Verhaltensregeln

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Als Harry und ich am nächsten Morgen gemeinsam nach unten gingen, war ich mehr als nervös. Ich hatte mich letzte Nacht wirklich bemüht, leise zu sein, aber das hatte sicherlich nur bedingt funktioniert. Auch Harry war das ein oder andere laute Geräusch herausgerückt und so kam ich mir nun vor, wie ein Teenager, der das erste Mal Sex gehabt hätte und dachte, dass es alle Welt sehen konnte. 
"Da sind ja die zwei Lustknaben", wurden wir auch schon prompt von Gemma begrüßt und natürlich merkte ich sofort, wie meine Wangen heiß wurden und ich vermutlich rot wie eine Tomate wurde. Harry hingegen streckte seiner Schwester nur die Zunge heraus, dirigierte mich auf einen freien Stuhl und setzte sich neben mich. 
"Louis, ich hoffe, mein Bruder war wenigstens ein Gentleman und hat keinen Egotrip gemacht. Bist du voll auf deine Kosten gekommen?"
Sprachlos klappte mein Mund auf und noch ehe ich auch nur irgendwie reagieren konnte, betrat Anne den Raum, in ihren Händen ein Tablett voller Aufschnitt.
"Gemma, bitte. Sowas will ich nicht hören."
"Ja, du hast heute Nacht sicherlich genug gehört", kicherte die Brünette und bekam von ihrem Bruder einen Tritt gegen das Schienbein. 
Harry stand auf, nahm seiner Mutter das Tablett ab und stellte es auf den Tisch. Dann schloss er sie in seine Arme und murmelte liebevolle Glückwünsche. Ich stand ebenfalls auf und als Harry seine Mutter wieder freigab, nahm auch ich Anne in den Arm und gratulierte ihr zum Geburtstag. Eigentlich hätte ich ihr die Hand gereicht, aber da sie mich gestern auch gleich in die Arme genommen hatte, wäre das sicherlich zu förmlich gewesen. Sie hatte mich so herzlich aufgenommen, eine Umarmung war also genau richtig. 
"Das Geschenk bekommst du später, Mom. Ich habe es jetzt noch nicht mit runtergebracht", erklärte mein Freund, dann setzten wir uns alle und begannen das Frühstück. 

Der restliche Tag verlief wundervoll. Es wurde viel gegessen, wir machten alle zusammen einen langen Spaziergang und am Abend gingen wir in ein nettes, italienisches Restaurant, um den Abend ausklingen zu lassen. 
Alles in allem war es ein wirklich tolles Wochenende, aber ich war froh, als wir am Sonntag wieder im Studentenwohnheim ankamen. 
"Da sind sie ja wieder. Zurück aus den Flitterwochen", wurden wir von Niall begrüßt, welcher in meinem Zimmer stand und sich mal wieder an meinem Kleiderschrank bediente.
"Niall! Wie oft soll ich es dir noch sagen?"
"Hab dich nicht so, Tommo. Ich brauche nur deine grüne Adidasjogginghose."
"Die hab ich an", brummte ich verstimmt und deutete auf meine Beine. Der Ire stöhnte genervt und verdrehte seine Augen. "Toll und was soll ich jetzt anziehen?"
"Deine eigenen Sachen vielleicht?"
Grummelnd nahm er sich einfach eine andere Jogginghose, dann sah er Harry an und sein Grinsen kehrte zurück. "Und? Wie war der Antrittsbesuch bei deiner Mama? Hat Louis Schwiegersohnpotenzial?"
Harry stieg in das Grinsen mit ein und schlag einen Arm um mich. "Ich würde sagen, dass sie ihn sofort in ihr Herz geschlossen hat."
"Na, dann steht einer Hochzeit ja nichts mehr im Wege."
Ich stöhnte auf, schob Niall aus meinem Zimmer und schloss entnervt meine Augen. "Wieso bin ich nochmal mit ihm befreundet?"
Plötzlich legten sich zwei Arme um mich und sofort kuschelte ich mich in den weichen Hoodie meines Freundes. "Weil er eigentlich ein lieber Kerl ist, Love. Er kennt nur keine Grenzen, aber genau das macht ihn aus. Zayn kann ihn händeln. Sag ihm einfach Bescheid und der regelt das."
"Ja, aber dann müssen wir definitiv wieder in meinem Zimmer schlafen."
"Als wenn das ein Problem wäre."

Am Abend saßen wir gemeinsam mit meinen Freunden im Aufenthaltsraum und aßen etwas vom Lieferdienst. Auch Harrys Freunde hatten sich dazugesellt und irgendwie passte einfach alles. Mitch und Sarah waren einfach herzliche Menschen und ich verstand mich sofort gut mit ihnen. Cara, eine quirlige Blondine, die mich doch sehr an Niall erinnerte, hatte sich sofort neben Liam gesetzt und auf ihn eingeredet. Doch der Braunhaarige schien sich daran nicht zu stören. Geduldig hörte er ihr zu und wenn er dann mal zu Wort kam, stieg er einfach in ihr Gespräch mit ein. Wenn es so bis zum Ende der Uni bleiben würde, dann wäre ich verdammt glücklich. Und danach? Danach könnte es gerne weiter so bleiben. Eine Zukunft mit Harry war nach den wenigen Wochen nicht abwegig, auch wenn der Gedanke daran vielleicht übereilt war. Aber wir mussten ja jetzt noch nichts planen. Der Gedanke alleine reichte mir und als ich Harrys liebevolles Lächeln sah, mein Herz dabei polterte, wusste ich, dass das hier einfach richtig war. 
"Wie wäre es, wenn wir kommendes Wochenende meine Familie besuchen?"
Harry wirkte überrascht, nickte dann aber sofort. Doch als Zayn laut lachte, zog er seine Stirn dann doch in Falten. 
"Viel Spaß in dem Irrenhaus, Harry. Sie sind alle wundervolle Menschen, aber wenn du es dort länger als drei Stunden aushältst, dann erhältst du meinen größten Respekt."
"Höi!"
Schmollend verschränkte ich meine Arme vor der Brust und sah meinen besten Freund beleidigt an. 
"Ich gebe dir ein paar Verhaltensregeln mit", redete Zayn einfach weiter. "Wenn du Phoebe und Daisy Schokolade mitbringst, dann hast du bei denen schon 100 Punkte. Lottie ist nicht bestechlich. Zu ihr musst du einfach nur nett sein und ihr beweisen, dass du ihren Bruder wirklich magst und nicht mit ihm spielst. Ernest wird dich schon jetzt lieben. Einfach, weil du ein Mann bist. Und Doris - bring ihr Nagellack mit. Sie ist ganz versessen auf dieses Zeug. Johanna wird dich sofort lieben und Mark vermutlich auch, auch wenn er sicherlich den strengen und skeptischen Stiefvater raushängen lässt. Aber das nimmt ihm jemand ab. Er ist alles, aber nicht bedrohlich. Louis musst du ja nicht mehr überzeugen. Das hast du mit deinem Schwanz ja schon getan."
Alle am Tisch lachten, doch ich verdrehte abermals meine Augen. 
"Ich habe da noch einen Tipp für dich", flüsterte Zayn über den Tisch zu Harry, nicht gerade leise, aber das ignorierte ich dann einfach mal. "Aber den sage ich dir lieber unter vier Augen."

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