Der „Treffpunkt" war fast schon zu klischeehaft für ein echtes Treffen mit einem Entführer. Ein ganz normaler Stadtpark, natürlich in der dunkelsten Ecke. Das einzig irgendwie merkwürdige war ein kleiner, scheinbar herrenloser Wohnwagen, der da einfach so am Wegrand stand.
Die Gruppe stellte sich in den Schatten unter eine kaputte Straßenlaterne, da dieser zwielichtige Ort ihnen irgendwie passend vorkam. Hop-Tep ließ Wombie los, trug den immer noch bewusstlosen Barthelmann aber weiter unterm Arm.
»Yeah! Ich wünschte fast, ich könnte immer so rennen!« Mimi joggte freudig auf der Stelle, anscheinend hatte sie noch mehr als genug Energie übrig.
Tom sah sich nervös um, lächelte aber auch. Es tat gut, endlich mal irgendwo anzukommen, ohne sich fast zu übergeben. »Ähm... und jetzt? Also ich weiß ja, dass wir echt wenig Infos haben, aber können wir nicht irgendwas tun bevor was auch immer gleich losgeht?«
Vlarad sah Tom ratlos an. »Ich halte uns bereits für besorgniserregend auffällig. Es sollte unserem ominösen Entführer keine Probleme bereiten, rechtzeitig auf uns zuzukommen.«
»Aber was, wenn wir in eine Falle laufen?«, schaltete sich Dada ein. »Könnte sich nicht jemand von uns in den Büschen verstecken oder sowas? Oder mal gucken, ob in diesem Wohnwagen was ist?«
Doch egal, was der hagere Ex-Vampir hätte antworten wollen, er kam nicht mehr dazu. Denn in diesem Moment trat eine drahtige Gestalt auf sie zu und lächelte.
»Seid gegrüßt, Geisterbahnbetreiber! Tretet näher, keine Scheu, es geht los!«
»Äh-« Tom kratzte sich an seinem haarigen Nacken. »Kommt das nur mir so vor, oder ist das ein Schausteller?«
»Hast recht.« brummte Welf. Er schwebte ein wenig auf den recht kleinen Mann zu, doch dieser wirkte kein bisschen von der gespenstischen Erscheinung überrascht.
Erst, als Welf nah genug war, um vollständig sichtbar zu sein, riss der komische Schausteller die Augen auf.
»Du?! Warum bist du auf einmal so grünlich durchsichtig wie das Mädchen es sonst ist? Verdammt, wie kann das sein?«
Es wirkte, als würde er mehr mit sich selbst sprechen als mit Welf, doch er war laut genug, als dass alle ihn hören konnten.
»Hey, wer sind Sie eigentli-«
»Schweig!! All die Vorbereitung, ein halbes Jahr, es muss trotzdem gehen, es muss einfach!«
Tom zuckte zurück. Dieser Typ war irgendwie gruselig.
Mimi war allerdings weniger zurückhaltend als Tom, sie stapfte genervt auf den Fremden zu, völlig ignorierend, dass sie nun nicht mehr gegen Schläge und dergleichen immun war. »So, du erzählst uns jetzt endlich was das alles hier soll! Wir werden Thomas Meier befreien, also sag uns endlich wo er ist!«
Offenbar war ihre Forderung nicht das, was der Mann bereden wollte, denn nun nahm er plötzlich auch die anderen wahr.
»Still sag ich!! Komm mir nicht zu Nahe, Teufelskind!«
Mimi schreckte zurück. Nicht, weil sie sich leicht von so etwas einschüchtern ließ, sondern wegen der Pistole, die der komische Schausteller auf sie richtete. Sie war sich eben doch sehr bewusst, dass sie in ihrem aktuellen Zustand besser nicht von so einem Ding getroffen werden sollte.
»Ihr hört mir jetzt zu, das ist das Mindeste, was ihr nach all den Vergehen tun könnt!«
Er zielte mit der Waffe nun genau auf Welf, der davon recht unbeeindruckt schien. »Ging es hier nicht eigentlich um Geld? Haben wir übrigens nicht, damit du's gleich weißt.«
»Vergiss das Geld! Es ging nur darum, dich hierher zu bekommen! Heute ist der Tag, an dem du Büße tun wirst! Du hast mein Leben, meine Existenz zerstört! Jetzt erhältst du endlich deine Strafe!!«
»Meint der etwa mich?« fragte Welf etwas verwirrt. Der Mann hatte ihm direkt in die Augen gesehen, doch wer war das überhaupt? Und warum sollte nun ausgerechnet Welf ihm geschadet haben?
