Kapitel 33

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Mein Blick war starr geradeaus an die Decke gerichtet. Erst nach einigen Minuten war der Schockzustand vorüber. Langsam richtete ich mich auf und musste mit Erschüttern feststellen, was währenddessen geschehen war. Taron und Milan teilten sich widerwillig mit mir die Zelle. Nur die Glasscheibe stand zwischen uns und dem Doktor und der Tatsache, dass ich ihn oder Tayla anfallen würde. Ich warf einen kurzen Blick zu den Jungs. Sie schienen unversehrt zu sein, und Milan war wieder vollständig bei Bewusstsein.

»Geht es dir gut?«, wollte Taron wissen.

»Wie man's nimmt«, antwortete ich, denn mental ging es mir absolut nicht gut, aber körperlich mittlerweile schon. Ich wandte mich an Milan. »Und dir?«

»Geht schon«, antwortete er knapp. Dann brauchte ich mir keine großen Gedanken um ihn zu machen, denn momentan gab es Wichtigeres. Zum Beispiel hier herauszukommen und eine weitere Katastrophe zu verhindern. Vielleicht könnten uns die anderen zu Hilfe kommen. Aber es reichte vorerst auch, wenn sie Bescheid wussten, doch ich machte drei für uns unerreichbare Handys auf dem Labortisch aus. Mittlerweile besaß ich auch wieder ein neues Handy, nützte mir nur gerade wenig.

Wie sollten wir nur hier rauskommen? Die eigentliche Frage war aber, was jetzt aus uns wird. Sollen wir hier drin verschmoren, bis wir ihn anbettelten? »Und? Was ist Ihr grandioser Plan?«, fragte ich den Wissenschaftler. »Wie lange wollen Sie uns hier festhalten? Bis wir tot sind?« Ich lachte kurz auf. Er hatte da wohl einiges undurchdacht gelassen, aber ich konnte nicht einschätzen, wie weit er gehen würde. Hoffentlich machte er sich nicht zum Mörder. »Sie wissen schon, dass das hier eine Straftat ist, oder?«

»Einbruch auch«, erwiderte der Doktor. Innerlich lachte ich. Das war doch kein Vergleich! Wir hatten nicht vor, etwas zu stehlen, sondern jemanden zu retten. Damit war das wohl kein Einbruch. Jedenfalls nicht für mich. »Aber wenn Sie wissen wollen, was jetzt mit euch geschieht: Ihr bleibt so lange hier, bis das Ganze mit den Aliens vorbei ist. Denn ich werde der Retter in der Not sein, der eine Lösung für das Problem hat. Und wenn ich dann der Held bin, könnt ihr machen, was ihr wollt. Geht nur und erzählt jedem, was ich Schreckliches getan habe, dann wird es keinen mehr interessieren, denn ich habe alles fürs Allgemeinwohl getan. Keiner wird euch zuhören!« Er grinste. So sehr ich dabei gern widersprechen würde: Sein Plan könnte tatsächlich aufgehen, aber das würde ich nicht zugeben.

»Und was soll das für eine tolle Lösung sein, von der Sie da sprechen«, gab ich unbeeindruckt von mir, doch insgeheim wollte ich es wissen, denn wenn es Tayla schadete, wollte ich es verhindern können.

Morton sah mich verschwörerisch an. »Das werden Sie schon sehen.«

»Nein, das ist Wahnsinn.« Wollte er uns wirklich, für was weiß ich wie lange, der Freiheit berauben? Wenigstens gab es Leute, die von unserer Aktion wussten. Sie würden noch vorher kommen und uns hier irgendwie herausholen. Aber wenn es so weit war, was machten wir dann mit diesem Wahnsinnigen?

Gerade als ich darüber nachdenken wollte, wurde mir eine andere schreckliche Erkenntnis bewusst. Ich hatte da etwas völlig vergessen. Und jetzt könnte es schon zu spät sein. Das hoffte zumindest ich nicht, es war ja noch früh am Morgen. Die Aliens wollten nur zwei Tage warten, bis sie sich selbstständig auf die Suche machen würden. Heute war der Dritte. Wie hatte ich das nur vergessen können? Sonst waren es immer drei Tage. Warum jetzt auf einmal zwei? Ich war irgendwie davon ausgegangen, dass ich noch heute Zeit gehabt hätte, doch dem war nicht so.

»Was ist los? Du schaust so entsetzt?«, wollte Taron wissen.

Ich sah zu ihm. »Die Aliens werden heute nach ihr suchen.«

»Und sie wissen weder, dass du weißt, wo sie ist, noch dass du vorhattest, sie heute zu befreien«, schlussfolgerte Milan. Ich nickte. Wieder meine Schuld! Warum konnte ich nicht einmal was richtig machen? Aber wie hätte ich es ihnen auch sagen sollen? Dazu hätte ich mich wieder bei Ebbe zu ihren Raumschiffen in das Sperrgebiet schleichen müssen. Ich versuchte, mir die Schuld irgendwie auszureden. Nur war es nicht vollständig möglich. Wieso bloß lag es immer wieder an mir? An meiner Dummheit. Sollte ich nicht langsam mal dazu lernen? Wäre schön. Denn ich wusste nicht, wie ich sowas auf Dauer aushalten konnte. Erstaunlicherweise ging es mir dieses Mal nicht so nah wie sonst. Aber das musste nichts bedeuten. Ich hatte einfach nur meine Gefühle besser unter Kontrolle. Mittlerweile gab es ja genügend Situationen dafür zum Üben.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 22 ⏰

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