Juzo OneShot Collection

Have Mercy On Me

(Tw: Selbstverletzendes Verhalten wird hier unter anderem angesprochen. Überspringt diesen Teil, wenn es euch unangenehm ist.)

PoV Ju

Ich sitze gerade in meinem Office und mache den üblichen Kram. Videos planen, Skripte schreiben, mit wichtigen Leuten telefonieren. Genervt atme ich aus. Es ist momentan nicht nur anstrengend sondern extrem nervig das alles jeden Tag aufs Neue zu machen. Thomas schielt zu mir rüber und zieht eine Augenbraue hoch. "Was ist los, Ju?", fragt er monoton während sein Blick offenbar am Bildschirm klebt. "Mir geht das alles auf den Sack.", kommentiere ich sauer. Thomas nickt verständnisvoll:" Verständlich. Mach doch mal Urlaub." Bei der Aussage kann ich nur mit den Augen rollen. Klar, er hat ja Recht aber er weiß dass mein Kanal dann nichts neues hat und der Algorithmus uns YouTuber sowieso alle hasst, also kann ich schlecht Urlaub machen. Vor allem würde da ja nicht mal ne Woche reichen, dafür bräuchte ich schon 6 Monate am Stück keine Arbeit um nicht am nächsten Tag nach der Rückkehr komplett durchzubrennen. "Ja mach ich bald.", gebe ich trocken zurück und tippe weiter auf meiner Tastatur herum. 

"Was macht eigentlich Rezo?", kommt es irgendwann erneut von meinem Mitarbeiter. Ich überlege und plötzlich fällt mir was auf....Ja, was ist denn mit Rezo? "Keine Ahnung.", teile ich Thomas mit, welcher sich augenblicklich zu mir umdreht. Ich tue es ihm gleich. "Du weißt doch sonst immer was mit ihm los ist oder was er macht. Ihr habt ja nicht mal eine neue Folge Hobbylos aufgenommen!" Ich schaue ihn ungläubig an. Wir haben nicht mal Hobbylos aufgenommen? "Bist du sicher dass wir das nicht getan haben?", frage ich ihn und er nickt. "Hat er sich auch nicht gemeldet? Ihr vergesst das sonst auch nicht.", fragt Thomas und ist mindestens so überrascht wie ich. Ich schaue auf mein Handy aber vergebens - keine Nachricht meines blauhaarigen Freundes. "Ich glaube ich gehe mal zu ihm. Das sieht ihm ja so gar nicht ähnlich.", sage ich und unterbreche meine Arbeit. Kaum die Villa verlassen, fahre ich mit meinem Auto zurück zu unseren Wohnungen und klingele bei Rezo, doch seine Stimme höre ich nicht. 

Da fällt mir ein dass ich noch den Ersatzschlüssel zu seiner Wohnung besitze also gehe ich hoch und schließe die Tür auf. Als ich im Rahmen der Haustür stehe kommt mir ein eisenhaltiger Geruch entgegen. Er sticht mir in der Nase also halte ich mir mein Shirtkragen davor und betrete die dunkle Wohnung. Aufgrund der Dämmerung draußen ist hier nicht viel Licht weswegen ich etwas orientierungslos durch die Gegend tapse. Mein Fuß berührt plötzlich etwas flüssiges, instinktiv greife ich nach der Substanz und halte sie mir an die Nase - Eisengeruch. Sind seine Supplements ausgelaufen? "Rezo?", rufe ich in die Dunkelheit. Keine Antwort. Ich schleiche weiter durch die Räume und so langsam bekomme ich Angst. Hätte ich doch nur mein Handy mitgenommen... Ich gehe vorsichtig einen Schritt nach dem anderen bis mein Fuß etwas berührt. Ich gehe in die Hocke und taste es ab bis ich merke dass es sich anfühlt wie...Haut? Wie...Rezo!? Meine Hände suchen wie blöd alles ab bis ich scheinbar das Gesicht gefunden habe. Ich fahre mit den Fingern über die Lippen, Nase und Kontur...ja, es ist Rezo. "Rezo! Hey, wach auf!", ich rüttel an ihm doch er rührt sich nicht.

Das ist das eisenhaltige vielleicht..Blut? Panisch sehe ich mich um und schlage die Wände ab bis ich einen Lichtschalter erwische und das Wohnzimmer und die Küche erhellen. Ich traue mich gar nicht umzudrehen. Ich will Rezo nicht so sehen. Ich atme verkrampft ein und aus und drehe mich doch um, denn für Angst gab es jetzt keinen Platz. Rezo liegt bewusstlos vor mir, sein Kopf lehnt an der Armlehne des Sofas, seine Unterarme sind frei von Kleidung, an den Handgelenken...Blut. Ich schreie das ganze Haus zusammen. Mit zittrigen Armen und Beinen umklammere ich seinen lauwarmen Körper und rufe seinen Namen laut aus. Seine Nachbarn haben meine verzweifelten Rufe anscheinend gehört denn sie rennen in die Wohnung und verständigen auf meine Bitte hin einen Notarzt. Die nächsten Minuten und Stunden bekomme ich nur so halb mit. Ich höre Stimmen, doch ich antworte ihnen nicht. Wie gelähmt folge ich Anweisungen bis ich anscheinend im Krankenhaus zu mir komme. 

Ein junger Arzt steht vor mir und rüttelt sanft an meiner Schulter:" Herr Bam, sind Sie okay?", ich schaue ihn an doch mehr als ein Nicken kann ich ihm nicht anbieten: "Ihr Freund ist stabil und außer Lebensgefahr. Sie kamen noch in letzter Sekunde, sonst wäre er verblutet. Er ist noch nicht wach aber sie können zu ihm." Nichts lieber als das. Ich quetsche ihm noch meinen Dank aus dem Hals und gehe direkt zu Rezo ins Zimmer.  Der weiße Raum wirkt unfreundlich und so uneinladend, ich schlucke schwer. Durch die nicht vorhandene Farbe wirkt mein Freund noch bleicher im Gesicht als sonst. Ich setze mich neben ihn und fahre mit meinen Augen seine Gesichtszüge nach. Warum, Rezo...warum? Tränen kommen hoch und auch wenn es berechtigt ist, drücke ich sie runter. Der blauhaarige öffnet plötzlich seine Augen und versucht sich an das fahle Licht zu gewöhnen. Völlig entsetzt setze ich mich auf die Bettkante und nehme seine Hand. "Rezo? Kannst du mich hören?", müde dreht er seinen Kopf zu mir,"Ju?", kommt es von ihm. Zitternd rollen nun doch Tränen von meinem Gesicht und ich versuche ein Lächeln zu erzwingen bevor ich nicke und ihm die Haarsträhnen aus dem Gesicht streiche. "Warum weinst du?"

Ich versuche mich etwas zu fangen bevor ich seine Frage beantworte:" Ich hab nach dir gesehen weil du dich tagelang nicht gemeldet hast. Ich hab dich bewusstlos im Wohnzimmer auf dem Boden liegend gefunden und...", ich unterdrücke einen Heulkrampf," du hast dir deine Handgelenke verletzt. Du wärst fast gestorben, Rezo!", ich falle ihm heulend in die Arme. Nachdem ich mich beruhigt habe sehe ich ihn wieder an doch er runzelt mit der Stirn. "Was soll ich gemacht haben?", fragt er verwirrt. Auch ich runzele mit der Stirn. "Was meinst du?" " Was meinst du, Ju? Ich hab das nicht getan." Bitte was?....

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