Tom versuchte, sich einzumischen, doch der dürre Typ nahm ihn gar nicht wahr. »Hey, stopp mal. Wer sind Sie eigentlich?«
»Das wisst ihr nicht?! Das ist ja wohl... Nein, das war ja zu erwarten. Ihr kümmert euch ja nie um die Opfer zu euren Seiten! Ich bin... Heinz Schulze!«
Er machte eine Pause, fast, als würde er eine Reaktion erwarten. Diese blieb jedoch aus. Alle starrten Heinz Schulze an, doch egal, wie sehr sie grübelten, der Name war nicht nur Tom gänzlich unbekannt.
»Wer?« wagte schließlich Dada nachzuhaken, und zum ersten Mal löste sich ein wenig Wahnsinn vom Gesicht des Mannes und machte Platz für einen müden Blick.
Er ließ die Schultern hängen, senkte die Waffe aber kein Stück hinunter. »Kommt schon, Mandelbuden-Heinz.«
»Moment mal!« Etwas klingelte bei Tom, düster erinnerte er sich an eine kleine Fressbude mit gebrannten Mandeln, die zu Beginn der Saison ein paar mal in ihrer Nähe stand und dann... nicht mehr? »Ihnen gehörte doch dieser rote Stand auf einigen früheren Frank Barthelmann-Märkten, oder?«
Die anderen sahen immer noch etwas verloren aus, offenbar hatte sich sonst niemand die anderen Standplätze angesehen. Auch Tom wusste nur noch ungefähr Bescheid, weil er noch im Kopf hatte, wie er anfangs in seiner Mittagspause oft an den Buden gegessen hatte. Allerdings nur bevor Vlarad und Hop Tep darauf bestanden, dass er sich etwas vernünftiges kochen sollte und nicht den ganzen Sommer über nur Zuckerwatte, Mandeln und Pommes essen könne.
»Richtig! Na wenigstens das, so eine Respektlosigkeit!« murmelte Heinz Schulze in seinen Bart.
Tom setze erneut an, vielleicht ließ sich das alles ja doch noch aufklären. »Was ist denn passiert dass ich sie im Sommer und Herbst gar nicht mehr gesehen hab? Und was soll das alles denn hier?«
»Oh, wir können den Zeitpunkt von meinem Verschwinden ganz genau bestimmen! Es war—«
»Den Zeitpunkt meinES VerschwindenS.« unterbrach Vlarad leicht genervt, nur um sowohl von Tom, als auch von Welf angestarrt zu werden.
»Vlarad, wir sollten den nicht noch verärgern!« meinte Tom telepathisch, doch eine Antwort blieb aus. Stattdessen hatte Heinz erneut das Wort ergriffen, offenbar den Vampir gänzlich ignorierend.
»ES WAR der verhängnisvolle Platz im Saarland, an dem das Erdbeben dutzende Buden vollständig zerstört hatte!«
Oh. Jetzt wurde auch Welf klar, worum es hier ging. »Okay, das ist echt lange her. Und war mies. Aber was hab ich denn damit zu tun?«
»DU!! Du hast mir den Arm gebrochen, als du mich völlig ungefragt aus meinem Mandelstand gezogen hast! Und danach, als ich nicht mehr da war, ist der Stand einfach zusammengebrochen! Du hast mich nicht nur für die gesamte Saison unfähig gemacht, sondern mir auch meine Existenzgrundlage genommen!« Spucke triefte an beiden Seiten aus Schulzes Mund, er sah fast selbst wie ein wilder Werwolf aus.
