Ich sehe die Gefahr in deinen Augen.
POV | 𝒮ℯ𝓋ℯ𝓃
Ich laufe, so schnell ich kann und merke mit jedem weiteren Schritt, wie falsch ich mich im Grunde verhalte. Zwar begreife ich nicht, was gerade eben passiert ist, jedoch bin ich mir ziemlich sicher, dass Arden meine Hilfe braucht und es die falsche Entscheidung gewesen ist, einfach wegzurennen. Doch ich bin wie in Trance und kann nicht anhalten.
Als ich schließlich an einer - am Boden herausragenden - Baumwurzel hängen bleibe und stürze, scheint es so, als würde ich wieder zur Besinnung kommen.
Ich habe sie einfach allein gelassen ...
Langsam rappele ich mich auf und klopfe mir den Staub von der Jeans. Noch immer schwer atmend, krame ich in meiner Jackentasche nach meinem Smartphone, um mit Hilfe der darin integrierten Taschenlampe den Weg zurück zur Hütte abzuleuchten.
Zügigen Schrittes gehe ich zurück zur Waldhütte, nur um dann festzustellen, dass von Arden weit und breit keine Spur mehr zu sehen ist. Stattdessen dringt lautes Wolfsgeheule an meine Ohren, was mich nervös aufhorchen lässt.
Wölfe in unserer Gegend? Niemals ... Moment ... hat Arden vorhin nicht auf gejault?
Doch scheinbar irre ich mich. Nach einer ganzen Weile ist Arden noch immer nicht aufzufinden, weshalb ich mich dazu entschließe, nach Hause zu gehen und den morgigen Tag abzuwarten.
Auf dem Weg dorthin, rufe ich sie mindestens eine Millionen mal an und hinterlasse ihr etliche Voicemails und WhatsApp-Nachrichten. Doch auch weiterhin - keine Reaktion.
***
Ich habe die halbe Nacht lang wach gelegen und am nächsten Morgen, bin ich extra früher aufgestanden, um nochmal zur Hütte zu gehen und nach Arden zu sehen.
Was, wenn sie verletzt ist und Hilfe braucht?! Gott... ich bin so ein verfluchter Idiot!
Doch wieder finde ich nichts anderes vor, als alte, modrige Waldhütte. Also mache ich Kehrt und gehe mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube zur Schule.
Dort angekommen, öffne ich angespannt meinen Spind und betrachte mich für eine Weile in dem kleinen Spiegel, den ich vor einer Weile an der Innenseite der Spind-Tür angebracht habe. Ich sehe das Spiegelbild eines Feiglings, der weggerannt ist, weil ein verängstigtes Mädchen ihn dazu aufgefordert hat.
Verdammt!
»Yo, Alter«, ertönt es plötzlich neben mir.
»Henry ... alles klar?«
»Ja ... voll klar ... ich meine, alles super.«
Alles super?
»Was ist los?«, hake ich verdutzt nach.
»Wir sind alle ein wenig verwirrt ...« Mit zusammengepressten Lippen, lässt er seinen Blick zu Boden schweifen.
»Mann, Alter«, schnaube ich. »Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen. Was ist los?«
Er räuspert sich, anschließend macht er eine nickende Bewegung in Richtung Eingangstür. Im selben Zuge, tue ich es ihm gleich und sehe Ebenfalls zum Eingang.
Ist das etwa ... Arden? Aber ... sie sieht so anders aus.
In langsamen Schritten schreitet sie den trostlosen Schulgang entlang. Ihr Haar ist mahagoni-braun und ihre Augen bernsteinfarben. Sie trägt ein eng anliegendes Lederkleid, eine schwarze Netzstrumpfhose und klobige Stiefel.
Was ist mit ihr passiert?
Sie kommt direkt auf mich zu und sieht mir dabei tief in die Augen. Alle Blicke sind auf uns gerichtet und als sie vor mir steht, packt sie mich etwas unsanft am Kragen meines Polo-Shirts und drückt mich gegen die Spinde.
Ich schlucke schwer und mein Puls beschleunigt sich schlagartig.
Als sie näher an mich heranrückt, flüstert sie »Seven ... du bist einfach unverbesserlich« in mein Ohr und leckt sich dabei über ihre vollen Lippen.
»Gehts dir gut? Wo warst du gestern?«, frage ich so leise nach, dass niemand, außer Arden und mir, uns hören kann. »Ich hab' gedacht, dass du verletzt bist oder, dass dir etwas passiert ist ...«
Daraufhin wird ihre Miene weicher und sie presst ihren schlanken Körper fest an mich. Dann tut sie etwas, womit ich absolut nicht gerechnet habe - sie legt ihre Lippen sanft auf meine und lässt ihre Zunge vorsichtig in meinen Mund hineingleiten.
Sie küsst mich so, wie ich noch nie in meinem Leben geküsst worden bin und doch fühlt es sich so an, als würde Arden mich zum ersten Mal küssen.
Und obwohl uns alle zusehen, ist es mir in diesem Moment egal. Ich genieße, fühle und liebe es. Zur selben Zeit verspüre ich eine wahnsinnige Sehnsucht, was merkwürdig ist, weil Arden direkt vor mir steht. Es ist beinahe so, als würde ich von ihr angezogen, wie ein Magnet.
»Ms. Wallis! In mein Büro, sofort!«, ertönt plötzlich die Stimme des Rektors. »Und Sie - Mr. O'Brian - sehen zu, dass sie in den Unterricht gehen!«
Arden leckt mit ihrer Zungenspitze nochmal provokant über meine Lippen und sieht mich dabei mit verführerischen Blicken an. Als sie schließlich von mir ablässt, fühlt es sich irgendwie falsch an.
»Wir sehen uns nach dem Unterricht, bei der alten Waldhütte.«
Es klingt aus Ardens Mund mehr wie eine Aufforderung, als nach einer Frage, weshalb ich einfach nur nicke.
»Gut. Bis später ...«
Dann haucht sie mir nochmals einen flüchtigen Abschiedskuss auf die Wange und geht.
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Grey Moon - I can see your Soul
Werewolf🌕Abgeschlossen🌙 Kurzgeschichte. Arden ist an ihrer Schule die Außenseiterin. Seven ist der Footballstar, der insgeheim Gefühle für sie hegt. Doch eines Nachts geschieht etwas Furchtbares und ihre Liebe wird auf eine harte Probe gestellt. Eine Kur...