Nackte Iren und gute Freunde

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Noch im Halbschlaf bemerkte ich die leichten Kopfschmerzen. Müde kämpfte ich gegen den Drang, die Augen zu öffnen an, doch am Ende gab ich nach und blinzele mehrere Male, ehe ich meine Augen endlich aufschlug. 
Doch kaum waren meine Augen offen, bemerkte ich, dass das hier definitiv nicht mein Bett war. Auch nicht mein Zimmer und alleine war ich ebenfalls nicht.
Natürlich lag Harry neben mir. Immerhin war das hier sein Bett und wir waren gestern nach der Party hergekommen. 
Und dann erinnerte ich mich. 
Die Revanche gab es nicht. Anscheinend bin ich vorher eingeschlafen. Harry wollte nur kurz ins Bad und dann - ich habe mich auf das Bett gelegt und gewartet. Tja, und anscheinend bin ich eingeschlafen. 
Mein Blick gingt zu dem kleinen Wecker neben dem Bett und ich gähne, als ich die Uhrzeit realisierte. Viel zu früh. 
Harry neben mir schlief noch tief und fest, was sollte ich jetzt also machen? Warten? Nein.
Ich stieg leise aus dem Bett, zog meine Schuhe an und verließ das Zimmer. Nachher würde ich ihm einfach eine Nachricht schreiben. Nicht, dass er dachte, dass ich einen Rückzieher machen wollte. Ich konnte mich nämlich noch sehr gut an gestern erinnern, weshalb mein Weg mich nicht in mein Zimmer führte, sondern auf direkten Weg zu Niall. 

Ich klopfte und war erstaunt, dass mir tatsächlich die Tür geöffnet wurde. Noch erstaunter war ich allerdings, dass es Niall war, der frisch geduscht schien und bester Laune. 
"Ihr Iren macht mich krank", brummte ich, schob mich an ihm vorbei und steuerte den Schreibtischstuhl an. "Hast du wenigstens Kopfschmerzen?", wollte ich wissen und bekam ein belustigtes Kichern von hm, als sich der Haufen, welcher auf dem Bett lag, bestehend aus Bettdecken und Kissen, sich bewegte und Zayn seinen Kopf hindurchschob.
"Dem geht es blendend. Schon seit halb sechs."
Zayn sah eher so aus, als wenn er die gesamte nach auf dem Klo verbracht hätte. 
"Stellt euch nicht so an", mischte sich der Ire ein und ließ sich zu Zayn auf das Bett fallen. "Ihr müsst einfach vor dem Schlafen sagen, dass es euch morgen gut gehen wird und schon geht es euch gut. Reine Kopfsache."
Schnaufend verdrehte ich meine Augen. 
Wer glaubte denn so einen Mist?
"Was möchtest du hier eigentlich?", fragte Zayn und kam ein Stückchen weiter aus seiner Kuschelhöhle hervor. "Und hast du Kaffee mitgebracht?"
Schmunzelnd stand ich wieder auf und sah meine Freunde an. "Ich bin gleich wieder da. Zieht euch bitte in der Zeit etwas an, damit ich meine Augen nicht auskratzen muss."
Hatte ich erwähnt, dass Niall komplett nackt war?
Nein? Hatte ich vermutlich verdrängt.