»Ähm...« Tom verstand so langsam, wo der Mann herkam, doch irgendwie fehlte da etwas zwischen dem Erdbeben und dieser Eskalationsstufe. »Also— Herr Schulze, erst mal ist es ja toll, dass Sie das überhaupt überlebt haben, oder nicht?«
Heinz Schulze war drauf und dran, ihm ins Wort zu fallen, doch Tom ließ sich diesmal nicht unterbrechen. »Ich versteh schon, dass das mies ist, aber trotzdem kann ich nicht ganz nachvollziehen, warum Sie jetzt mit einer Knarre vor uns stehen. Ich meine, hätte man das nicht irgendwie anders regeln können?«
»Was gibt's denn da zu regeln? Ich hab dem das Leben gerettet und der meckert hier rum.« brummte Welf und versuchte, die Arme zu verschränken, ohne durch sich selbst zu gleiten.
»Als hätte ich das nicht versucht!« Der dünne Mann sah aus, als würde er vor lauter Zittern gleich umkippen. »Briefe habe ich geschickt, Klagen, unzählige! Doch niemals kam eine Antwort, nicht mal ein Zeichen, dass ihr es gelesen hättet!«
»Oh.« Tom wurde dann doch so einiges klar. »Okay, das ist jetzt blöd, wir hatten einige... ähm... Probleme mit unserem—«
»Deinem!« warf Vlarad ein.
»Mit meinem Postfach, also... Briefe sind generell nicht so wirklich bei uns angekommen.« Hätte Tom doch nur mal alle Briefe aus dem Postfach leeren lassen und nicht nach der Post über seine Schultests alles liegen gelassen!
Mandelbuden-Heinz sah nicht wirklich so aus, als hätte er dafür besonders viel Verständnis. »Als keine einzige Reaktion kam, habe ich selbst ein wenig nachgeforscht. Wenn man nur mal richtig hinguckt und seinen eigenen Augen vertraut, dann ist die Schreckensfahrt-Gruppe nicht gerade diskret. Ist ja nicht so, als würden ein paar Monate nicht ausreichen, um euch untotem Pack auf die Schliche zu kommen!«
So langsam sank Toms Mitleid dann doch. Es tat ihm natürlich leid, dass Heinz Schulze offenbar ruiniert war, doch so richtig war es ja nicht wirklich ihre Schuld. Und er tat sich außerdem schwer damit, sich in einen Mann hineinzuversetzen, der monatelang seiner Schreckensfahrt-Familie hinterher spioniert hatte. Erst neulich war ihnen mit Herrn Feuerfliegs ehemaligem Assistenten etwas ähnliches passiert, doch obwohl sie da alle fast zum Tode verurteilt worden wären, fühlte sich das hier doch etwas unheimlicher an.
Tom fasste dennoch einen Entschluss. Vielleicht konnte er die Situation ja noch entschärfen, also versuchte er, der Erwachsene zu sein. »Hören sie mal, das tut uns allen natürlich echt leid.«
Doch weiter kam er nicht.
»Hey Tom lass das! Der Typ ist voll creepy und Welf trifft hier gar keine Schuld! Der soll Thomas den Magier rausrücken anstatt hier rumzuschreien!« Mimi konnte in ihrer jetzigen Werwesenform nicht wie sonst aufgeregt hin und her flattern, aber sie wippte angespannt auf den Zehenspitzen herum. Offensichtlich hatte der durchgedrehte Schausteller seinen Opfer-Bonus für sie schon verwirkt.
»Hah! Als würden Worte sein Vergehen ungeschehen machen! Ich will den Werwolf tot sehen!« Und mit diesem Ausruf schoss Heinz Schulze auf Welf.
Eine silberne Kugel glitt direkt durch ihn hindurch. Tom sah sie wie in Zeitlupe an sich vorbei gleiten, unterbewusst fragte er sich, ob seine untoten Freunde immer schnelle Objekte so wahrnahmen. Schon war das Geschoss an ihnen allen vorbei gezischt und an einem Zaun hinter dem Gebüsch abgeprallt. Sie rollte ganz langsam wieder vor die Schuhe des Mandelbuden-Mannes.
Die Schocksekunde, in der Schulze verarbeiten musste, dass Welf aktuell nicht durch seine Silberkugeln verwundbar war, nutzten die anderen, um in Bewegung zu kommen. Der Schuss war wie ein Signal gewesen, dass nun die Verhandlungen vorbei waren.
Tom und Dada kamen genau gleichzeitig bei Heinz Schulze an und packten ihn von beiden Seiten. Gleichzeitig krallte sich Mimi mit ihrem Super-Speed die Tasche des Mannes, aus der sie auch sofort einen dicken Schlüsselbund herausfischte. Sie warf ihn Wombie zu, der schon am ominösen Wohnwagen stand. Sie alle hofften, dass ihre Vermutung richtig war, und der Magier wirklich dort eingesperrt war.
