POV SEAN
Seit heute Morgen war ich auch endlich wieder zuhause. Das Gefühl war sehr merkwürdig und ich hatte auch ziemliche Angst bekommen, aber mir nichts anmerken lassen. Nun saß ich in meinem Zimmer und dachte über das nach, was passiert ist. Dean war immer noch im Krankenhaus, also war ich alleine in meinem Zimmer.Plötzlich klopfte es an der Tür, die sich kurz darauf öffnete. Tyler kam in mein Zimmer und schloss die Tür hinter sich. „Wie geht's dir?" Ich zuckte bloß mit den Schultern. Was soll ich auch antworten? Das es mir gut geht? Das wäre gelogen, also sag ich lieber nichts. Tyler kam auf mich zu und setze sich neben mich aufs Bett. „Ich hab gesehen, dass du Angst hattest. Du musst dich dafür nicht schämen."
Es war, als ob seine Worte die Rüstung zertrümmerten, die ich mit aller Mühe vorhin aufgebaut hatte, damit keiner denkt ich sei schwach. Mir stiegen Tränen in die Augen und ich wollte mich wegdrehen. Doch dann entschied ich mich dagegen und ließ meinen Kopf gegen Tylers Brust sinken, wo ich anfing, hemmungslos zu weinen. Tyler sagte nichts und legte bloß seinen Arm und mich. Sanft strich er mir über den Rücken, während die Tränen immer mehr wurden. Alles was sich durch den Einbruch angestaute hatte, brach aus mir heraus. Die Angst, das Gefühl gefesselt und wehrlos zu sein, die Schmerzen, die Angst um Dean und Lexy, einfach alles. Tyler blieb die ganze Zeit bei mir. „Seid ihr sauer auf mich?", fragte ich irgendwann schluchzend. „Wieso sollten wir?" „Weil ich euch angelogen habe" „Du meinst den Anruf, oder?" Ich nickte bloß. „Wir sind auf gar keinen Fall sauer auf dich, du hast alles richtig gemacht. In einer solchen Situation ist es richtig zu tun, was verlangt wird. Wer weiß, was sonst passiert wäre. Außerdem hast du uns durch dein Klopfen auf euch aufmerksam gemacht und wir konnten euch schneller befreien. Es ist wirklich alles gut, keine Angst."
Nachdem wir noch eine Weile auf dem Bett saßen und er einfach nur für mich da war, klopfte irgendwann Braydon an die Tür. „Essen ist fertig, kommt ihr runter?" „Wir kommen gleich.", erwiderte Tyler. Er wuschelte mir durch die Haare und fragte dann: „Kommst du mit runter?" „Ja, ich hab total Hunger.", meinte ich grinsend.
Im Esszimmer saßen schon unsere anderen Geschwister, bis auf Dean und Jaiden, und warteten auf uns. Ich setzte mich neben Sky und machte mir stumm eine Portion des Essens auf den Teller. „Ist alles gut?", hörte ich plötzlich Skylars leise Stimme neben mir. Ich schüttelte nur leicht den Kopf, auch wenn es echt gut getan hatte, mit Tyler zu reden, ich fühlte mich noch immer nicht wirklich gut. „Wollen wir zwei nach dem Essen zu Dean fahren? Jaiden hat gleich eine längere OP, da kann er nicht bei ihm sein und er wäre sonst alleine." „Gerne", erwiderte ich und begann zu essen.
„Ich habe übrigens gute Nachrichten, ", sagte Tyler, woraufhin wir ihn alle erwartungsvoll ansahen. „Es wurde eine Fahndung rausgegeben und vor zwei Stunden wurden die Täter gefasst. Die sind jetzt in Untersuchungshaft und unsere Sachen noch bei der Spurensicherung. Leider noch nicht alles, aber immerhin ein großer Teil. Und den Rest bekommen wir auch noch zurück.", erklärte er strahlend. „Das ist ja super", sagte Malcolm und die anderen stimmten ihm zu. „Aber ich dachte die sind schon längst im Gefängnis.",meinte ich verwirrt und sah die anderen misstrauisch an.Tylers Grinsen verschwand und er sah mit erschrockenen Gesichtsausdruck Baden und Sky an. „Ähh - also", setzte er an, doch Sky unterbrach ihn und wendete sich mir zu. „Wir haben dir das im Krankenhaus gesagt, da du stark unter Schock standest und nicht in der Lage gewesen wärst, mit der Wahrheit umzugehen. Dir wäre es noch schlechter gegangen, als ohnehin schon, das wollten wir nicht riskieren. Du hättest aus Angst sicher nicht einmal schlafen können.", erklärte sie sanft, „verstehst du, warum wir dir das gesagt haben?" Ich nickte langsam. Irgendwie konnte ich es schon verstehen, aber irgendwie war es ein blödes Gefühl, von den großen Geschwistern angelogen zu werden.
„Wir machen so etwas wirklich nur, wenn es nicht anders geht, ansonsten würden wir nie einen von euch anlügen,okay?" „Okay", erwiderte ich leise.Ich aß ein paar Bissen, doch irgendwie hatte ich nun keinen Hunger mehr. „Hey, was ist los? Du hattest doch eben noch so großen Hunger?", fragte Tyler besorgt. Ich zuckte bloß mit den Schultern. Sky seufzte und schob meinen Teller etwas zur Seite. Sanft legte sie einen Arm um mich und zog mich näher zu sich. „Ich kann gut verstehen, wenn du jetzt sauer auf uns bist, weil wir dich angelogen haben. Wir können gerne nochmal im Ruhe darüber reden, aber ich glaube du musst das gerade einfach alles noch verarbeiten. Vielleicht verstehst du es ja in ein paar Tagen besser und wenn du bis dahin sauer auf uns bist, ist das okay und du darfst uns das gerne zeigen. Versteck aber deine Gefühle bitte nicht, egal ob Wut, Angst oder Trauer. Okay?" „Okay", antwortete ich leise und diesmal fühlte ich mich tatsächlich etwas besser.
Ich aß noch ein bisschen was und danach fuhren wir auch schon zu Dean. Jaiden war bereits weg, als wir reinkamen lag er alleine auf dem Bett und starrte gelangweilt an die Decke. „Na Großer", begrüßte ihn Sky während ich mich einfach neben ihn legte. Ich hatte keine Lust zu reden und genoss es einfach neben meinem Zwilling zu liegen. Ich war noch immer so froh das alles gut ausgegangen war. Skylar redete leise mit Dean. Ich spürte wie ich immer müder wurde. Und wenige Minuten später fiel ich in einen traumlosen Schlaf.
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Big Family - Big Problems 2
Teen FictionAuch im zweiten Buch bleibt das Leben der zehn Geschwister chaotisch und aufregend. Denn das sind und bleiben wohl die zwei Worte, die das Leben von Familie Halstead am besten beschreiben. Doch neben all dem Trubel zählt noch immer vor allem eins: d...