Portugal, Cäsar und eine Spoilerwarnung.

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"Danke, dass du mich abholst."
Mit einem Stöhnen ließ ich mich bei meinem besten Freund auf den Beifahrersitz sinken und schnallte mich an. "Bist du in den letzten Wochen so alt geworden, dass du jetzt bei Bewegungen stöhnst?"
"Steh du mal drei Stunden mit deinem ganzen Gepäck zwischen stinkenden Menschen", motzte ich und rieb mir über meinen Oberarm, wo mein Rucksack in der letzten Stunde schmerzhaft eingeschnitten hatte. "Und dann diese dummen Gespräche der Menschen. Im Ernst. Ich weiß jetzt, dass Erwin es nicht hinbekommt, seine Hemden alleine zu sortieren und bei Hannelore und Gustav gibt es heute Hühnerfrikassee, ohne Spargel, weil der Gustav den ja nicht so gut verträgt."
Zayn sah mich mit einer Mischung aus Schock und Belustigung an.
"Willst du noch mehr wissen?"
Schnell schüttelte er den Kopf, tätschelte mein Knie und startete den Motor. "Du hast mein vollstes Mitgefühl, Mann."
"Wie war euer Trip durch Europa?", wollte ich dann wissen, als wir den Bahnhof verließen und uns durch den Verkehr schlängelten.
Ein Seufzen kam über die Lippen des Schwarzhaarigen und ein Lächeln erschien in seinem Gesicht. "Einfach nur toll. Wir haben so viel gesehen und ich glaube, ich habe mich in Portugal verliebt."
"Und Niall? Wie hat er das alles verkraftet?" Immerhin war Niall jetzt nicht bekannt dafür, dass er sich für Kulturen anderer Städte interessierte und Sightseeing war eigentlich auch nicht seins.
"Wir hatten eine Übereinkunft und er hat sich brav alles mit mir angesehen."
Ich hob meine Augenbrauen und traute mich nicht zu fragen. Musste ich auch nicht, denn mein bester Freund schmunzelte und redete dann einfach weiter.
"Für jede Sehenswürdigkeit gab es für ihn einen Blowjob. Du willst gar nicht wissen, was wir uns alles in Rom angesehen haben. Selbst Sehenswürdigkeiten, die keine Sehenswürdigkeiten sind. Niall konnte auf einmal Vorträge halten, das würdest du mir nie glauben. Es haben sich sogar Touristen uns angeschlossen, weil ihnen die Erzählung von Niall über einen kleinen Mauervorsprung so gut gefallen hat."
"Mauervorsprung?"
"Der Mauervorsprung des heiligen Cäsars. Sein liebster Backstein wurde dort vermauert, hergestellt von Cäsar persönlich. In einsamen Stunden kam der Gute dort immerhin und hat sich diesen dummen Stein angesehen und sich daran erfreut."
"W... was? Wirklich?"
Zayn lachte los und schüttelte seinen Kopf. "Natürlich nicht. Alles erstunken und erlogen, aber für jede Sehenswürdigkeit einen Blowjob, vergessen?"
Gott bewahre, ich konnte mir richtig vorstellen, wie der Urlaub der beiden aussah.
"Immerhin wurdet ihr dieses Mal nicht verhaftet."
"Wurden wir letztes Mal auch nicht. Wir wurden nur gebeten, mit zur Polizei zu kommen und dann mussten wir eine immense Summe Geld zahlen und durften wieder gehen", erklärte er und fuhr dabei seinen Wagen auf einen freien Parkplatz bei der Uni.
"Seid froh, dass ihr noch nach New York dürft und sie euch nicht verbannt haben."
Wirklich. Man kann ja eigentlich damit rechnen, dass man Ärger bekommt, wenn man im Central Park eine Nummer schiebt. Angeblich gut versteckt. Angeblich.
Diese beiden waren schlimmer als rollige Karnickel.
Und trotzdem liebte ich sie.

Kaum hatten wir das Wohnheim betreten, erschien auch schon Niall vor mir und nahm mir dankenswerterweise meinen Koffer ab. Eine dicke Umarmung folgte, wobei er mich so fest drückte, dass mir die Luft wegblieb.
"Ich habe dich vermisst, Tommo. Ach, und wenn du deine blaue Jogginghose suchst... die ist in der Wäsche."
"Niall! Du kannst nicht einfach immer meine Klamotten klauen."
Der Ire lachte und schüttelte seinen Kopf. "Ich klaue nicht, ich leihe aus. Da gibt es einen großen Unterschied, mein lieber. A pro pro Groß... Zaynie? Hast du nicht noch etwas zu erledigen?"
Stöhnend nahm ich meinen Koffer wieder an mich und sah meinen besten Freund an. "Was auch immer du ihm, wofür auch immer versprochen hast - mach es jetzt! Wir sehen uns dann nachher auf der Party."

In meinem Zimmer angekommen, schmiss ich meinen Koffer in die Ecke und ließ mich auf mein Bett sinken. Es war weich, nicht so bequem wie das zu Hause, aber für ein Bett in einem Studentenwohnheim war es wirklich okay.
Mein Blick ging zur Uhr an der gegenüberliegenden Wand. Bis zur Party hatte ich noch einige Stunden Zeit. Theoretisch könnte ich meine Wäsche auspacken, meinen Koffer verstauen und vielleicht ein wenig Staub putzen, welcher sich angesammelt hat.
Oder aber ich mache einfach gar nichts und schaue meine Serie weiter.
Als wenn ich nachdenken müsste.
Ich kramte also in Windeseile meinen Laptop aus meinem Rucksack, machte es mir in meinem Bett bequem und startete meine aktuelle Serie "Sherlock Holmes", mit Benedict Cumberbatch. Doch meine Gedanken drifteten schnell woanders hin, als ich auf meinen Laptop sah und ich erinnerte mich an die Situation, welche einige Tage zurücklag.
Seitdem hatte ich mich selbst nicht mehr angefasst und mir darüber auch keine Gedanken mehr gemacht. Aber jetzt, wo ich darüber nachdachte...
Also Fakt war, dass ich erst so richtig hart geworden war, als dieser Typ seinen Schwanz in die Kamera gehalten hatte. Reiner Zufall.
Abgespritzt hatte ich... pah! Auch reiner Zufall.
Warum verdammt, wurde ich dann aber in genau diesem Moment wieder hart? Wieso wurde mein sonst so schwer zu begeisternder Schwanz steif, sobald ich an diese Szene dachte?
Vielleicht sollte ich meine Sexualität doch nochmal überdenken.
Aber der Gedanke daran, mit einem Mann intim zu werden... okay... irgendwie gar nicht so abtörnend. Wie es sich wohl anfühlen würde? Wäre es komplett anders? Schmeckten Männer anders als Frauen? Also... beim Oralsex? Wollte ich einen Schwanz im Mund haben? Ugh... nein... oder doch?
Verdammt und warum zuckte mein eigener gerade wie blöd?
Genervt stöhnte ich auf, stoppte die Serie und öffnete die Seite mit den Filmchen. Ein neuer Versuch konnte ja nicht schaden. Und dieses Mal würde ich nur auf die Frau schauen. Das würde auch klappen. Ich würde nur sie anschauen. Nur sie. Brüste! Oh ja, ich liebte Brüste!
Nur die Frau. Ich würde nur kommen, wegen der weiblichen Darstellerin.

Spoilerwarnung - tat ich nicht.

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