Liebe, so zerbrechlich wie Glas

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PoV Ju

Ich fahre gerade nach Hause von meinem Date. Ich hatte ziemlichen Druck auf der Tinte und brauchte wieder etwas Spaß nach der ganzen intensiven Dreharbeit. Auf meinem Bildschirm neben dem Lenkrad blinkt es plötzlich auf: Ein Anruf von Rezo. Natürlich nehme ich diesen entgegen, denn ich bin gerade äußerst gut gelaunt und ich liebe es mit meinem besten Freund zu quatschen. Doch meine Stimmung sollte sich direkt verfliegen, denn als ich den Anruf entgegen nehme, höre ich am anderen Ende der Leitung leises Wimmern. "Hey bro, alles okay?", frage ich ihn und erstmal kommt keine Antwort. Langsam kommt das Gefühl von Sorge in mir hoch. 

"Rezo?" "Kannst du bitte kommen?", fragt er und schnieft. Er hat geweint, das hört man. "Natürlich komme ich, wo bist du denn?", erkundige ich mich. Er teilt mir mit dass er zwischen den Türmen unseres Doms sitzt also nehme ich eine andere Fahrspur und fahre zur Domskirche. Es dauert nicht lange und ich parke etwas abseits in einer Seitenstraße. Sofort laufe ich zur Kirche hin, wo ich auch schon meinen blauhaarigen Freund entdecke. Ich knie mich zu ihm herunter und streichel ihm über die Schulter um zu signalisieren dass ich da bin. Er hebt langsam seinen Kopf sodass ich ihm in die knallroten, vom Weinen angeschwollene, Augen sehen kann, die sonst so wunderschön blau leuchten. 

"Ich bin hier. Was ist passiert?", frage ich woraufhin er mir in die Arme fällt und erneut das Weinen beginnt. Nun sitzen wir Arm in Arm vor der katholischen Kirche unserer Heimat und ich tröste ihn im Stillen. Als er sich beruhigt hat, lösen wir uns wieder leicht und ich hake vorsichtig mit meiner vorherigen Frage nach. Er schluckt schwer und atmet einmal tief ein und aus. "Mexi, er....er hat mich betrogen.", platzt er aus ihm. Ich reiße fassungslos meinen Mund auf und starre ihn ungläubig an. Rezo und Mexi waren schon etwas länger zusammen gewesen. Als sie es mir erzählt haben, war die Freude meinerseits sehr groß denn so, wie sich Rezo in Mexi's Nähe verhalten hat, hatte er einen Blick voller Liebe, wie ich ihn selten gesehen habe. Die beiden schienen so glücklich....bis jetzt. 

"Mit wem? Warum? Seit wann?...Was!?", fällt es mir aus dem Mund. Er versucht sich wirklich zusammen zu reißen um nicht wieder zu weinen. "Ich habe ihn eben erwischt. Ich bin nach Hause gekommen und hab die Schlafzimmertür geschlossen vorgefunden. Als ich sie öffnete, weil ich dachte dass Mexi schläft, hab ich ihn mitten im Akt erwischt." Eine weitere Pause voller Schock überrollt uns. "Wer war es denn?" " Valeria. Das Mädchen, mit dem Mahluna ihn verkuppeln wollte.", kommt es von ihm. Seine Stimmung schlägt schlagartig um, aus seinem Gesicht gleitet jegliche Emotion. Ich hebe ihn hoch und nehme ihn mit zu meinem Auto. 

Als wir drin sitzen, fange ich an zu fluchen:" What the Fuck!!? Sie hat doch gesagt sie steht nicht auf ihn, warum vögeln die denn jetzt?", ich raufe mir sauer durch die Haare. Nachdem ich mich halbwegs wieder gesammelt habe, sehe ich nochmal zu Rezo. Sein Gesicht wirkt wie eingefroren, sein Körper hat jegliche Kraft verloren. Er sitzt wie ein nasser Sack neben mir. "Ich nehme dich zu mir und da bleibst du auch erstmal. Der kann was erleben wenn ich den sehe!", sage ich ihm und halte kurz seine Hand. Ohne seinen Mund zu öffnen nickt er, einen Blick würdigt er mir ebenfalls nicht.

Ich schlucke schwer, in mir brodelt es. Eine Mischung aus Wut und Trauer macht sich breit. Niemand verletzt meinen Rezo so derartig. Niemand. Wir fahren gerade die Parkplätze zu unseren Wohnungen an, mein Blick ist auf das Fenster zu Rezo's Wohnzimmer gerichtet. Ich könnte Mexi gerade mit meinen eigenen Händen umbringen. Ich bringe meinen Freund schnell nach oben und lege meine Lieblingsdecke um seine Schultern. "Du bleibst hier, ich gehe eben schnell rüber.", sage ich und will gehen doch seine Hand umgreift meine. "Bitte, geh nicht. Ich will nicht alleine sein." "Das ist verständlich aber ich will die beiden nicht in deiner Wohnung haben.", entgegne ich ihm. Er nickt und versucht nicht wieder zu weinen.

"Ich könnte die Polizei deine Wohnung räumen lassen.", werfe ich trocken in den Raum. Er schaut mich an und überlegt. Nach ein paar Minuten Stille sehe ich ihn nicken. "Tu was du nicht lassen kannst. Ich will sie da nicht mehr haben.", ich nicke und hole mein Handy. Ich rufe die Polizeiwache an und tue so als wären die beiden in Rezo's Wohnung ungebetene Gäste, die trotz Aufforderung nicht gehen wollen. Als ich den Anruf beendet habe, stellen wir uns mit Kaffee in der Hand vor das Fenster während die Polizeibeamten Mexi und Valeria aus der Wohnung ziehen. Beide sind noch immer kaum bekleidet und Valeria versucht sich vor den Blicken der Passanten zu verstecken. Kurz bevor Mexi ins Auto einsteigen muss, schaut er zu uns hoch.

Rezo schaut emotionslos weg während ich ihm mit wütender Miene meinen Mittelfinger zeige bevor dieser etwas unsanft von dem Polizisten ins Auto gedrückt wird. Das Auto setzt sich in Bewegung und ich klopfe Rezo auf die Schulter: " Sie sind weg." "Ich weiß nicht ob ich jemals in diese Wohnung zurückgehen kann.", flüstert er und würgt danach etwas. Ich nicke verständnisvoll. "Du kannst so lange bei mir bleiben wie du es brauchst." Ich nehme ihn in den Arm und wir knuddeln uns eine Weile während Rezo noch immer versucht zu verarbeiten, dass ihn seine Vergangenheit mit einem Schlag wieder einholt.....

904 Wörter

Juzo OneShot CollectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt