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Jess

Was ein Feigling! James fügte sich wirklich seinem besten Freund. Dann sollte er gleich bei seiner Exfreundin bleiben. Lola saß an Wandas Tisch wie ein Häufchen Elend. Seit geschlagenen zehn Minuten, die ich an ihrem Tisch gestanden hatte, hatte sie nur stumm in ihren Nudeln herum gestochert. "Vergiss ihn einfach.", Wanda fuchtelte mit ihren Händen herum und machte eine wegwerfende Handbewegung. "Echt so, dein Bruder hat noch andere Freunde.", stimmte Penelope ihr zu. Ich sah zwischen den dreien hin und her. "In Mexiko hätten wir ihn schon längst aus dem Weg geschafft." Lola lachte trostlos auf. "Echt?", Penelope klang eingeschüchtert. Ich warf ihr einen Blick zu, der ihr verdeutlichen sollte, dass das Ironie gewesen war. Jedenfalls ein wenig. In Mexiko lief so einiges anders ab. "Vielleicht hat Asher recht und James ist nicht-"

Ich schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte, nahm meinen Rucksack von der Schulter und ließ mich auf den freien Stuhl ihr gegenüber nieder. "Okay, wir überlegen uns jetzt was." Wanda sah mich interessiert an. "Das letzte Mal, als ich dich begeistert gesehen habe war, als du festgestellt hat, dass Matteo in deinem Kurs ist." Ich schenkte ihr einen kurzen genervten Blick, ehe ich wieder zu Lola sah. "James ist ein Feigling und das machen wir ihm deutlich. Comprende? Und Asher soll sich aus deinem Liebesleben heraushalten. Du bist keine zwölf mehr."

"Sprich weiter.", forderte mich Penelope interessiert auf. "Wir haben noch sehr viel Kuchen im Lager, den wir nicht mehr verkaufen dürfen, weil er zu alt ist. Den holen wir."

"Ne Kuchen schlacht?", Wanda klang nicht so überzeugt. Ich schüttelte mit dem Kopf. "No, der ist nur für Asher. Wenn sie heute Training haben, schnappen wir uns ihre Sachen und lassen ihn einen kleines Küchlein da." Penelope lachte auf, "Ein klassiker." Lola sah uns stirnrunzeln an, "Ist das nicht total kindisch?" Ich zog beide Augenbrauen hoch, "Feuer bekämpft man mit Feuer. Wenn sie sich wie Kinder benehmen, dann spielen wir ihnen auch so angemessene Streiche." Lola überlegte einen Moment, dann zuckte sie mit den Achseln. "Wieso nicht, ich schäme mich immer noch, dass sie das auf den Parkplatz der halben Uni geklärt haben." Wanda klatschte sich begeistert in die Hände. "Endlich mal ein bisschen aufregung in Brooklin." Ich erwiderte ihr Grinsen. "Okay, ich schreibe Jeff, dass du kommst, mein Kurs fängt gleich an."

"Kannst du den nicht ausfallen lassen?" Ich warf penelope einen bedeutungsschweren Blick zu. "Nein, den kann sie nicht ausfallen lassen.", antwortete Wanda mit einem schmunzeln. Lola sah mich wissend, nur Penelope sah weiterhin verwirrt aus. Aber ich machte mir nicht die Mühe, sie aufzuklären. Sie würde von alleine darauf kommen oder eben nicht. Ich schrieb Jeff schnell eine Nachricht, ehe ich meinen Rucksack wieder schulterte und die Mensa verließ. "Hasta Luego!", verabschiedete ich mich bis später. Ich schlenderte die Flure zu Miss Wollyhoods Kurs entlang, als sich jemand meinem Tempo anpasste. "Na, auch spät dranne?", Owens Stimme ließ mich zu ihm aufsehen. Aber nicht er bekam meine Aufmerksamkeit, sondern Matteo, der einige Schritte hinter ihm lief und mit einem undefinierbaren Blick ansah. "Wir haben uns etwas verquatscht.", mein Blick schoss zu Owen und ich blinzelte ein paar Mal. Dann nickte ich. Wieder einen Blick zu Matteo werfend bemerkte ich, dass er mich ebenfalls ansah. "Hey", machte er und ich erwiderte seine Begrüßung mit einem kurzen Lächeln. "Bist du letztes Mal mitgekommen?" Irritiert sah ich zu Owen. "Que?"

