Frauenüberschuss, Fünfjährige und die ganze Verantwortung

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Niall 16:24 Uhr: Bist du rechtzeitig zur Party wieder hier? Und danke für dein Fußballtrikot.

Mein Fußballtrikot?
Anstatt meinem Kumpel zurückzuschreiben, rief ich ihn direkt an.
Es dauerte nur einen Wimpernschlag, da erschien sein Gesicht fröhlich grinsend vor der Kamera.
"Was zum Teufel machst du mit meinem Trikot? Und wie verdammt bist du daran gekommen?"
Niall grinste, lehnte sich in seinem Bett zurück und verdrehte seine Augen. "Ich brauchte es zum Fußballspielen. Sieht authentischer aus, als so ein dummes Shirt."
Authentischer. Ah ja.
"Und wie verdammt bist du in mein Zimmer gekommen?"
Ich hatte es nämlich definitiv abgeschlossen, bevor ich nach Doncaster gefahren bin.
"Durch schwarze Magie und das Versprechen meines Erstgeborenen."
Ich wollte nicht lachen, wirklich nicht - ich scheiterte kläglich.
"Also, bist du rechtzeitig für die Party wieder hier?"
"Natürlich. Das lasse ich mir doch nicht entgehen. Ich komme Samstag gegen Mittag. Vielleicht kann mich Zayn vom Bahnhof abholen."
"Das kann er", erklärte Niall einfach mal und im Hintergrund erklang ein "Ach ja?".
"Hi Zayn", grinste ich und sah, wie die Kameraperspektive wechselte und mein bester Freund im Bild erschien.
Allerdings - "Scheiße, Niall!"
Ich kniff meine Augen so schnell zusammen, dass bunte Punkte erschienen, doch es war zu spät. Das Bild hatte sich in meinen Kopf gebrannt.
"Was denn?"
"Warn mich vor, wenn Zayn nackt im Zimmer herumrennt."
Ernsthaft.
Doch der blonde Ire lachte nur und ich öffnete zögernd meine Augen.
"Du bist immer so prüde, Lou. Ich habe halt gerne eine schöne Aussicht."
"Du verstörst den armen Jungen noch, Niall", hörte ich Zayn entfernt und wenig später erschien er neben Niall. Angezogen.
"Ja. Wie auch immer. Wir sehen uns Samstag."
Ich legte auf, bevor ich noch mehr männliche Geschlechtsteile sehen würde und schmiss mein Handy auf das Bett, ehe ich mich wieder in das Getümmel schmiss.
Getümmel im Sinne von - Alltag bei der Familie Tomlinson.

"Lou? Kann ich mit dir auf die Uni kommen?", wollte Ernest, mein einziger Bruder und der wahre Held hier im Haus (immerhin musste er es die ganze Zeit hier mit den ganzen Mädchen aushalten), von mir wissen.
Ich zog ihn auf meinen Schoß und sah ihn besorgt an. "Das geht nicht, Kumpel. Außerdem wäre es da viel zu langweilig für dich. Da muss man sehr viel lernen und auch sehr viele Tests schreiben."
Lottie neben mir grunzte und schenkte mir einen spöttischen Blick.
"Ich kann ja in deinem Zimmer auf dich warten. Ich bin auch ganz leise."
Flehende Augen eines Fünfjährigen sahen mich an und mein Herz schmolz dahin.
"Und wer ist dann hier der Mann im Haus? Du weißt doch, wie die Mädels hier sind. Die brauchen doch unbedingt männliche Unterstützung hier."
"Das habe ich jetzt mal überhört!", rief Mark, mein Stiefvater, aus der Küche und ließ mich schmunzeln. Theatralisch seufzte mein kleiner Bruder und warf seine Arme dramatisch in die Luft. "Ich weiß ja, aber diese ganze Verantwortung!"
Okay, ab diesem Moment konnte ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen und auch Lottie prustete laut los.
"Du schaffst das schon, Kumpel."
"Du hast ja noch mich", mischte sich Doris, seine Zwillingsschwester, ein. "Ich bin auch ein guter Mann im Haus. Vielleicht sogar besser, als Lou." Na hör mal!
Lottie neben mir hob eine Augenbraue. "Für eine Fünfjährige bist du ganz schön frech."
"Sie lernt bei den Besten", kicherte ich leise und schob meinen Bruder von meinem Schoß.
"Ihr seid schon viel zu erwachsen. Ich vermisse die Zeiten, in denen ihr noch keine zusammenhängenden Sätze sprechen konntet."
"Wir nicht!", kam es synchron von den Beiden und veranlassten mich dazu, ihnen durch die Haare zu wuscheln.
Ein chaotischer Haufen, ja. Die Mädchen waren hier definitiv in der Überzahl, aber dennoch liebte ich es jedes Mal, wenn ich zu Hause war und ich wusste, dass sie mir in wenigen Tagen schon wieder verdammt fehlen würden.

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