In der Sekunde begriff Schulze, dass sich die Lage drastisch geändert hatte. »Au! Lasst mich los! Ihr Gesindel! Pack! Euch werde ich lehren— AUA!« Er schrie auf, als Dada ihm ohne zu zögern die Hand umdrehte, sodass er die Pistole fallen lassen musste.
Tom machte ein schmerzverzerrtes Gesicht. Auch wenn er das selbst nicht gespürt hatte, dieses Handgelenk sah nun nicht nur ein bisschen ausgerenkt aus.
Inzwischen hatte Wombie überraschend geschickt mit seinen menschlichen Fingern jeden Schlüssel ausprobiert. Keiner passte.
Auch Heinz hatte das bemerkt und grinste hämisch. »Denkt ihr wirklich, ich wäre so blöd, den Schlüssel einfach so dabei zu haben?«
Wombie guckte bedröppelt und versuchte, die Tür einfach einzutreten. Doch diese machte nur ein blechernes Geräusch, bewegte sich aber keinen Zentimeter.
»Halt' ein, edler Freund.« Hop-Tep drückte Vlarad den schlaffen Jahrmarktverantstalter in die Arme und flitzte zum Wohnwagen. Mit der Seite rammte er die bläuliche Tür und schon war diese aus den Angeln geflogen. Er duckte sich etwas, um hineinzuschauen.
»Hop-Tep! Das ist ja lang her, wie nett! Ich hoffe mal, das soll eine Rettung sein?« tönte da auch schon eine alt klingende Stimme aus dem heruntergekommenen Gefährt.
Hop-Tep quetschte sich wieder aus der Öffnung heraus. »Thomas, wie schön dich unversehrt zu sehen. Warte, ich helfe dir heraus.«
Obwohl sich Schulze ganz schön in Toms Griff wand, ließ dieser nicht los. Doch er guckte angestrengt zum Wohnwagen hinüber, wo gerade ein kleiner, sehr alter Mann hinaus kraxelte. Er stützte sich auf der einen Seite auf einen Gehstock und auf der anderen auf Hop-Tep, doch sein fröhliches Gesicht zeigte, dass er wohl nicht ernsthaft verletzt war.
Vlarad trat auf die beiden zu und schaffte es trotz Barthelmann im Arm, besonders aristokratisch auszusehen. »Sei gegrüßt, Thomas Meier. Mir ist bewusst, dass Sie von dieser ungewöhnlichen Situation erschöpft sind, doch wir brauchen dringend Ihre Hilfe.«
Zuerst war Tom etwas verwundert, dass Vlarad ihn sofort um den Rückzauber bat, doch dann erinnerte er sich daran, dass sie ja eigentlich gar keine Zeit hatten. Dada und er hielten Mandelbuden-Heinz weiterhin im Schraubgriff und Mimi stand direkt vor ihnen neben Welf, doch sie alle guckten in Richtung Thomas.
Dieser stand nun alleine, stützte sich aber auf seinen Gehstock. Wäre die Situation nicht so ernst, würden Tom wahrscheinlich hunderte fiktive Charaktere einfallen, an die er sich durch das Erscheinungsbild des Mannes erinnert fühlte, so klischeehaft Gandalf-mäßig sah er aus. Nur eben in viel kleiner.
»Ich sehe, die Situation ist ernst. Eure teilweise untoten Existensarten wurden vertauscht, sagt ihr? Nun gut.« Und damit hob Thomas den linken Arm in die Luft. »Na kommt schon alle her! Nein, stopp, nicht dieser rüpelhafte Entführer und auch nicht der ohnmächtigen Mann!«
Dada schaffte es schnell, den Mann mit ihrem Gürtel zu fesseln und legte ihn recht unsanft vor den Wohnwagen. Barthelmann wurde einfach daneben gelehnt.
»Alle sieben in einen Kreis um mich rum! So ist gut. Und jetzt schön die Augen schließen und an eure alte Form denken!« Thomas murmelte ganz leise, und obwohl Tom noch mit seinem Super-Gehör mitbekam, was er sprach, hörte es sich für ihn doch nur wie Quatsch an. Ähnlich wie der sterbende Magier im Wald.