"Bei Miss Wollyhood? Im Kurs?" Wieder nickte ich einfach nur. "Ach Jess, ich liebe es Gespräche mit dir zu führen. Du bist so redselig." Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Ich habe einfach nur keine Lust auf deinen Smalltalk." Owen fasste sie gekränkt an die Brust, "Okay, autsch. Und gemein." Ich verdrehte die Augen. Wir erreichten den Kurs und Owen ließ mir den Vortritt. Ich verzog mich nach oben, in die hinteren Reihen. Ich hatte mich kaum hingesetzt, da ließ sich Owen neben mir fallen. Ich sah verwirrt zu ihm, dann fiel mein Blick auf Matteo, der sich neben den Rothaarigen setzte. Mein Herzschlag beschleunigte sich ins Unnatürliche. Wirklich, sollte jemand meinen Pulsschlag jetzt messen wollen, würde er mir die Beine hochlegen. "Was-?", verließ meinen Mund, doch Owen unterbrach mich mit seiner Hand. "Es wird Zeit, dass du akzeptierst, dass wir Freunde sind Jessilein. Und Freunde sitzen zusammen." Ich lachte irritiert auf, "No, no. Ganz sicher nicht.", meine Stimme schwang vor Belustigung. Wie kam er auf sowas? Ich fragte mich ja schon ständig, wieso Wanda und Jeff mit mir befreundet waren? Ich war niemand, mit dem man sich gerne anfreundete, zumal ich es gar nicht bis dahin kommen ließ. Wir hatten ein paar Kursbezogene Projekte zusammen gemacht, das wars. Nicht mehr und nicht weniger. Wir trafen uns dafür immer in der Bibliothek der Universität oder der Mensa. "Jess, das verletzt mich." Ich warf ihm einen bedeutung schweren Blick zu und versuchte dabei, Matteos Blick auf mir zu ignorieren. Diese blauen Augen!

"Guten Morgen!", durchbrach Miss Wollyhoods Stimme den Saal, "Ich hoffe, Sie sind alle wach und munter, denn sie werden eine neues Projekt bekommen. Es wird wie eine Hausarbeit gewichtet und gewertet." Ich seufze auf, schon wieder ein Langzeitprojekt. "Sie erarbeiten zu zweit eine Konzeptentwicklung, die ich Ihnen zu teilen werde." Noch ein Seufzer. In Paaren? Außer Owen und Matteo kannte ich niemanden aus diesem Kurs und Owen war der einzige, mit dem ich jemals die Projekte bearbeitet hatte. "Ich will wissen, wie Sie mit den fiktiven Firmen kommunizieren, wie Sie die Wunsche und Anforderung umsetzen und bearbeiten.", Miss Wollyhood legte einen dicken Stapel Unterlagen auf ihren Pult ab. "Noch was.", fügte sie hinzu, "Ich will neue Partner sehen. Tauschen Sie sich aus, dass erweitert Ihre Horizonte." Und ein dritter Seufzer. "Wie schade Jessilein, jetzt können wir nicht zusammen arbeiten.", flüsterte Owen mir zu. Ich wollte erwidern, wie wenig mir das ausmachte, aber es machte mir etwas aus. Mit wem sollte ich denn jetzt arbeiten? "Jetzt musst du wohl mit Theo arbeiten, ich frage Clark." Owen erhob sich schneller, als ich hätte 'Que' sagen können. Mit geweiteten Augen fiel mein Blick auf Matteo. Er sah mich ebenfalls etwas überrascht an. "Das ehm-", er kratzte sich im Nacken. Sein Bizeps spannte sich kurz und ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter. "No, sì, ich meine-", machte ich und fächelte mir unauffällig Luft zu. War es hier drinnen heißer geworden? "Also, ich arbeite sonst immer mit Clark.", erwiderte Matteo auf mein Gefasel. "Ja, tambìen, no, also ich mit Owen.", antwortete ich. Der Blonde nickte. "Wenn es dir nichts ausmacht? Wir wohnen zusammen, der Weg wäre also der gleiche." Ich schüttelte mit dem Kopf, was Matteo falsch zu verstehen schien. "No, nicht das-, es macht mir nichts aus-, ich, ich war nie bei Owen.", erklärte ich mich schnell. Dios, war ich peinlich. "Oh", kam es von ihm. ich versuchte mich an einem Lächeln. "Valle.", sagte ich gedehnt und lehnte mich etwas in meinem Stuhl zurück. "Dann hole ich uns ein Projekt?", Matteo sah mich abwartend an. Ich nickte zögerlich. Ich würde ein blödes Projekt mit Matteo Mc'Kellister machen! Ich!

Wanda würde mir das niemals glauben und auch ich würde es erst begreifen, wenn ich es mit Matteo bearbeitete.

Sour and SweetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt