Die Nachtpost

I.

In der großen Stadt Foxbridge, in einem kleinen, unscheinbaren Stadtviertel namens Corner Town lebte ein Mann, der einen besonderen Beruf hatte. Herr Y. war 54 Jahre alt, er lebte allein in dem großen, blauen Postgebäude am Rand von Corner Town. Er ging meist auf einem Gehstock durch die Gassen der Stadt und wirkte auf die Passanten der kleinen Stadt wie ein gewöhnlicher Mann, er hatte braune Lederschuhe, einen schwarzen Hut, dazu war er ungefähr 1,70m groß und trug in seinem kantigen Gesicht eine große, runde Brille. Das Einzige, was den Leuten meistens auffiel, wenn Herr Y. sich in Corner Town blicken lies, war der gelbe Mantel, der über seine Beine fiel und den gesamten Oberkörper bedeckte. Wenn Herr Y. allein war, trug er meistens seine großen, weichen, violetten Pantoffeln.

Herr Y. hatte sich gerade in seinen Sessel gesetzt, als er mit schrecken auf die große Standuhr blickte und erkannte, dass es bereits 7 Uhr abends war. Es wurde Zeit sich für die Arbeit fertig zu machen, beschloss er. Er zog seine Pantoffeln aus, die Lederschuhe an und nahm seinen Regenschirm aus der Garderobe. Dann packte er seine drei wichtigsten Utensilien ein. Den schwarzen, großen Regenschirm, die silberne Taschenuhr und die gelbe Kiste mit Briefmarken. Keines davon durfte er vergessen. Neben dem Sessel, auf dem kleinen, orangenen Holztisch lag eine Papierkarte der Stadt Foxbridge. Im Norden der Stadt, an der Grenze zur Welt war ein rotes Kreuz an einer Straßenkreuzung eingezeichnet. Herr Y. wusste, dass die Bewohner der Welt die Stadt Foxbridge nicht sehen konnten, die Bewohner der Stadt Foxbrigde konnten Welt jedoch sehen. Doch auf keinen Fall durfte Herr Y. von einem Menschen, der nicht in Foxbridge lebte, entdeckt werden. Herr Y. war nämlich Nachtpostbote und arbeitete bei der Nachtpost. Wie jeden Abend lief er auch an diesem Abend nervös auf und ab, beugte sich über die Karte, nickte, zählte nach, ob er genügend Briefmarken eingepackt hätte, dann beugte er sich erneut über die Karte, nickte, blickte auf seine Uhr und beugte sich ein letztes Mal über die Karte, bevor er seinen gelben Mantel anzog und die hölzerne Wohnungstüre leise und vorsichtig hinter sich schloss.