Eine Viertelstunde später betrat ich erneut das Zimmer von Niall, bewaffnet mit drei Bechern Kaffee. Zu meiner großen Erleichterung hatte Niall sich endlich angezogen und auch Zayn trug Jogginghose und Shirt. Inwieweit er nackt gewesen war, wusste ich nicht. Die Kuschelhöhle hatte nur die nackte Brust gezeigt. Aber wenn Niall nackt war, dann war Zayn das sicherlich auch gewesen. 
"Du bist mein heutiger Held", wurde ich von Zayn begrüßt, welcher schon fast ehrfürchtig den Kaffee entgegennahm und nach einem großen Schluck genüsslich seufzte. 
"Jetzt kann der Tag starten."
"Okay, Loverboy. Warum bist du um diese Uhrzeit hier und warum trägst du die gleiche Kleidung wie gestern?"
Niall grinste und zwinkerte mir zu und sofort bemerkte ich meine roten Wangen. 
"Ich bin bei Harry wachgeworden", gab ich zu und trank selbst einen Schluck Kaffee. "Und ich brauche eure Hilfe. Deswegen bin ich hier."
Sofort richteten sich meine Freunde auf und sahen mich voller Neugierde an.
"Was für Hilfe?"
"Hilfe in Sachen Sex? Sexspielzeug? Stellungen?"
Augenrollend sah ich Niall an und schüttelte den Kopf. "Was stimmt denn nicht mit dir?"
Schulterzuckend trank Niall seinen Kaffee und ich nutzte die Stille, um meinen Freunden vom gestrigen Abend zu berichten. 
"... naja und dann habe ich ihn irgendwie auf ein Date eingeladen und ich habe doch gar keine Ahnung davon. Ich meine... was sollen wir machen? Ich bin bei Dates mit Frauen schon überfordert, aber was macht man mit einem Mann? Essengehen? Kino? Spazieren? Mag Harry sowas? Was erwartet er denn von mir?"
Meine Freunde tauschten einen Blick, wobei ich immer tiefer in den Schreibtischstuhl gerutscht war und merkte, wie sehr mich dieses Date jetzt schon überforderte.
"Zuerst; es gibt keinen Unterschied, ob du mit einer Frau, oder mit einem Mann auf ein Date gehst", erklärte Zayn und lächelte. "Das Date bezieht sich auf die Person und nicht auf das Geschlecht."
Toll, das brachte mich jetzt aber auch nicht weiter.
"Ich würde ihn nicht zum Essen einladen. Zumindest nicht in ein schickes Restaurant. Sowas mag Harry nicht."
Erstaunt sah ich zu dem Iren, welcher beinahe schon gelangweilt gegen die Wand seines Bettes lehnte. "Er will nicht beeindruckt werden. Zumindest nicht so."
"Woher weißt du das?", fragte Zayn und sprach damit meine Frage, welche ich im Kopf hatte aus. Niall zuckte erneut mit den Schultern. "Hat er mir mal erzählt. Wir unterhalten uns ab und an mal."
Nicht nur ich war überrascht. 
"Und dann redet ihr über Dates?"
Zayn konnte es anscheinend nicht glauben, doch erneut zuckten Nialls Schultern. "Warum nicht? Wir haben auch schon über Stuhlgang gesprochen, aber ich denke nicht, dass dieses Thema Louis gerade helfen wird."
"Ich glaube auch nicht", warf ich mal schnell ein und versuchte den Grund herauszufinden, warum Harry und Niall über ihren Stuhlgang sprachen. Wobei... nein. Eigentlich wollte ich den Grund nicht wissen. 
"Können wir zum eigentlichen Thema zurückkommen?"
Sofort lag die Aufmerksamkeit wieder auf mir und meine Freunde nickten. 
"Was mag er denn gerne?", wollte Zayn wissen und ließ mich mit dieser Frage vollkommen hilflos gucken. "Keine Ahnung."
"Na hör mal. Ihr werdet euch doch wohl auch unterhalten und nicht nur die ganze Zeit vögeln. Harry war doch die letzten Tage ständig bei uns. Alleine beim Mittagessen habt ihr nonstop gequatscht. Irgendwas Brauchbares wird doch dabeigewesen sein", motzte Niall und schmiegte sich an seinen Freund. Anscheinend kam nun die Müdigkeit zurück. 
Nachdenklich ging ich in mich und dachte über unsere Gespräche während des Mittagessens nach. "Naja... er mag es alles lieber etwas ruhiger, hasst Menschenmengen und mag es gemütlich. Er feiert gerne, aber eher in Bars oder privat, statt in irgendwelchen Clubs. Und im Winter liebt er es, mit einem Tee und seinen Kuschelsocken bei Kerzenschein zu lesen. Er liebt Thriller und Krimis und ist beinahe besessen von diesem einen Autor, wessen Namen ich mir nie merken kann. Und er mag lieber Hunde als Katzen, wobei er eigentlich jedes Tier liebt. Als Kind hat er immer alle Tiere mit nach Hause gebracht, weil er sie retten wollte. Bei einer dicken Kröte ist seine Mama dann ausgeflippt."
Sprachlos starrten mich meine Freunde an und irritiert zog ich meine Stirn in Falten.
"Was denn?"
"Du sagst, du weißt nichts über ihn? Das ist eine ganze Menge, mein Lieber."
"Aber wie soll ich daraus ein Date machen?"
Wahrlich, ich konnte doch nicht einfach Kerzen anmachen und ihn in die Ecke setzen, damit er ein Buch lesen konnte. Oder mit ihm irgendwelche Tiere fangen. 
"Warte mal...", begann Zayn und kramte sein Handy hervor. "Wie hieß der Autor?"
"Keine Ahnung. Ich kann mir den Namen von dem nie merken. Hat aber gerade erst ein neues Buch herausgebracht."
"Skjelson?"
"Kann sein", stimmte ich zu. Irgendwas Skandinavisches. 
"Ha!"
Erschrocken zuckte ich zusammen und beobachtete Niall dabei, wie er bei seinem Freund auf das Handy schaute. Dann breitete sich auf dem Gesicht der beiden ein breites Grinsen aus.
"Dein Date ist genau heute Abend!"

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