Dann geschah doch etwas. Es fühlte sich so an, als würde Tom irgendwas aus ihm selbst entrissen werden, gar nicht mehr so „einfach so" wie im Wald. Gleichzeitig kehrte aber auch was zurück und ehe er sich's versah, war wieder alles wie immer.
»Sie alle können ihre Augen nun öffnen.«
Das erste, was Tom überprüfte, war sein Geisternavi. Er hatte gleich am Anfang dieses Abenteuers seinen Unterarm überprüft, und alle Punkte waren grün statt rot gewesen. Doch jetzt sah es so aus wie sonst auch. Und auch er selbst fühlte sich völlig... normal. Kein komisches Nackenfell, kein Super-Gehör mehr und auch sicherlich keine übernatürliche Fitness.
Die anderen sahen ebenfalls an sich herab und fanden genau das vor, was sie sonst auch sahen. Welf verschränkte wie gewohnt die Arme und konnte nicht verbergen, dass er lächelte. Anscheinend hatte es ihm doch ganz schön zugesetzt, keinen festen Boden unter den Füßen zu haben.
Dada hatte sich optisch kaum verändert, ihre dunkle Haut war während der kurzzeitigen Verwandlung in eine Vampirin nicht wirklich blasser geworden, doch sie schien sich deutlich wohler zu fühlen als gerade eben noch.
Wombie war in den wenigen Sekunden zurück zu seinen normalen zweieinhalb Metern gewachsen und kuschelte sich an Odor, der nun nicht mehr irgendwie zu groß für ihn aussah.
»Bemerkenswert, vielen Dank Thomas. Ich gehe richtig aus, dass noch mehr Stunden in diesen Vertauschungen den Gegenfluch vermutlich gänzlich verhindert hätten?« fragte Vlarad, dem man überhaupt nichts aus seinem Gesicht ablesen konnte.
Thomas Meier nickte schwer. »Richtig, Vampir. Auch wenn ihr das wohl eher aus Eigeninteresse getan habt, bin ich Ihnen allen sehr dankbar für die schnelle Rettung. Euer Instinkt, nicht zu lange so zu bleiben, war goldrichtig.«
»Sei dir sicher Thomas, dass wir auch ohne diese Umstände zu Hilfe geeilt wären, sobald wir von deiner Lage erfahren hätten.« mischte sich Hop-Tep ein. Obwohl Tom ja der einzige war, der nun wieder vollständig menschlich war, sah auch Hop-Tep wieder ganz normal aus. Er war auf normale Größe zurückgeschrumpft und war kein bisschen verwest.
»Ach was, passt schon. Aber was machen wir jetzt mit diesem Irren?« fragte der Magier und deutete auf Heinz Schulze, der wütend zurückstarrte.
»Sollen wir vielleicht das Hexengericht anrufen?«
»Nein Tom, dieser Mann ist ein Mensch. Würdest du nun Amalia kontaktieren, würde sie dir sagen, dass sie dafür nicht zuständig ist.« Vlarad legte eine Hand ans Kinn. »So traurig seine jetzige Existenz auch ist, ich halte es für das Beste, ihn einfach die Erinnerungen zu nehmen. Eine so lange Zeitspanne zu manipulieren ist zwar nicht ganz sicher, aber eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.«
Die anderen nickten betreten. Vlarad hatte recht, es war möglich, dass sich der Mann irgendwann doch wieder erinnerte, aber sie vertrauten auch den Hypnosekünsten ihres Vampirs.
Dieser trat an den Wohnwagen und bückte sich zu Heinz Schulze herunter.
»Warte, ich entfessle ihn eben! Solange er sich erinnert halte ich ihn einfach fest.« Dada eilte hinüber und lockerte den Gürtel.
Während all diesen Aktionen schwieg Schulze konsequent. Es war, als wäre alle rachsüchtige Energie von ihm abgefallen. Er hatte verloren und wusste das auch.
»Und nun schau auf dieses Pendel...«
Nach wenigen Sekunden war er weggenickt.
