nicht, das ich dich nicht gewarnt hätte." Fassungslos wendete sich Casper ab und nahm mich mir nach draußen. "Du wirst nicht sterben, das lasse ich nicht zu." Er ging mit mir vor die Villa und fuhr mich daraufhin zurück in die Zentrale. Mein Kopf schmerzte und das Gefühl das ich nicht ganz der Herr über meine Sinne war, blieb immer noch bestehen.
Langsam legte ich mich in mein Bett, was Noel aufsehen lies von seinem Handy. "Du siehst nicht gut aus Raina. Ist was passiert?" Casper deckte mich fürsorglich zu und verzog das Gesicht. "Diese Schlange hat Raina benutzt. Sie hat ihre Krankheit ausgenutzt." Entsetzt stand Noel auf und kam zu uns rüber. Inzwischen wusste jeder der hier in der Zentrale war von meiner Vergangenheit und meinem Unfall, was vieles im Alltag erleichterte. "Hatte sie einen Aussetzter?" Dezent nickte Cas und legte seine Hand seufzend auf meine Schulter. "Soll ich Violet holen? Vielleicht kann sie etwas dazu sagen?" Violet ist eine seiner Schwestern welche ebenfalls mit uns in dem Bunker lebte. Seine Schwester ist Krankenschwester und schon seit Wochen damit beschäftigt Brodys Leute wieder gesund zu pflegen. Schon einen Monat lang nenne wir den Bunker ein Zuhause. Schwach winkte ich Noel etwas ab. "Nein... das geht schon." Casper schüttelte den Kopf und wendete sich an seinen Freund. "Ich glaube das wäre gut. Nur um sicher zu gehen." Nickend betrachtete Noel mich kurz für einen Moment, drückte Casper einen Kuss an die Wange und ging dann seine Schwester holen. Cas setzte sich an meine Bettkante und nahm fest meine Hand. "Was hast du gesehen als du weg warst? Deine Augen haben die ganze Zeit über geflackert und sind wie wild hin und her geschossen." Seufzend drehte ich meinen Kopf zu ihm und versuchte mich angestrengt auf ihn zu konzentrieren. "Alles... war voller Blut und schwarzem Schleim. Überall versuchten mich Hände zu ergreifen, fast so als wollen sie mich verschlingen. Wie in einem gruseligen fantasie Film. Am Anfang wusste ich noch was ich tat... aber dann..." Schwer ausatment strich er mir über die Wange und nickte leicht. "Dann hast du dich verloren?" Betrübt nickte ich und sah runter zu seiner Hand, welche immernoch auf meiner lag. Ein komischer Gedanke ging mir durch den Kopf, welcher mich nicht in Ruhe lies, seit wir aus der Villa raus waren. "War ich... wirklich so gut wie Nora meinte?" Grummelnd lies er seinen Kopf nach hinten kippen, wobei er sich wünschte es verneinen zu können. "Leider ja. Es war, auch wenn es markaber war sehr beeindruckend. Du hast wirklich jeden getroffen, ohne auch nur drüber nachzudenken was du tust." Wir mussten beide Schmunzelnd als wir uns wieder in die Augen sahen. "Weißt du noch wie wir damals mit Steinschleudern gespielt haben?" Auflachend nickte Casper, wobei ich sehen konnte wie sich die Erinnerungen vor seinen Augen abspielten. "Du hast mich immer und überall erwischt, egal wie weit ich entfernt war. Und ich hab dich dafür echt gehasst. Ich hatte so viele blaue Flecke durch die kleinen Kiesel." Kichernd nickte ich zustimmend und schwelgte ebenfalls etwas in den Erinnerungen, bis Violet rein kam und mich sanft anlächelte. "Na ihr zwei." Casper sah ebenfalls auf und lächelte leicht. "Magst du sie einmal durchchecken, sie hatte einen kurzen Aussetzter." Nickend stellte sie sich zu mir an Bett und begann meine Augen, mein Gehör und meinen Herzschlag zu kontrollieren. Ihr blick wurde leicht fragend, worauf sie sich zu Casper drehte. "Sind Persönlichkeits- oder Identitätsstörungen aufgetreten?" Überfordert schüttelte er etwas den Kopf, bevor ihm doch etwas einfiel. "Vorhin ja, aber seitdem ist sie wieder sie. Es passiert öfter mal das in Stresssituationen sich die Welt um sie rum verändert." Violet nickte langsam und musterte mich dann etwas. "Das sie zwei Persönlichkeiten hat ist ja aber schon bekannt und da kann ich leider nicht viel ändern. Wir können froh sein, das es nur eine weitere Raina gibt und nicht unzählige." Zögerlich setzte ich mich auf und sah die beiden leicht fragend an. "Wie... ist mein zweites ich so?" Casper schmunzelte und lachte leicht, während Roberto sich in die Tür lehnte. "Sie ist dir sehr ähnlich." Überrascht sah ich zu meinem Ziehvater, welcher warmherzig lächelte. "Sie denkt nicht viel nach und handelt nach ihren ersten Gedanken. Sie ist mutig und gerissen." Neugierig begann ich zu lächeln und wartet auf weitere Aussagen von Casper und Roberto. Violet verschwand mit einem kurzen Winken wieder, worauf Casper lächelnd in meine Augen sah. "Deine zweite Seite kommt meistens Abends zum vorschein. Oder wenn du zu viel getrunken hast. Ganz oft hängen deine Trancen auch mit ihr zusammen. Du fällst in Trance und dein anderes Ich kommt nach vorne." Nun wurde mir einiges klar. Viele Situationen die mir komisch erschienen ergaben jetzt Sinn. Meine plötzlichen Müdigkeiten, die ganzen Erinnerungen und Tagträume. Es war immer mein zweites Ich, welches ich alle die Jahre über verdrängt habe. Entschlossen sah ich auf aus meinen Gedanken und zog mir die Decke vom Körper. "Ich bin bereit. Sag Brody bescheid. Ich will dem ganzen jetzt ein Ende setzten." Roberto begegnete mir mit Stolz. Casper hingegen schüttelte besorgt den Kopf und nahm fest meine Hände in seine. "Liebes... bitte überlege dir das noch mal. Du könntest sterben, wenn du den Moon gegenübertrittst." "Dann ist es ja gut das ich nicht alleine gehe." Schmunzelnd stand ich auf und zog ihn mit hoch. "Ich werde nicht sterben Cas, ich kann dich hier doch nicht einfach so zurücklassen." Betrübt atmete er tief durch und zog mich fest in seine Arme. Seine Verlustangst um mich war gewaltig. Ich konnte sein Herz an meiner Wange rasen spüren. Beruhigend kuschelte ich mich dicht an meinen besten Freund und strich ihm etwas über den Rücken. "Wenn du stirbst, sorge ich dafür das du in die Hölle kommst und dich dafür schämst mich zurückgelassen zu haben." Kichernd klopfte ich ihm etwas an sein Schulterblatt. "Wenn es so kommt, freue ich mich darauf du alter Grummler." Schmunzelnd drückte er mir nach einem tiefen durchatmer einen Kuss an die Stirn und lies mich dann los. "Na gut, dann geh ich mal Brody suchen und geb ihm bescheid." Er verlies unseren Schlafbereich, wobei ihm Roberto auf die Schulter klopfte und mit ihm ging.

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