Vlarad richtete sich auf und strich seinen Gehrock glatt. »Ich werde mich um Frank Barthelmann kümmern, sobald wir zurück in der Schreckensfahrt sind. Wahrscheinlich war unser Tempo auf dem Hinweg förderlich für seine Ohnmacht. Jedenfalls wäre es unklug, ihn hier aufzuwecken.«
Tom nickte. »Und wie kommen Sie jetzt nach Hause, äh, Thomas? Wenn sie wollen, also, wir haben für den Notfall noch ein wenig Reiseschleimpulver dabei.«
Der alte Mann lachte. »Keine Sorge, ich habe noch einen Gefallen bei der Wurmkönigin frei! Das ist zwar nicht unbedingt angenehmer, kostet aber deutlich weniger seltene Zutaten.« Er winkte in die Runde und verneigte sich ein wenig. »Vielen Dank für die Rettung! Sollten Sie alle irgendwann einmal magische Zutaten benötigen, klingeln Sie einfach bei mir. Meistens bin ich auch da!« Thomas Meier zwinkerte. »Gehabt euch wohl!«
Und damit wurde er von der Erde verschlungen.
Einen Moment sagte niemand etwas, bis Dada das Wort ergriff. »Na dann, bald wird's hell. Sollen wir dann mal los?«
»Logo.« antwortete Welf. »Tom, Rücken?«
Tom stöhnte, ließ sich aber gehorsam huckepack tragen. Vielleicht war es ja doch besser so.Zurück in der Geisterbahn kümmerte sich Vlarad sofort um Frank Barthelmann. Er trug ihn zurück zu seinem eigenen Wohnwagen und löschte die Erinnerungen an die letzten Stunden. Ihm würde es schon gut gehen.
Als die Geisterbahnbewohner zusammen im Wohnwagen saßen, wirkte es so, als sei von allen die Anspannung abgefallen. Sie alle hatten das Gefühl, ihre Freunde noch besser zu verstehen als vorher.
Doch auch der Alltag pendelte sich schnell wieder ein. Sie hatten die Geisterbahn nach dem Ende des außerplanmäßigen Wintermarkt in Essen abgebaut, den sie ja ohnehin nur widerwillig mitgenommen hatten. Zurück in der Halle konnten dann die Reparaturen der Schreckensfahrt weitergehen. Vlarads Labor sah immer besser aus, Toms Geburtstag rückte langsam näher und der Winter schritt voran. Nach einigen Tagen war es fast so, als wäre es nie passiert — bis auf die Kleinigkeit, dass Frank Barthelmann nun ernsthaft überlegte, sich mal zur Therapie anzumelden. Es war schließlich komisch, dass er nun schon mehrfach Gedächtnislücken gehabt hatte! Nicht, dass das von Überarbeitung kam...
Ende.— — — — — — — — — — — —
Author's Note
So. Dann wären wir endlich fertig. Ich bin auch ein wenig schockiert, dass ich für insgesamt nicht mal 10k Wörter über 3 Jahre gebraucht hab :,) Aber jetzt bin ich ja durch. Ursprünglich wollte ich mit der Story eher in eine Vampir mäßige Richtung gehen, das ganze hat sich dann aber doch entwickelt zu... Mandelbuden-Heinz xD
In diesen 3 Jahren ist extrem viel passiert, ich hab Abi gemacht, mein Studium angefangen und bin immer noch hardcore Ghostsitter Fan :D
Ich denke, ich werde auch in Zukunft mal neue Ghostsitter Fanfictions schreiben, aber vermutlich nicht jetzt und vielleicht auch nicht unbedingt auf Wattpad. Eigentlich bin ich ja deutlich größerer Fan von Ao3 als Plattform, aber da gibt es aktuell sogar noch weniger zu Ghostsitter als hier :,) Naja.Auf jeden Fall vielen Dank fürs Lesen, ich hoffe, das Ende ist irgendwie zufriedenstellend. Vielleicht sieht man sich ja nochmal!
![](https://img.wattpad.com/cover/235542066-288-k451490.jpg)
DU LIEST GERADE
Ghostsitter Staffel 7,5
Fiksi PenggemarHier eine Ghostsitter Fan Fiction. Es ist wie eine normale Staffel aufgebaut (hoffentlich) und spielt nach Staffel 7. Die Ghostsitter Reihe und die Charaktere gehören Tommy Krappweis, das hier ist eine Fan Fiction zur originalen Ghostsitter Reihe...